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Herpes zoster kostet Nerven
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Zoster-Erkrankungen sind letztlich nichts anderes als wiedererweckte Windpocken. Deren Erreger ziehen sich nach der akuten Erkrankung in die spinalen und kranialen Ganglien zurück und warten dort auf ihre Reaktivierung.
Wie die Varizella-Zoster-Viren (VZV) wieder aufleben, diskutieren die Fachleute noch – auf alle Fälle spielen Stressreaktionen der verschiedensten Art eine wesentliche Rolle. Dazu gehört nicht nur der oxidative Stress auf Zellebene. Auch psychologische Reaktionen auf lebensverändernde Ereignisse, sowohl negative als auch positive, können zur Reaktivierung des VZV beitragen. Hinzu kommen Krankheiten und Medikamente, die das Immunsystem supprimieren, beispielsweise eine HIV-Infektion oder die Behandlung von Malignomen oder rheumatologischen Erkrankungen. Zudem lasssen im Alter die Immunreaktionen nach, dementsprechend tritt ein Zoster gehäuft bei Senioren auf.
Am besten lässt man es erst gar nicht so weit kommen, schreiben Prof. Dr. Cornelia Müller vom Medizinischen Versorgungszentrum für Histologie, Zytologie und molekulare Diagnostik in Trier und ihre Kollegen. Seit 2018 ist in Deutschland ein Totimpfstoff gegen Varizella Zoster zugelassen. Die STIKO empfiehlt die – leider zu selten wahrgenommene – Impfung bei
- allen Menschen ab dem 60. Lebensjahr als Standard, nicht nur um den Zoster, sondern auch seine teilweise schwerwiegenden Spätkomplikationen zu verhindern
- Menschen mit herabgesetzter Immunfunktion und/oder mit schweren Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, chronische Niereninsuffizienz, COPD) ab dem 50. Lebensjahr als Indikationsimpfung.
Was die Impfung gegen VZV so sinnvoll macht, ist vor allem die Prävention von Post-Zoster-Neuralgien. Definiert sind diese als Schmerzen in einem oder mehreren Dermatomen, die länger als drei Monate nach Abheilung der Hautläsionen bestehen.
Schlaganfall durch Windpockenvirus
Das Virus schädigt den betroffenen Nerv direkt
Patienten sprechen von einschießenden, brennenden und/oder blitzartigen Empfindungen, die klassischen Zeichen eines neuropathischen Schmerzes. Ausgelöst werden sie durch Schäden, die das Virus direkt am betroffenen Nerv verursacht. Zu den neuropathischen Schmerzen gesellen sich oft Hyperalgesie und Allodynie, also Schmerzempfinden bei einem gewöhnlich nicht schmerzhaften Reiz wie etwa das Bestreichen der Haut mit einem Wattestäbchen. Um sich einen Eindruck von den Schmerzen zu verschaffen, empfehlen die Kollegen das PQRST-System.So schätzt man Schmerzen zügig ein
- P: Provokation – was löst den Schmerz aus?
- Q: Qualität – wie empfindet man den Schmerz (drückend, klopfend, brennend u. a.)?
- R: Region – an welchen Körperstellen tritt der Schmerz auf?
- S: Stärke – wie schwer empfindet man den Schmerz, etwa auf einer Skala von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (stärkste vorstellbare Schmerzen)?
- T: Time – wann tritt der Schmerz bevorzugt auf?
Verschiedene Optionen gegen den Schmerz
Besteht der Verdacht auf eine neuropathische Genese, sollte man so früh wie möglich einen spezialisierten Schmerzmediziner hinzuziehen, um eine Chronifizierung der Beschwerden zu verhindern. Denn ein chronisches Schmerzsyndrom kann den Betroffenen im Extremfall über viele Jahre hinweg begleiten und seine Lebensqualität in ganz erheblichem Maß einschränken. Zur Behandlung der neuropathischen Schmerzen kommen verschiedene Medikamente infrage:- Ibuprofen (600 mg bis zu viermal pro Tag, ggf. mit Magenschutz; (40 mg/d) nach der Akutphase langsam herunterfahren)
- Metamizol (1 g bis zu viermal pro Tag), auch über mehrere Wochen möglich
- Tilidin retard oder Tramadol retard (zweimal 50 mg/d, Höchstdosis 600 mg/24 h)
- Tapendatol (50 mg retard zweimal täglich plus Tapendatol 50 mg Filmtabletten oder Lösung; Höchstdosis 500 mg/d)
Quelle: Müller CSL et al. Akt Dermatol 2021; 47: 498-509; DOI: 10.1055/a-1401-7354
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