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Gesunde Schleimhaut verbessert die Prognose

Die mukosale Heilung wird bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) als ein Befund in der konventionellen Endoskopie definiert, bei dem makroskopisch keine Entzündungsherde zu erkennen sind, schreiben Prof. Dr. Markus Neurath und Prof. Dr. Michael Vieth von der Universität Erlangen-Nürnberg. Erreicht wird das Stadium der mukosalen Heilung nur, wenn die chronische Entzündung der Schleimhaut schrittweise komplett zurückgeht. Nur eine gesunde Mukosa schützt effektiv vor dem Eindringen von beispielsweise Bakterien aus dem Darmlumen ins Blut, die dann weitere Entzündungsprozesse in Gang setzen.
Das Ausmaß der mukosalen Heilung lässt sich beim Morbus Crohn mithilfe verschiedener Scores beurteilen. Der Befund ist zu einem sehr wichtigen Prognoseparameter in Studien und beim Management der Erkrankung geworden: Lässt sich eine mukosale Heilung feststellen, steigen die Chancen auf eine klinische Remission und den Verzicht auf Darmresektionen sowie auf das Reduzieren oder gar Absetzen der Glukokortikoide.
Wie können verschiedene Therapeutika zur mukosalen Heilung beitragen? Glukokortikoide führen bei Morbus Crohn nicht dazu, oft jedoch Azathioprin, verschiedene Biologika oder Januskinaseinhibitoren. Bei Colitis ulcerosa dagegen sind Glukokortikoide oft effektiv. Eine deutliche Verbesserung ist auch häufig unter 5-ASA*, Ciclosporin A, Azathioprin und Tacrolimus zu beobachten. Ähnlich wie bei Morbus Crohn führen zudem bestimmte Biologika oder Januskinaseinhibitoren oft zu einer mukosalen Heilung. Allerdings ist dieser makroskopische Parameter bei der Colitis ulcerosa weniger verlässlich; einige Betroffene weisen trotzdem eine deutliche Entzündung tieferer Gewebeschichten auf.
Die Scoresysteme zur Beurteilung der Schleimhautheilung sind im klinischen Alltag nur schwierig anzuwenden. Ein neuer Score namens IBD-DCA (distribution, chronicity, activity) soll Abhilfe schaffen. Er lässt sich sowohl für Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa anwenden. Dabei werden u.a. die Verteilung chronischer oder aktiver histopathologischer Befunde oder auch das Vorkommen von Neutrophilen als Zeichen einer histologischen Veränderung beurteilt.
Neue Verfahren erlauben eine bessere Mukosabeurteilung
Neue diagnostische Methoden wie die Endozytoskopie oder die konfokale Laser-Endomikroskopie erlauben noch genauere Befunde. Mithilfe der konfokalen Laser-Endomikroskopie lassen sich zudem die Funktion der Mukosabarriere beurteilen sowie Aussagen zur Wirksamkeit bestimmter Therapeutika treffen. Für die Zukunft erwähnen die Autoren als weitere Beispiele genauerer diagnostischer Verfahren die hochauflösende Endoskopie, Chromoendoskopie, Endozytoskopie und -mikroskopie. Eine darüber hinaus wichtige Beurteilung der – eher selten erreichten – transmuralen Heilung ist durch intestinale Sonografie sowie die multispektrale optoakustische Tomografie möglich. Auch Künstliche Intelligenz könnte beim Management der CED zum Einsatz kommen und beim Erheben und Auswerten der Scores helfen.
In der Praxis sind Endoskopien mit ggf. zusätzlichen Biopsien zur Überprüfung einer mukosalen Heilung in der Regel nur angezeigt, wenn der Patient neue Symptome beziehungsweise einen Rückfall hat oder eine Behandlung erfolglos bleibt. Dies gilt entsprechend auch, wenn ein Therapiewechsel inklusive einer Operation erwogen wird. In solchen Situationen können Endoskopie und Biopsie wichtige Informationen zur mukosalen Heilung liefern.
Wie die Autoren abschließend betonen, weist keines der beschriebenen Kriterien einer Gesundung der Darmschleimhaut auf eine völlige Heilung der chronischen Darmkrankheit hin. Eine komplette Genesung umfasst zahlreiche weitere intestinale und extraintestinale Parameter, die in weiteren Studien untersucht werden müssten.
* Aminosalicylsäure
Neurath M, Vieth M. Gut 2023; DOI: 10.1136/gutjnl-2023-329964
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