
Frühes SCLC einmal oder zweimal täglich bestrahlen?

Die erste Wahl der Chemotherapie ist für das kleinzellige Lungenkarzinom in frühen Stadien (Limited disease, LD-SCLC) Cisplatin/Etoposid für vier Zyklen. Möglichst simultan dazu wird – sofern die Tumorausbreitung das gestattet – bestrahlt. Die Fünf-Jahres-Überlebensraten liegen bei 10–20 %. Über die optimale Dosierung und Fraktionierung der Bestrahlung besteht kein kompletter Konsens. Es wird häufig zweimal täglich mit einer Gesamtherddosis von 45 Gy über drei Wochen bestrahlt, aber nicht selten auch einmal täglich mit höheren Dosierungen – in Pilotstudien mit bis zu 70 Gy.
An der Phase-3-Studie zu diesem Thema, die Professor Dr. Jeffrey Bogart, Upstate Cancer Center, Syracuse, vorstellte, nahmen 638 Patienten mit LD-SCLC teil. Randomisiert erhielten sie zusätzlich zu einer Chemotherapie mit vier Zyklen Cisplatin (seltener Carboplatin) und Etoposid entweder über drei Wochen zweimal täglich eine Dosis von 45 Gy oder über sieben Wochen einmal täglich 70 Gy. Die Radiatio startete mit dem ersten Chemotherapie-Zyklus. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben – mit der Hypothese, dass die hochdosierte Bestrahlung es signifikant verlängern würde.
Nach median 2,84 Jahren ab Randomisierung fiel der Unterschied beim medianen Überleben mit 30,5 Monaten im Hochdosis- gegenüber 28,7 Monaten im konventionell dosierten Arm allerdings nicht signifikant aus (Hazard Ratio [HR] 0,94; 95%-KI 0,75–1,17; p = 0,591) – ebenso wenig die Zwei- und Vier-Jahres-Raten mit 56 % im Vergleich zu 58 % bzw. 34 % im Vergleich zu 29 %. Ähnliches galt für das progressionsfreie Überleben (HR 0,98; 95%-KI 0,8–1,2; p = 0,857).
Auch die meisten Nebenwirkungen von Grad 3 oder höher waren in beiden Armen ähnlich:
- febrile Neutropenie (13,6 % vs. 12,6 %),
- Dyspnoe (7 % vs. 4,3 %),
- Ösophagus-Schmerzen (12 % vs. 11 %) und
- Dysphagie (11,3 % vs. 9,5 %).
Es kam zu etwa doppelt so vielen Todesfällen aufgrund von Nebenwirkungen im Hochdosisarm im Vergleich zum Kontrollarm (3,7 % vs. 1,4 %).
Diese bislang größte Strahlentherapie-Studie zum LD-SCLC liefert keinen Beleg dafür, dass einmal täglich 70 Gy gegenüber zweimal täglich 45 Gy das Überleben verlängert, so Prof. Bogart. Die Ergebnisse seien aber auch nicht schlechter und stellen laut ihm die bislang beste Evidenz für die Wirksamkeit der normal fraktionierten Hochdosis-Bestrahlung dar. Auch wenn nach dem statistischen Plan der Nachweis einer Nicht-Unterlegenheit hier nicht möglich sei, erscheine das einmal tägliche Protokoll hierdurch gerechtfertigt.
Quelle: Bogart J et al. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell); Abstract 8505; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.8505
Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)
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