Hormonfrei durch die Wechseljahre

Dr. Judith Lorenz

Rund ein Viertel aller Frauen leidet während der Wechseljahre unter behandlungsbedürftigen klimakterischen Symptomen. Rund ein Viertel aller Frauen leidet während der Wechseljahre unter behandlungsbedürftigen klimakterischen Symptomen. © iStock/Juanmonino

Rund ein Viertel aller Frauen leidet während der Wechseljahre unter behandlungsbedürftigen klimakterischen Symptomen. Welche Therapieoptionen kommen infrage, wenn Hormone nicht gewünscht oder kontraindiziert sind?

Während der Wechseljahre werden am häufigsten vasomotorische Symptome (Hitzewallungen, Nachtschweiß) und genitale Beschwerden (vaginale Trockenheit, Dyspareunie) Symptome beklagt, so die Gynäkologin Professor Dr. Martha Hickey von der Universität Melbourne. Die vasomotorischen Beschwerden treten meist täglich auf und halten oft über viele Jahre an. Auch Schlafstörungen und depressive Verstimmungen können die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig einschränken.

Viele pflanzliche Präparate können wechselwirken

Hitzewallungen können am effektivsten durch eine systemische Hormontherapie eingedämmt werden. Manche Frauen lehnen diese jedoch ab oder es bestehen Kontraindikationen, beispielsweise ein vorangegangenes Mammakarzinom oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. In diesen Fällen kann auf nicht-pharmakologische und pharmakologische Alternativen zurückgegriffen werden.

Lassen sich spezielle Auslöser für die Symptome identifizieren, helfen Lebensstilmodifikationen, beispielsweise das Tragen luftiger Kleidung. Übergewichtige Frauen sollten eine Gewichtsnormalisierung anstreben. Der Nutzen diätetischer Interventionen, etwa einer überwiegend pflanzlichen Ernährung, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Viele Frauen setzen ihre Hoffnung in komplementär- und alternativmedizinische Strategien: Sehr beliebt sind pflanzliche Heilmittel aus der chinesischen Kräutermedizin, Nachtkerzenöl sowie verschiedene Phytoöstrogen-Präparate (z.B. Soja, Traubensilberkerze). Die wissenschaftliche Evidenz für diese Substanzen ist jedoch schwach. Prof. Hickey rät, die Frauen darauf hinzuweisen, dass bei vielen Präparaten Sicherheitsbedenken bestehen. Insbesondere Wechselwirkungen mit anderen Pharmaka können problematisch sein.

Amis empfehlen Hypnose und kognitive Verhaltenstherapie

Die North American Menopause Society empfiehlt zur Behandlung von Hitzewallungen die kognitive Verhaltenstherapie und die klinische Hypnose. Beide Verfahren haben sich in Studien sowohl bei Brustkrebspatientinnen als auch bei gesunden Frauen als effektiv erwiesen. Für Achtsamkeitsübungen („Mindfulness“), Entspannungsverfahren, Sport und Yoga kann angesichts der schwachen Datenlage derzeit keine Empfehlung gegeben werden. Der Nutzen der Akupunktur ist ebenfalls unsicher. Ob die invasive Blockade des Ganglion stellatum durch Lokalanästhetikainjektionen von Vorteil ist, müssen die Ergebnisse laufender Studien zeigen.

Sind die nicht-pharmakologischen Optionen ausgeschöpft, stehen mit den selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) Citalopram, Escitalopram, Paroxetin und Fluoxetin wirksame hormonfreie Therapiealternativen zur Verfügung. Auch die Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI) Venlafaxin und Desvenlafaxin können eingesetzt werden.

Patientinnen, die Tamoxifen einnehmen, sollten allerdings nicht mit Paroxetin oder Fluoxetin behandelt werden, da es hierbei zu einer Wirkungsabschwächung der endokrinen Therapie kommen kann. Weitere medikamentöse Optionen sind die Antikonvulsiva Gabapentin und Pregabalin sowie das Antihypertensivum Clonidin.

Ähnlich wie Hitzewallungen sprechen auch vaginale klimakterische Beschwerden am besten auf Hormone an. Topische Östrogenzubereitungen werden zwar nur in geringem Umfang systemisch resorbiert, dennoch sollte ihr Einsatz bei Brustkrebspatientinnen nur als Ultima Ratio und nur in enger Abstimmung mit dem behandelnden Onkologen erfolgen.

Bei starker Dyspareunie helfen Lokalanästhetika

Nicht-hormonelle topische Vaginaltherapeutika – Feuchtigkeitsspender und Gleitmittel – zeigen zwar nur eine begrenzte Effektivität. Trotzdem ist ein Behandlungsversuch, insbesondere zur Linderung von Beschwerden während des Geschlechtsverkehrs indiziert. Bei Patientinnen mit schwerer Dyspareunie kann die topische Applikation von Lokalanästhetika im Vestibulum vulvae erwogen werden.

Der wichtigste Schritt bei der hormonfreien Behandlung klimakterischer Beschwerden, so das Fazit der Autorin, besteht in der Erfassung der individuellen Symptombelastung sowie der Wünsche der Patientinnen. Alle Frauen sollten kompetent über die verfügbaren effektiven und sicheren Therapieoptionen informiert werden. Da die meisten nicht-hormonellen Therapien relativ schnell wirken, kann bei ausbleibender Beschwerdebesserung nach zwei bis vier Wochen auf ein anderes Verfahren umgestiegen werden.

Quelle: Hickey M et al. BMJ 2017; 359: j5101

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Rund ein Viertel aller Frauen leidet während der Wechseljahre unter behandlungsbedürftigen klimakterischen Symptomen. Rund ein Viertel aller Frauen leidet während der Wechseljahre unter behandlungsbedürftigen klimakterischen Symptomen. © iStock/Juanmonino