GLP1-Rezeptoragonist scheint in geringem Maß vorzubeugen

Ulrike Viegener

Neben kardiovaskulären Risikofaktoren beim Typ-2-Diabetes sollten künftig auch die erektile Dysfunktion ins Blickfeld der Behandlung rücken. Neben kardiovaskulären Risikofaktoren beim Typ-2-Diabetes sollten künftig auch die erektile Dysfunktion ins Blickfeld der Behandlung rücken. © ribkhan – stock.adobe.com

Die 2019 publizierte REWIND-Studie hatte gezeigt, dass der GLP1-Rezeptoragonist Dulaglutid das Risiko für kardiovaskuläre Diabeteskomplikationen reduziert. Das scheint laut einer aktuellen Analyse der Studiendaten auch für die erektile Dysfunktion zu gelten.

Die REWIND-Studie ist eine placebokontrollierte Doppelblindstudie, in der Forschende um Dr. Harpeet­ Bajaj­ vom Dia­beteszentrum LMC Brampton untersucht hatten, inwieweit der GLP1-Rezeptoragonist Dulaglutid typische kardiovaskuläre Folgeerkrankungen des Typ-2-Diabetes verhindern kann. Dafür konnten sie fast 10.000 Männer und Frauen ab dem 50. Lebensjahr gewinnen, die entweder ein relevantes kardiovaskuläres Risikoprofil aufwiesen oder bereits eine entsprechende Komplikation erlitten hatten. In der Studie erhielten sie randomisiert entweder 1,5 mg Dulaglutid oder Placebo, jeweils als subkutane Injektion einmal wöchentlich. Das Follow-up lag im Mittel bei 5,4 Jahren. 

Der Blick zurück: die REWIND-Studie

In der 2019 publizierten REWIND-Studie, einer prospektiven randomisierten Langzeit-Studie an fast 10.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes, führte der GLP1-Rezeptoragonist Dulaglutid zu einer Reduktion der Zahl nicht-tödlicher Herzinfarkte und Schlaganfälle sowie kardiovaskulär bedingter Todesfälle als kombiniertem Studienendpunkt. In der Dulaglutidgruppe trat eine dieser Komplikationen bei 12 % der Behandelten auf, im Vergleich zu 13,4 % im Vergleichsarm. Auf 100 Personenjahre gerechnet waren das 2,4 bzw. 2,7 Ereignisse (Hazard Ratio 0,88; p = 0,026).

Quelle: Gerstein HC et al. Lancet 2019; 394: 121-130; DOI: 10.1016/S0140-6736(19)31149-3

Männlichen Teilnehmern wurde im Rahmen der regelmäßigen Check-ups – zu Studienbeginn, nach zwei und fünf Jahren sowie am Ende der Untersuchung – auch ein standardisierter Fragebogen zur Erfassung erektiler Funktionsstörungen vorgelegt, der International Index of Erectile Function (IIEF), den sie optional beantworten konnten.  In die jetzt publizierte explorative Analyse gingen alle Teilnehmer ein, die den IIEF zu Beginn und an mindestens einem Folgetermin ausgefüllt hatten. Als primäres Outcome werteten die Wissenschaftler das erste Auftreten einer mittelschweren bis schweren erektilen Dysfunktion nach der Randomisierung. Knapp 40 % der 3.725 Männer wiesen kardiovaskuläre Vorerkrankungen auf, bei 56,5 % ließ sich eine erektile Dysfunktion bereits zu Studienbeginn feststellen. Im weiteren Verlauf wurde in der Dulaglutidgruppe eine Rate von 21,3 pro 100 Personenjahre moderater bis schwerer Erektionsstörungen ermittelt. Unter Placebo waren es mit 22 pro 100 Personenjahre etwas mehr (Hazard Ratio 0,92; p = 0,021). Endpunktstudien werden in der Dia­betologie bei der Therapieauswahl zunehmend berücksichtigt. Die Autoren von REWIND sprechen sich daher dafür aus, neben schweren kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall auch erektile Funktionsstörungen zu berücksichtigen und verweisen dabei auf deren hohe Prävalenz bei Männern mit Typ-2-Diabetes und den hohen Leidensdruck der Betroffenen.

Quelle: Bajaj H et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2021; 9: 484-490; DOI: 10.1016/S2213-8587(21)00115-7

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Neben kardiovaskulären Risikofaktoren beim Typ-2-Diabetes sollten künftig auch die erektile Dysfunktion ins Blickfeld der Behandlung rücken. Neben kardiovaskulären Risikofaktoren beim Typ-2-Diabetes sollten künftig auch die erektile Dysfunktion ins Blickfeld der Behandlung rücken. © ribkhan – stock.adobe.com