Hirnödemen bei diabetischer Ketoazidose vorbeugen

Dr. Alexandra Bischoff

Eine glukosehaltige isotonische Elektrolytlösung ist eine sichere Methode. Eine glukosehaltige isotonische Elektrolytlösung ist eine sichere Methode. © iStock/Amornrat Phuchom

Welche Elektrolytlösung darf es denn sein, wenn der Stoffwechsel aufgrund des Typ-1-Diabetes entgleist und ein zerebrales Ödem droht? Offenbar scheint bei niedrigen Blutzuckerwerten die Gabe einer glucosehaltigen isotonischen Lösung günstiger zu sein.

Die diabetische Ketoazidose ist eine häufige Akutkomplikation bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes, die mit einer hohen Mortalität und Morbidität verbunden ist. Besonders gefürchtet ist die Entstehung eines zerebralen Ödems. Studien zufolge hängt das Auftreten dieses Ödems während einer Ketoazidose mit einem raschen Abfall der effektiven Osmolalität zusammen. Das korrigierte Natrium wiederum gilt als früher Warnhinweis. Bisher fehlen allerdings eindeutige Empfehlungen bezüglich der Wahl der geeigneten Elektrolytlösung – halbisotonisch vs. isotonisch – für die Flüssigkeitstherapie in Bereichen niedriger Blutzuckerwerte (< 300 mg/dl).

Am Kinderkrankenhaus Auf der Bult in Hannover hat man leitlinenbasiert zwischen 2014 und 2015 bei Glukosewerten < 300 mg/dl eine Halbelektrolytlösung mit 5 % Glukose eingesetzt.

51 Patienten mit diabetischer Ketoazidose untersucht

Seit April 2015 stellten die Pädiater auf eine glukosehaltige Vollelektrolyt-Lösung um, wie Dr. Isa Böttcher vom Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche der Klinik und Kollegen schreiben. Solche Lösungen werden auch bei pädiatrischen und postoperativen Patienten zur Flüssigkeitstherapie mit Erhaltungsbedarf empfohlen.

In einer retrospektiven Studie an insgesamt 51 Patienten mit diabetischer Ketoazidose (41,2%männlich, im Mittel 10,8 Jahre alt) hat das Team nun ausgewertet, welche der beiden Elektrolytlösungen im Hinblick auf die effektive Osmolalität sowie das korrigierte Natrium im Serum günstiger wirkt. Der Beobachtungszeitraum betrug 24 Stunden.

Weder die pH- und Glukosekurven noch die Dauer bis zur Normalisierung des Säure-Basen-Haushalts (pH ≥ 7,35) oder der Insulin- und Kaliumbedarf unterschieden sich signifikant. Doch nach 8, 12 und 24 Stunden lagen die korrigierten Natriumwerte in der Gruppe, die die isotonische Lösung erhielt, signifikant höher, ebenso die effektive Osmolalität und nach 12 und 24 Stunden auch das Bicarbonat.

Die Studienergebnisse belegen, dass die Anwendung einer glukosehaltigen isotonischen Elektrolytlösung zum Flüssigkeitsausgleich bei einer diabetischen Ketoazidose in Bereichen niedriger Blutglukosewerte zum einen eine sichere Methode ist. Zum anderen fand sich darunter ein sanfterer Abfall der effektiven Osmolalität und des korrigierten Natriums, was das Risiko für ein Hirnödem mindern könnte. 

Quelle: Böttcher I et al. Monatsschr Kinderheilkd 2020; 168: 590-596; DOI: 10.1007/s00112-019-0673-9

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Eine glukosehaltige isotonische Elektrolytlösung ist eine sichere Methode. Eine glukosehaltige isotonische Elektrolytlösung ist eine sichere Methode. © iStock/Amornrat Phuchom