Patientin erkrankte wohl durch eigenmächtige Rheumatherapie am Sweet-Syndrom

Dr. Dorothea Ranft

Typisch für das Sweet-Syndrom sind einzeln stehende, knotige Hautveränderungen mit erythematösem Rand und scheinbarer Blasenbildung. Typisch für das Sweet-Syndrom sind einzeln stehende, knotige Hautveränderungen mit erythematösem Rand und scheinbarer Blasenbildung. © wikimedia/Cohen PR

Die akute febrile neutrophile Dermatose kommt plötzlich und unvermittelt. Per se ist die Prognose günstig, auch ohne Therapie. Bei ausgeprägter Manifestation ergibt sich aber die Indikation zur steroidbasierten Therapie.

Begonnen hatte es mit kleinen Knoten an den Beinen. Von dort breiteten sich die Hautveränderungen vor allem auf den oberen Rücken, Brust und Kopfhaut der 58-jährigen Frau aus. Bald formten die Effloreszenzen juckende Plaques mit pseudovesikulös glänzender Oberfläche, auf der sich später zentrale Ulzerationen zeigten, schreiben Anne-Catherine Wagner­ und Kollegen von der Hautklinik am Homburger Universitätsklinikum. Zudem litt die Patientin an schmerzhaften lividen Verfärbungen an den Fingerendgliedern mit blasiger Abhebung der Epidermis.

Anam­nestisch waren ein zu dem Zeitpunkt beschwerdefreier M. Crohn und eine rheumatoide Arthritis bekannt. Labordiagnostisch zeigte sich ein deutlich erhöhtes CRP sowie eine Leukozytose mit Neutrophilie. Die Befunde sprachen für ein Sweet-Syndrom, eine fieberhafte akute Hauterkrankung. Die histologische Untersuchung einer Stanzbiopsie bestätigte die Verdachtsdiagnose.

Besserung unter systemischer plus lokaler Steroidtherapie

Auch wegen der ungewöhnlichen akralen Beteiligung behandelten die Dermatologen die 58-Jährige zunächst intravenös mit hoch dosiertem Methylprednisolon. Zusätzlich erfolgte eine steroidhaltige Lokaltherapie. Hautbefund, Juckreiz und Schmerz besserten sich innerhalb weniger Tage, sodass die Patientin aus der Klinik entlassen werden konnte. Die topische Therapie sollte sie bis zur vollständigen Abheilung fortsetzen, die inzwischen nur noch orale Steroidbehandlung wurde über Monate langsam ausgeschlichen.

Zu den Auslösern des Sweet-Syndroms zählen Streptokokkeninfekte, HIV, Hepatitis, hämatologische Erkrankungen und solide Tumoren. Auch Medikamente wie Minocyclin und Furosemid sowie Autoimmunkrankheiten kommen als Ursache in Betracht. Derartige Erkrankungen oder eine Reaktivierung von Crohn und rheumatoider Arthritis konnten bei der Patientin ausgeschlossen werden. Die Dermatologen vermuten deshalb, dass ihr Sweet-Syndrom durch die eigenmächtige Einnahme von Weihrauchkapseln, mit denen sie ihre rheumatoide Arthritis behandeln wollte, getriggert wurde.

Quelle: Wagner AC, Vogt T, Müller CSL. „Sweet-Syndrom mit akraler Beteiligung nach Boswellia-Einnahme: Ein Fallbericht“, Akt Dermatol 2019; 45: 604-607; DOI: 10.1055/a-1010-3033 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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Typisch für das Sweet-Syndrom sind einzeln stehende, knotige Hautveränderungen mit erythematösem Rand und scheinbarer Blasenbildung. Typisch für das Sweet-Syndrom sind einzeln stehende, knotige Hautveränderungen mit erythematösem Rand und scheinbarer Blasenbildung. © wikimedia/Cohen PR
Erythematöse Plaque von 5 cm Durchmesser mit pseudovesikulärem Erscheinungsbild an der linken Schulter einer Patientin. Erythematöse Plaque von 5 cm Durchmesser mit pseudovesikulärem Erscheinungsbild an der linken Schulter einer Patientin. © wikimedia/Cohen PR