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Idiopathisches Skrotalödem bedarf keiner Operation

Das idiopathische Skrotalödem kommt häufig vor. Einige Studien verzeichnen eine Inzidenz unter Kindern und Jugendlichen von bis zu 20 %, erläutert das Team um Dr. Franziska Vauth von der Barmherzige Brüder Klinik St. Hedwig in Regensburg. In ihrer Notfallambulanz fanden die Kinderurologen bei jedem zehnten Kind oder Jugendlichen mit akutem Skrotum den Befund.
Diese Form der Schwellung stellt eine Ausschlussdiagnose der Hodentorsion dar (Cave: Hodeninfarkt!). Zur Diagnostik gehört neben einer umfassenden Anamnese und klinischer Untersuchung die (doppler)sonographische Darstellung von Samenstrang und (Neben)Hoden. Auf eine inkomplette Torsion weisen ein verdrehter Samenstrang, das sogenannte Whirlpool-Zeichen, und eine fehlende oder im Vergleich zum anderen Hoden verringerte Durchblutung hin.
Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose ist die Epididymitis oder Epididymoorchitis, die in der Regel mit Fieber und erhöhten Entzündungsmarkern einhergeht. In der Sonographie zeigt sich ein verstärkt durchbluteter, ödematös aufgetriebener Nebenhoden beziehungsweise Hoden, aber meist kein fokaler Herd.
Die meisten Betroffenen haben eine allergische Disposition
Hinweise auf ein idiopathisches Skrotalödem geben eine plötzlich auftretende Schwellung und Rötung des Skrotums, die ein- oder beidseitig auftreten und sich bis inguinal, penil oder auch perineal ausdehnen kann. Die Schwellung geht typischerweise mit keinen Schmerzen bzw. nur mit einem geringen Druck- oder Spannungsschmerz einher. Juckreiz, erhöhte Temperatur, Dysurie oder Hämaturie kommen nicht vor, genauso wenig gibt es Hinweise auf ursächliche Traumata, Insektenstiche, Infektionen, relevante Vorerkrankungen oder vorangegangene Operationen. Jedoch weisen 60 % der Betroffenen eine allergische Disposition auf.
Im Ultraschall fällt eine verdickte Skrotalwand auf und bei bilateralem Befall im Doppler ein sog. Fountain-Zeichen. Letzteres kommt durch eine erhöhte, springbrunnenartig erscheinende Durchblutung des Gewebes zwischen den Skrotalfächern zustande. Hoden und Nebenhoden erscheinen dagegen homogen und unauffällig, die Hoden sind auf beiden Seiten gleich gut durchblutet. Manchmal besteht eine kleine Begleithydrozele. In einigen Fällen ergibt sich im Labor eine Eosinophilie, aber Entzündungsmarker, Retentionsparameter und Urinstatus bleiben unauffällig.
Therapie mit Bettruhe und Antiphlogistika
Wurden andere Ursachen der Hodenschwellung ausgeschlossen, genügt bei akutem idiopathischem Skrotalödem eine unterstützende Behandlung mit Antiphlogistika, Bettruhe und körperlicher Schonung. Meist tritt bereits nach ein bis drei Tagen eine Spontanremission ein. In der Kinderurologie in Regensburg wurden mit der Behandlungsweise gute Erfahrungen gemacht: Es kam bei keinem Kind zu einer stationären Aufnahme, Komplikationen oder einem Rezidiv. Bei klinisch oder sonographisch unklarem Befund müssen die Hoden jedoch operativ freigelegt werden, betonen die Autoren.
Quelle: Vauth F et al. Urologe 2020; 59: 266-270; DOI: 10.1007/s00120-020-01144-6
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