Auf den Wirt kommt’s an

Dr. Elke Ruchalla

Aspergillen können ­Gefäße infiltrieren und dort zu einem Verschluss führen. Aspergillen können ­Gefäße infiltrieren und dort zu einem Verschluss führen. © wikimedia/Yale Rosen, USA

Auf dem Komposthaufen, in der Erde oder hinter feuchten Tapeten: Schimmelpilze der Gattung Aspergillus lauern überall. Ob es zu einer ­Infektion kommt und wie sich diese manifestiert, hängt von den ­individuellen Wirtsfaktoren ab.

Immer mehr Patienten leiden an einer Aspergillose. Vor allem Behandlungen, die das Immunsystem beeinträchtigen, tragen dazu bei. Das gilt v.a. für Krebstherapien oder die Immunsuppression nach Transplantationen. Glukokortikoide, ob systemisch oder inhaliert, bereiten dem Schimmelpilz ebenfalls den Weg.

Zu weiteren Risikofaktoren für die Aspergillose zählen schwere pulmonale Virusinfektionen – ganz aktuell durch Corona-, aber auch durch Influenza- oder RS-Viren, schreiben Dr. George Thompson III von der University of California, Sacramento, und Dr. Jo-Anne Young von der University of Minnesota, Minneapolis. Gemeinsam mit der Immunsuppression gehören diese Infektionen zu den wichtigsten Faktoren, die eine invasive Aspergillose mit drohendem Multiorganversagen begünstigen.

Der Pilz findet viele Wege in den Körper

Innere Wirtsfaktoren tragen ebenso zur Empfänglichkeit für Aspergillus bei. So lösen inhalierte Sporen bei bronchialer Überempfindlichkeit oft eine allergische bronchopulmonale Aspergillose aus. Pulmonale Strukturveränderungen und eine verminderte mukoziliäre Clearance fördern die invasive pulmonale Aspergillose mit Husten, Fieber und Kurzatmigkeit.

In vorbestehenden Höhlen (z.B. in Tuberkulosekavernen oder Nasennebenhöhlen) können sich Aspergillome bilden. Auch über offene Wunden oder Hornhautschäden sind Aspergillus-Infektionen möglich. Am Auge drohen dadurch Keratitis und Endophthalmitis, an der Haut Ulzera.

Die Diagnostik richtet sich nach der Lokalisation der Infektion. Da die Erreger (zunächst) das Atemsys­tem bevorzugen, gehört das Röntgen oder eine CT von Thorax und Nebenhöhlen zur Basisdiagnostik. Bei allergischen Reaktionen gibt es die Möglichkeit, die Sensibilisierung gegen Aspergillus-Antigene mit Hauttests nachzuweisen. Spezielle Blutuntersuchungen zeigen spezifische IgE- oder IgG-Antikörper.

Manche Bestandteile der Pilzzellwand, wie Galactomannan und 1,3-ß-D-Glucan, finden sich bei invasiver Erkrankung in einigen Fällen im Serum, Galactomannan auch in der bronchoalveolären Spülflüssigkeit. Insgesamt hängen die Resultate stark vom Immunstatus des Patienten und einer eventuellen Vorbehandlung mit Antimykotika ab. Kombi-Tests verbessen die diagnostische Aussagekraft, sinnvoll sind auch wiederholte Untersuchungen, die den Verlauf der Werte anzeigen.

Schließlich kann man Blutkulturen oder Biopsien aus verdächtigen Organen entnehmen und in die Pathologie und zur Kultur in die Mikrobiologie schicken. Parallel sollte man gleich auf die Empfindlichkeit gegenüber üblichen Anti-Aspergillus-Wirkstoffen testen lassen.

Zur Behandlung dienen in erster Linie Voriconazol oder Isavuconazol, evtl. noch Posaconazol. Achtung: Vor allem Voriconazol wird über das Cytochrom-P450-Enzymsystem der Leber verstoffwechselt und interagiert daher mit zahlreichen anderen Medikamenten. Bei Isavuconazol und Posaconazol gilt das auch, aber in geringerem Ausmaß. Für Voriconazol und Posaconazol empfiehlt sich ein Drug Monitoring.

Wo könnte der Weg hingehen?

Die Prognose für invasive Aspergillosen ist immer noch schlecht, daher suchen Wissenschaftler nach neuen Therapieoptionen. Infrage kommen
  • Itraconazol mit stark verbesserter Bioverfügbarkeit (SUBA-Itraconazol)
  • länger wirksame Substanzen wie das Echinocandin Rezafungin
  • Mittel mit ganz anderen Wirkmechanismen, die etwa Teile der Pilzbiosynthese hemmen; hierzu laufen schon Phase-2- und -3-Studien
  • genetisch modifizierte T-Zellen (ähnlich wie CAR-T-Zellen), die spezifisch Aspergillus bzw. Pilze allgemein angreifen
Dazu kommen Versuche, die Infektion schneller zu diagnostizieren, um die Therapie zügiger zu starten, beispielsweise Tests auf Pilzmetaboliten in der Ausatemluft des Patienten und verbesserte radiologische Techniken.

Echinocandin empfiehlt sich nicht zur Monotherapie

Bei Bedarf kann man ein Azol mit einem Echinocandin (z.B. Caspofungin) kombinieren. Letzteres empfiehlt sich aber nicht als Monotherapie, es sei denn, der Kranke spricht nicht auf die bevorzugten Antimykotika an oder erleidet darunter schwere Nebenwirkungen. Ausschließlich mit Antimykotika ist es aber nicht getan: Bei allergischen Aspergillosen können zusätzlich Glukokortikoide oder Omalizumab (Anti-IgE-Antikörper) erforderlich sein. Therapien mit Immunsuppressiva sind möglichst herunterzufahren oder zu beenden. Im Einzelfall haben sich hämatopoetische Wachstumsfaktoren als wirksam erwiesen. Bei abgegrenzten Aspergillomen (vor allem in der Lunge und den Nasennebenhöhlen) ist schließlich der Chirurg für eine Resektion gefragt, Ähnliches gilt für das Debridement infizierter ­Wunden.

Quelle: Thompson III GR, Young J-AH. N Engl J Med 2021; 385: 1496-1509; DOI: 10.1056/NEJMra2027424

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Aspergillen können ­Gefäße infiltrieren und dort zu einem Verschluss führen. Aspergillen können ­Gefäße infiltrieren und dort zu einem Verschluss führen. © wikimedia/Yale Rosen, USA