Borreliose oder Sweet-Syndrom?

Dr. Andrea Wülker

In diesem Fall war wohl ein Zeckenstich für die sukkulenten Erytheme mit Papeln verantwortlich. In diesem Fall war wohl ein Zeckenstich für die sukkulenten Erytheme mit Papeln verantwortlich. © m.mphoto – stock.adobe.com

Etwa eine Woche nach einem Zeckenstich am Unterarm rötete sich die umgebende Haut bei einem 57-Jährigen. Dann breiteten sich Bläschen und Knötchen über den ganzen Arm aus, Gelenkschwellungen und Fieberschübe kamen hinzu. Weil Doxycyclin nichts brachte, wies der Hausarzt den Mann in die Hautklinik ein.

Die Dermatologen vermuteten bei den Befunden eine beginnende disseminierte Borrelien-Frühinfektion und behandelten mit Cefuroxim i.v. über zwei Wochen. Doch schon in den ersten stationären Tagen verschlechterte sich der Allgemeinzustand des Patienten zusehends und es kamen Schwellungen und Erytheme an den Fußknöcheln sowie erneute Fieberschübe hinzu.

Ein Sepsisverdacht bestätigte sich in den Blutkulturen nicht, aber der CRP-Wert des Mannes stieg deutlich an und es fielen eine Lymphopenie sowie eine leichte Anämie auf. Die Gesamtleukozyten- und die Granulozytenzahl blieben im Norm­bereich. Eine umfangreiche Virus­diagnostik ergab keine Auffälligkeiten, eine blasenbildende Erkrankung wie ein bullöses Pemphigoid konnte ausgeschlossen werden.

Schließlich half die Hautbiopsie weiter. Die histologische Untersuchung ergab ein subepidermales Ödem, eine dichte, lymphozytäre, neutrophilenhaltige Entzündungsreaktion insbesondere um die Gefäße sowie Erythrozytenextravasate und Vaskulitiszeichen. Aufgrund der Klinik und der histologischen Befunde diagnostizierten die Kollegen ein bullöses Sweet-Syndrom und leiteten eine systemische Steroidtherapie mit 1 mg/kg Körpergewicht Prednisolon täglich ein. Mit gutem Erfolg – Hautbefunde, Fieber und Schmerzen des Patienten besserten sich rasch.

Als Auslöser des Sweet-Syndroms kam in diesem Fall am ehesten der anamnestisch berichtete Zeckenstich infrage, schreiben Julius Heil und Kollegen von der Universitäts-Hautklinik Dresden. Das Sweet-Syndrom, von Douglas Sweet 1964 erstmals beschrieben, gehört zur Gruppe der neutrophilen Dermatosen.

Gelenkschmerz ohne Hinweis auf rheumatische Erkrankung

An der Haut macht sich dieses Syndrom durch disseminierte, asymmetrisch verteilte, gerötete und schmerzhafte Knötchen oder Plaques bemerkbar. Auch eine bullöse Variante wie im geschilderten Fall ist beschrieben. Das Syndrom kann idiopathisch, medikamenteninduziert oder paraneoplastisch, beispielsweise im Rahmen einer akuten mye­loischen Leukämie, auftreten. Darüber hinaus entwickelt es sich manchmal im Rahmen von Infekten und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Im beschriebenen Fall wurde das Sweet-Syndrom wahrscheinlich durch den vorausgehenden Zeckenstich ge­triggert. Die Gelenkschmerzen des Patienten ohne Hinweise auf eine rheumatische Erkrankung werteten die Autoren als Begleit­erscheinung.

Gerade bullöse Formen des Syndroms werden manchmal im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen beobachtet. Der 57-jährige Patient hatte keine gastrointestinalen Beschwerden und auch kein Blut im Stuhl. Da sich jedoch ein dreifach erhöhter Calprotectinwert im Stuhl fand, empfahlen die Kollegen ihm, eine Früherkennungskoloskopie durchführen zu lassen.

Quelle: Heil J, Abraham S, Eckardt C, Laske J, Beissert S, Günther C. „Bullöses Sweet-Syndrom nach einem Zeckenstich“, Akt Dermatol 2021; 47: 199-202; DOI: 10.1055/a-1429-9757 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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In diesem Fall war wohl ein Zeckenstich für die sukkulenten Erytheme mit Papeln verantwortlich. In diesem Fall war wohl ein Zeckenstich für die sukkulenten Erytheme mit Papeln verantwortlich. © m.mphoto – stock.adobe.com