Gefahr durch Schimmel in der Wohnung deutlich überschätzt

Epidemiologische Studien zeigen übereinstimmend einen Zusammenhang zwischen Feuchteschäden in Innenräumen und bestimmten Symptomen, vor allem Atemwegsbeschwerden, Reizungen von Augen, Nase und Rachen, verstopfter Nase, Giemen, Pfeifen, trockenem Husten und Müdigkeit, schreiben die Leitlinienautoren. Zwar ist es bislang nicht gelungen, Kausalität zu beweisen, doch bei einigen Krankheitsbildern hat man ausreichende Evidenz für eine Assoziation mit Schimmelpilzexposition. Zu diesen gehören:
- Allergische Rhinitis: Die Betroffenen sind zu 2,7–19 % gegen Pilzallergene in Außenluft und Innenräumen sensibilisiert.
- Allergisches Asthma bronchiale: Schimmelpilze in Innenräumen induzieren ein perenniales Krankheitsbild, Schimmelpilze, die in der Außenluft saisonal in hohen Konzentrationen vorkommen, ein saisonales.
- Exogen allergische Alveolitis: Hier dominieren Pilze aus Räumen, die über Stäube und Aerosole (aus Luftbefeuchtern, Klimaanlagen, Federn u.a.) die Entzündung fördern.
Außerdem geht man davon aus, dass Atemwegsinfekte bzw. eine Bronchitis durch Schimmel begünstigt werden können.
Rheuma durch Schimmel gibt es nicht
Beim atopischen Ekzem vermutet man nur eine Assoziation zur Schimmelpilzexposition aufgrund der eingeschränkten Evidenzlage. Keinen Anhalt gibt es dafür, dass zwischen der Exposition und der Entwicklung von COPD, Rheuma, Arthritis, Sarkoidose oder Krebserkrankungen ein Zusammenhang besteht. Wie sehr ein Mensch durch Schimmel gefährdet ist, hängt stark von seiner Prädisposition, der individuellen Empfindlichkeit und dem Ausmaß der Exposition ab. Als „Risikopatienten“ gelten solche mit Immunsuppression, Mukoviszidose und Asthma bronchiale.
Dem Schimmelpilz in der Wohnung Paroli bieten
- Drei- bis viermal täglich für 5–15 Minuten Stoßlüften und Heizen, um den Wohnbereich trocken zu halten. Die relative Luftfeuchte sollte < 65 %, die optimale Raumtemperatur bei ca. 20 °C liegen.
- Nach dem Duschen oder Baden das Bad lüften, Dusch- und Badewanne abziehen und trocknen, Duschvorhänge regelmäßig waschen und trocknen lassen, feuchte Handtücher aus dem Badezimmer entfernen. Keine Teppiche im Bad!
- Für gute Luftzirkulation zwischen Möbeln und Boden, Decke bzw. Wand sorgen. Auf 10 cm Abstand von der Außenwand achten.
- Raus mit Luftbefeuchter, Zimmerspringbrunnen, Aquarium, Topfpflanzen und Schnittblumen.
- Klimaanlagen und raumlufttechnische Anlagen regelmäßig warten lassen.
- Kein Feuerholz in der Wohnung aufbewahren.
- Räume staubarm halten.
- Schlafzimmer wie bei Milbenallergie sanieren.
- Keine feuchten Schuhe, Kleider oder Ledersachen in Schränken aufbewahren.
- Abfalleimer, vor allem Kompost, häufig leeren und reinigen
- Kleintierfutter und Einstreu trocken lagern
- Vorsicht bei felltragenden Tieren: Vor allem langhaarige Hunde können Sporen in den Innenraum bringen. Geht der Hund gerne ins Wasser, können Pilze im Fell gedeihen.
- Riecht es in der Wohnung/im Zimmer modrig oder muffig?
- Gibt es Feuchteschäden, Wärmebrücken, Kondensatbildung, bauliche Mängel?
- Wie ist der Umgang mit dem Müll bzw. der Biotonne?
- Hat der Patient Zimmerpflanzen oder Haustiere?
- Gibt es Asseln, Silberfischchen oder Staubläuse in der Wohnung? Dies würde auf erhöhte Feuchtigkeit hindeuten
Nicht jedes Testsystem ist wirklich sinnvoll
Die weitere Diagnostik folgt dann dem üblichen Stufenschema mit Hauttestungen, Bestimmung des allergenspezifischen IgE und Provokationen. Allerdings steht zur Testung nur eine beschränkte Anzahl von Schimmelpilzallergenen zur Verfügung. Außerdem sind erhöhte IgE-Werte – eigentlich der wichtigste Marker – nicht gleichbedeutend mit einer manifesten Erkrankung. Bei Verdacht auf exogen allergische Alveolitis oder allergische bronchopulmonale Aspergillose kann zusätzlich die Messung spezifischer IgG-Antikörper weiterhelfen, die bei diesen beiden Manifestationen ansteigen. Von zellulären Testsystemen oder unkonventionellen Diagnosemethoden wie z.B. Bioresonanzverfahren oder zytotoxischen Blutuntersuchungen rät die Leitlinie ab.MdAWMF-Registernr. 161/001 Schimmelpilz-Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen“
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