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Hydrocortison hilft Intensivpatienten mit Pneumonie

Hydrocortison wirkt bei schweren Verläufen der ambulant erworbenen Pneumonie offenbar lebensverlängernd. Das Glukokortikoid senkte in einer französischen Studie nicht nur die 28-Tage-Mortalität, es reduzierte auch die Notwendigkeit für eine invasive Beatmung und Katecholamine. Das berichten Dr. Pierre-François Dequin von der Université de Tours und Kollegen.
Die Forscher hatten 795 intensivpflichtige Pneumoniepatienten in die multizentrische Phase-3-Studie aufgenommen und entweder der Hydrocortison- oder der Placebogruppe zugeteilt. Die Schwere der Pneumonie schätzte man nach Übernahme der Patienten auf die Intensivstation mit dem Pneumonia Severity Index (PSI), der Notwendigkeit invasiver oder nicht-invasiver Beatmung und den Beatmungsdrücken. Nicht eingeschlossen wurden Patienten mit Influenza, septischem Schock oder Therapielimitierungen.
Behandlungsdauer lag bei vier bis acht Tagen
Patienten mit Anzeichen für schwere Verläufe erhielten innerhalb von 24 Stunden einmal täglich 200 mg Hydrocortison intravenös oder Placebo zusätzlich zur Standardtherapie mit Antibiotika. Die Behandlungsdauer lag abhängig vom klinischen Verlauf bei vier bis acht Tagen, die Ausschleichphase betrug acht bis vierzehn Tage.
Im Vergleich zur Placebogruppe hatten die Patienten unter Hydrocortison (n = 400) eine niedrigere Mortalität: Bis zum Tag 28 der Studie waren 25 von ihnen gestorben (6,2 %), in der Placebogruppe lag die Sterberate bei 11,9 % (47 von 395 Patienten). Nach 90 Tagen betrug die Mortalität unter Hydrocortison 9,3 %, in der Placebogruppe waren es 14,7 %.
Unbeatmet übernommene Patienten wiesen unter Hydrocortison ein geringeres Risiko als unter Placebo auf, intubationspflichtig zu werden (Hazard Ratio, HR 0,59). 15,3 % der Hydrocortisonpatienten benötigten Katecholamine, in der Gruppe ohne Steroid betrug diese Rate 25 % (HR ebenfalls 0,59).
Hinsichtlich der Häufigkeit von Krankenhausinfektionen oder Blutungen im Gastrointestinaltrakt zeigte sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die Patienten unter Kortisontherapie erhielten jedoch mehr Insulin.
Die Letalität bei der ambulant erworbenen Pneumonie sei unter hospitalisierten Patienten weiterhin hoch, schreiben die Autoren. Die frühzeitige Gabe von Hydrocortison könne deshalb eine vielversprechende Option sein, um weniger fulminante Verläufe zu sehen.
Quelle: Dequin PF et al. N. Engl J Med 2023; DOI: 10.1056/NEJMoa2215145
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