Herzmuskelregeneration: Hoffnung in Zelltherapie lebt weiter

Manuela Arand

Je jünger der Mensch, desto mehr neue Kardiomyozyten entstehen. Je jünger der Mensch, desto mehr neue Kardiomyozyten entstehen. © iStock/Dr_Microbe

Trotz beachtlicher Erfolge der Herzinfarkttherapie ist eines bisher nicht gelungen: Ischämieschäden so zu reparieren, dass funktionsfähiges Muskelgewebe entsteht. Das Ziel wird weiter verfolgt – aktuell mit einem Stammzellpflaster für die Myokardnarbe.

Der menschliche Herzmuskel besitzt eine gewisse regenerative Kapazität. Diese reicht aber nur für die Homöostase und nicht, um akut geschädigte Areale durch neue Zellen zu ersetzen, erklärte Dr. Olaf Bergmann­ von der TU Dresden. Je jünger der Mensch, desto mehr neue Kardiomyozyten entstehen, aber selbst bei jungen Erwachsenen beträgt der Turn-over nur etwa 1 % pro Jahr.

In Herzen von Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie, die bei der Transplantation ausgetauscht worden waren, fanden Forscher eine im Vergleich zu Gesunden gesteigerte Myoneogenese, die aber in keinem Verhältnis zur ebenfalls gesteigerten DNA-Synthese stand. Offenbar waren vor allem mehrkernige und polyploide Muskelzellen entstanden und weniger einkernige Myozyten, wie man sie im jungen Herzen findet­.

Selbst wenn es gelänge, die Zellentstehung im menschlichen Herzen durch medizinische Maßnahmen zu verstärken, bleiben noch reichlich ungeklärte Fragen, gab Dr. Bergmann zu bedenken. Wie viele Muskelzellen kann man beispielsweise in den Zellzyklus schicken, ohne die Funktionstüchtigkeit des Herzens zu gefährden? Und die Wichtigste: Wie lässt sich der Prozess stoppen und überschießende Zellvermehrung verhindern, wenn der Muskel repariert ist?

Erfolg anderer Behandlungen schwächt die Zelltherapie

Die Zelltherapie jedenfalls hat schon einige Rückschläge einstecken müssen. Vor zehn Jahren noch als Hoffnungsträger bei Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz gehandelt, sind die Ziele bescheidener geworden, berichtete Professor Dr. Andreas M. Zeiher von der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Nephrologie des Universitätsklinikums Frankfurt/Main. Dass die Herzinfarktstudien nicht funktioniert haben, dürfte zum Teil allerdings auch daran liegen, dass die übrigen Therapien so erfolgreich entwickelt worden sind. In puncto Mortalität blieb also nicht mehr viel herauszuholen.

Die meisten Todesfälle ereignen sich in den ersten 14 Tagen nach dem Infarkt. „In diesem Zeitraum wird eine Zelltherapie nichts bringen“, so Prof. Zeiher. Auch bei der Herzinsuffizienz liegt die Hürde hoch. Bisher hat kein zelltherapeutischer Ansatz überzeugen können und ob die letzte noch laufende Studie – DREAM-HF mit allogenen mesenchymalen Stammzellen – anders ausgehen wird, steht in den Sternen. Ergebnisse sollen im Dezember vorliegen.

Zurzeit konzentrieren sich die Anstrengungen auf die refraktäre Angina pectoris als „niedrigstes Ziel“, so Prof. Zeiher. Das scheint Erfolg versprechend. Ins ischämische Myokard eingebrachte autologe CD34+-Zellen verbessern die Belastbarkeit, reduzieren Anginaattacken und sogar die Mortalität von 12,1 % auf 2,5 % in 24 Monaten, ergab eine Metaanalyse von drei Studien. Wie die transplantierten Zellen das schaffen, wie lange die Wirkung anhält und ob die Behandlung wiederholt werden muss bzw. kann, ist derzeit völlig unklar. Immerhin sind die Ergebnisse so ermutigend, dass noch in diesem Jahr eine Phase-III-Studie starten soll.

Auf einem anderen Weg wollen Stammzellforscher wie Professor Dr. Wolfram-Hubertus Zimmermann vom Herzzentrum Göttingen zum Erfolg gelangen: Sie züchten aus induzierten pluripotenten Stammzellen Patches, die wie ein Pflaster epikardial auf geschädigte Muskelareale geklebt werden können. Einfach nur Zellen draufzukleben, reicht natürlich nicht, um den Herzmuskel mechanisch zu stabilisieren und parakrin zu unterstützen. „Um gute Resultate zu erhalten, müssen Kardiomyozyten drin sein“, so Prof. Zimmermann. Bei Mäusen, Ratten und Rhesusaffen hat es funktioniert. Und alle Versuchstiere haben überlebt. Im ersten Quartal 2020 soll in Göttingen, Lübeck und Bad Oeynhausen die erste Humanstudie starten.

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Je jünger der Mensch, desto mehr neue Kardiomyozyten entstehen. Je jünger der Mensch, desto mehr neue Kardiomyozyten entstehen. © iStock/Dr_Microbe