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Ketoazidosen bei Typ-1-Diabetes verhindern

Ein gründlicher Blick in die Literatur lässt erahnen, bei welchen Typ-1-Diabetikern eine Ketoazidose eher auftritt. Das Team um den Psychologen Dr. Dominic Ehrmann vom Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim hat eine Reihe von beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Faktoren ermittelt. Zu Letzteren gehören:
- Geschlecht – Mädchen sind häufiger betroffen, bei Erwachsenen scheint sich das Risiko beider Geschlechter wieder anzugleichen.
- Alter – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis etwa 25 Jahre machen einen überproportional hohen Anteil der Betroffenen aus.
- Schwangerschaft – vor allem die Ketoazidose-Diagnose gestaltet sich schwierig, denn Übelkeit und Erbrechen führt man bei Schwangeren nicht unbedingt auf einen entgleisten Diabetes zurück.
- schlechte soziale/wirtschaftliche Verhältnisse – je nachteiliger sie sind, desto öfter kommt es zur Ketoazidose. Bei ethnischen Minderheiten treten Azidosen ebenfalls häufiger auf, wobei sich beide Faktoren oft nur schlecht voneinander abgrenzen lassen.
Da man diese Punkte nicht ändern kann, sollte man sie im Hinterkopf behalten und bei auffälligen Symptomen in diesem Personenkreis verstärkt auf die Anzeichen der Ketoazidose achten, wie Übelkeit, Erbrechen, Polyurie und exzessiven Durst. Einfluss nehmen lässt sich derweil auf:
- schlecht eingestellten Diabetes: Hyperglykämien, vorherige Ketoazidosen sowie höhere HbA1c-Werte steigern die Gefahr, dass eine Ketoazidose auftritt, und zwar in allen Altersgruppen.
- Therapie mit SGLT*-Hemmern (s. Kasten)
- psychiatrische Begleiterkrankungen, vor allem Depressionen, Schizophrenien und Essstörungen. Patienten sollte man daher auf subklinische Anzeichen solcher Krankheiten screenen.
- Ereignisse, durch die der gesamte Körper aus dem Takt gerät: Infektionen, Operationen, Unfälle oder einfach eine Dehydrierung. Auch Zusatzdiagnosen wie diabetische Nephropathie oder Epilepsie bringen Fachleute mit der metabolischen Entgleisung in Zusammenhang. Möglicherweise spielen auch Checkpoint-Inhibitoren, wie Ipilimumab oder Nivolumab, eine Rolle. Erhält der Patient eine solche Therapie, sollte man den Diabetes besonders engmaschig überwachen bzw. die Insulindosis entsprechend anpassen.
- „Drogen“ im weitesten Sinne: Bei starkem Alkoholkonsum scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen. Bei Kokain und Cannabis dagegen sind sich die Experten einig, die Azidosegefahr steigt darunter deutlich.
- Diabetes-Betreuung in wenig erfahrenen Zentren oder zu lange Intervalle zwischen Kontrollterminen, vor allem wenn eine Insulinpumpe im Einsatz ist.
Ein Problem gegen ein anderes eingetauscht
- Sotagliflozin
- Dapagliflozin
- Empagliflozin
* Sodium-dependent Glucose Transporter
Quelle: Ehrmann D et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2020; 8: 436-446; DOI: 10.1016/S2213-8587(20)30042-5
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