Hormonersatztherapien gegen Wechseljahresbeschwerden erhöhen das Brustkrebsrisiko

Dr. Judith Lorenz

Eine über Jahre laufende Hormonersatztherapie steigert das Brustkrebs-Risiko nochmal mehr. Eine über Jahre laufende Hormonersatztherapie steigert das Brustkrebs-Risiko nochmal mehr. © Alex – stock.adobe.com

Wechseljahresbeschwerden können mit verschiedenen Hormonpräparate gelindert werden. Doch insbesondere bei einer langfristigen Therapie mit Östrogen-Gestagen-Kombinationen sollte man die Patientinnen in puncto Brustkrebsrisiko genau aufklären.

Zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden steht eine Vielzahl hormoneller Optionen wie die Östrogen-Monotherapie oder verschiedene Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verfügung. Je nach Therapieart und -dauer muss dabei mit einem unterschiedlich hohen Brustkrebs-Erkrankungsrisiko gerechnet werden, berichten Dr. Yana Vinogradova­ von der Universität Nottingham und Kollegen.

Hormone steigern Krebsrisiko um 21 %

Ihre Aussage belegen sie mit den Daten von mehr als 98 600 Frauen, welche zwischen 1998 und 2018 im Alter zwischen 50 und 79 Jahren an einem Mammakarzinom erkrankt waren. Das Vergleichskollektiv bildeten mehr als 457 500 gesunde Frauen gleichen Alters.

34 % der Mammakarzinompatientinnen und 31 % der Kontrollen hatten in der Vergangenheit eine Hormonersatztherapie erhalten. Im Vergleich zu Frauen, die nie eine solche Behandlung erhalten hatten, wiesen sie – selbst bei Berücksichtigung verschiedener potenzieller Störvariablen – ein um 21 % erhöhtes Tumorrisiko auf. Im Kollektiv der Frauen, die ein bis fünf Jahre vor dem Indexdatum über fünf oder mehr Jahre eine Östrogen-Monotherapie erhalten hatten, stieg das Risiko um 15 %, bei einer kombinierten Hormontherapie sogar um 79 %. Als Gestagene mit dem langfristig höchsten bzw. geringsten Gefährdungspotenzial erwiesen sich bei den Kombinationspräparaten Norethisteron bzw. Dydrogesteron (Risikozunahme um 88 % bzw. 24 %).

Langfristige Kombitherapien kritisch beurteilen

Lag die Hormonbehandlung bei den Frauen fünf Jahre oder länger zurück, konnten die Wissenschaftler zwar weder bei einer Langzeit-Östrogen-Monotherapie noch bei einer Kurzzeit-Kombinationstherapie ein erhöhtes Tumorrisiko feststellen, wurde die Kombinationstherapie aber langfristig durchgeführt, stieg das Risiko um 16 %. Insbesondere Östrogen-Gestagen-Kombinationen sowie eine lange Therapiedauer prädisponieren für Brustkrebs, schließen die Autoren. Obwohl das Risiko nach dem Absetzen der Hormonpräparate prinzipiell wieder abnimmt, bleibt es offenbar über einige Jahre noch merklich erhöht.

Quelle: Vinogradova Y et al. BMJ 2020; 371: m3873; DOI: 10.1136/bmj.m3873

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Eine über Jahre laufende Hormonersatztherapie steigert das Brustkrebs-Risiko nochmal mehr. Eine über Jahre laufende Hormonersatztherapie steigert das Brustkrebs-Risiko nochmal mehr. © Alex – stock.adobe.com