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Gefährliche Krampfadern – wie sich Ulzera bei Veneninsuffizienz verhindern lassen

Infolge der Venenklappeninsuffizienz kommt es bei Krampfadern zu einem bidirektionalen Blutfluss bzw. Reflux gegen die physiologische Stromrichtung. Während bei Gesunden mehr als 30 Sekunden vergehen, bis der Knöcheldruck im Stehen auf 90 mmHg ansteigt, kann dies bei einer chronisch-venösen Insuffizienz in weniger als drei Sekunden passieren. Der Knöcheldruck ist also viel länger erhöht, schreiben die Autoren um Eleanor R. Atkins, East Suffolk and North Essex NHS Foundation Trust in Colchester. Es besteht eine venöse Hypertonie. Ein besonders hohes Progressionsrisiko (Hautveränderungen, Ulzera) tragen Patienten über 55 Jahre, Übergewichtige, familiär Vorbelastete und Frauen.
Die vom Patienten geschilderten Symptome können oft unspezifisch klingen. Viele klagen über Schmerzen, Schwellungen, Juckreiz und schwere Beine. Kutane Veränderungen beschreiben die Betroffenen oft als Ausschlag bzw. dunkle oder helle Flecken. Manche sprechen von einer verdickten oder gespannten Haut, die sich holzartig anfühlt. Ulzera werden nicht selten als einfach schlecht heilende Wunden nach einer Stoß- oder Kratzverletzung verkannt und Thrombophlebitiden heißen im Patientenjargon „harte, bei Berührung schmerzhafte Knoten“.
Beide Beine von der Leiste bis zu den Zehen untersuchen
Zur besseren Abklärung empfehlen die britischen Kollegen vier Fragen:
- Stören Ihre Venenbeschwerden bei täglichen Verrichtungen wie Arbeit, Einkaufen oder Hobbys?
- Hatten Sie schon einmal ein schlecht heilendes Ulkus bzw. „Geschwür“ am Bein?
- Haben Sie Symptome wie Gewichtsverlust oder rektale bzw. vaginale Blutungen bemerkt? (Red Flags – Das könnten Warnsignale für einen Tumor sein)
- Wurden Sie schon einmal wegen Varizen oder Thromboembolien behandelt? (Einschränkung für künftige Therapien)
Präsentiert sich ein Patient mit Varizen, ist die Untersuchung beider Beine – von der Leiste bis zu den Zehen – obligatorisch. Einseitige Befunde können auf eine maligne Genese hinweisen. Entsprechend gehört abdominelle Palpation fest zum Programm. Krampfadern imponieren typischerweise als schmerzlose, weiche, komprimierbare Knoten unter einer unveränderten Haut. Sie entwickeln sich vorwiegend an der Innenseite von Ober- und Unterschenkeln in der Nähe der V. saphena magna.
Red Flags bei Varizen
- Gewichtsverlust
- rektale oder vaginale Blutung
- verändertes Stuhlverhalten
- Harnwegssymptome
- Schmerzen im Beckenbereich
- Nachtschweiß
Bei Hautveränderungen und Beschwerden zum Facharzt
Das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) empfiehlt die fachärztliche Abklärung bereits, wenn eine Varikose Beschwerden verursacht (Schmerz, Schwellung, Juckreiz etc.). Indiziert ist diese auch bei Hautveränderungen, die auf eine chronisch venöse Insuffizienz hinweisen, sowie bei Ulzera (aktiv oder verheilt) und superfizieller Thrombose. Aufgabe des Spezialisten ist es dann, den Schweregrad der chronisch venösen Insuffizienz abzuschätzen und zu bewerten, ob der Patient für eine operative bzw. interventionelle Therapie infrage kommt.* S2k-Leitlinie „Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK)“; AWMF-Register-Nr. 037-005, www.awmf.org
Quelle: Atkins ER et al. BMJ 2020; 370: m2509; DOI: 10.1136/bmj.m2509
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