Forschende decken neue Mechanismen auf

EBMT 2024 Dr. Claudia Schöllmann

Endothelzellen in Lymphknoten bieten Potenzial für therapeutische Interventionen bei der Graft-versus-Host-Erkrankung.
Endothelzellen in Lymphknoten bieten Potenzial für therapeutische Interventionen bei der Graft-versus-Host-Erkrankung. © sdecoret – stock.adobe.com

Endothelzellen in Lymphknoten spielen offenbar eine entscheidende Rolle bei der Initiierung einer akuten Graft-versus-Host-Erkrankung. Das bietet Potenzial für therapeutische Interventionen.

Bei der akuten GvHD nach allogener Stammzelltransplantation (allo-SCT) werden T-Zellen des Spenders/der Spenderin durch antigenpräsentierende Zellen (APC) aktiviert, wandern dann aus und richten Schäden am Zielgewebe der Empfänger:innen an. Neuere Studien wiesen darauf hin, dass es vor allem nicht-hämatopoetische APC sind, die die Pathogenese der aGvHD antreiben. Eine Arbeitsgruppe Würzburger Wissenschaftler:innen ging den pathogenetischen Vorgängen rund um die aGvHD-Initiierung nach und kam einer bedeutende Rolle von Endothelzellen in den Lymphknoten auf die Spur. Dr. Haaron Shaikh, Universitätsklinikum Würzburg, stellte die Daten vor und erhielt dafür den „EBMT Basic Science Award“.

Ausgangpunkt war die Beobachtung, dass allogene T-Zellen im Mausmodell zunächst in sekundäre lymphatische Organe einwandern, bevor sie – um einige Tage zeitlich verzögert – in ihr Zielgewebe migrieren und dort ihr zerstörerisches Werk verrichten. Aus diesem Grund untersuchten die Wissenschaftler:innen die Rolle der MHC-Klasse-II-vermittelten Antigenpräsentation in den sekundären lymphatischen Organen, speziell den Lymphknoten, und evaluierten dabei besonders die Rolle der Endothelzellen bei der Initiierung der aGvHD. 

Therapeutische Interventionen

Mit hochkomplexen Experimenten am Mausmodell konnten die Forschenden schließlich die schon vermutete, aber bisher nicht identifizierte Rolle von Blut-Endothelzellen in den sekundären lymphatischen Organen im Umfeld der aGvHD bestätigen. Die Endothelzellen konnten als die entscheidenden nicht-hämatopoetischen APC identifiziert werden, die die allogenen T-Zellen in den Lymphknoten mittels MHC-Klasse-II-vermittelter Antigenpräsentation „primen“ und damit aktivieren. Das Priming ist das Signal für die allogenen T-Zellen, in die Zielgewebe – etwa Darm, Leber und Haut – einzuwandern und dort die aGvHD zu manifestieren. 

Die Aufklärung dieses pathogenetischen Mechanismus eröffnet laut Dr. Shaik gleichzeitig die prinzipielle Möglichkeit einer therapeutischen Intervention. Die gezielte Hemmung von MHC II auf Endothelzellen böte die Chance einer potenziellen und eindeutigen therapeutischen Intervention nach allo-SCT, um das aGvHD-Risiko zu minimieren, so der Würzburger Wissenschaftler.

Quelle:
Shaikh H. et al. EBMT Annual Meeting 2024; Vortrag „GS02-04 - Lymph node blood endothelial cells prime alloreactive CD4+ T cells in acute graft-versus-host disease initiation“

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Endothelzellen in Lymphknoten bieten Potenzial für therapeutische Interventionen bei der Graft-versus-Host-Erkrankung.
Endothelzellen in Lymphknoten bieten Potenzial für therapeutische Interventionen bei der Graft-versus-Host-Erkrankung. © sdecoret – stock.adobe.com