Im zweiten Jahr gibt’s kaum noch Attacken

DGRh 2023 Tobias Stolzenberg

Gichttophi an den Füssen eines 60-jährigen Patienten. Gichttophi an den Füssen eines 60-jährigen Patienten. © Zephyr - science-photo.de

Harnsäurespiegel, ­Tophi, Schmerzen und akute ­Anfälle – das alles muss man bei der Behandlung von Patienten mit Gicht im Blick haben. Wie geht man bei der Therapie am besten vor? Ein Experte gibt Hinweise für die Praxis.

Zentrales Behandlungsziel bei Gicht ist heute, den Serum-Harnsäurespiegel unter 357 μmol/l (6 mg/dl)zu senken. So lautet die entsprechende EULAR*-Empfehlung. Mit weniger als 297 μmol/l (­­5 ­mg/dl) noch strenger ist die Vorgabe, wenn der Patient eine ausgeprägte Gicht mit Tophi, chronischer Arthropathie oder häufigen Anfällen hat, berichtete Professor Dr. Tillmann­ Uhlig­ vom Diakon­hjemmet Hospital in Oslo­. 

Für den überwiegenden Teil der Gichtpatienten lassen sich diese Werte tatsächlich erreichen – sofern die Kranken intensiv betreut werden und man sie aktiv zur Therapie anleitet, so Prof. Uhlig­. Als Beispiel führte er NOR-Gout an, eine über zwei Jahre laufende Beobachtungsstudie mit gut 200 Gichtpatienten. Behandlungsziel war ein Harnsäurespiegel < 357 μmol/l, wenn möglich < 297 μmol/l. Lag der Harnsäurespiegel zu hoch, wurden die Patienten zu monatlichen Terminen einbestellt, bei denen sie umfassend zu Pathomechanismus und zur Bedeutung der Kristalle geschult sowie zu einem gesunden Lebensstil mit adäquater Ernährung angehalten wurden.

Die medikamentöse Therapie startete mit 100 mg/d Allopurinol, jeden Monat kamen 100 mg/d hinzu – bis max. 600 mg/d. Blieb der harnsäure­senkende Effekt aus oder traten Nebenwirkungen auf, stellten die Studienärzte auf Febuxostat um. Schon die Startdosis von 40 mg/d Febuxostat hat sich als sehr effektiv erwiesen, so Prof. Uhlig­. Falls sich auch mit 80 mg/d das Harnsäureziel nicht hätte erreichen lassen, wäre zusätzlich Probenecid zum Einsatz gekommen. Dies war aber bei keinem Patienten erforderlich gewesen.

Im ersten Therapiejahr häuften sich die Gichtanfälle

Nach einem Jahr hatten knapp 86 % der Studienteilnehmer einen Harnsäurespiegel < 357 μmol/l, und damit das Behandlungsziel erreicht, beim strengeren Ziel von 297 μmol/l waren es mit knapp 55 % merklich weniger. 88 % der Patienten bekamen nach dem ersten Therapiejahr ­Allopurinol, 12 % erhielten Febu­xostat. Bemerkenswert ist, dass in den ersten zwölf Monaten sehr viele Patienten einen Gichtanfall erlitten (81 %), im zweiten Jahr hingegen deutlich weniger (26 %). «Wir müssen bei intensiver Therapie also damit rechnen, dass im ersten Jahr mehr Anfälle auftreten, und dann entsprechend liberal behandeln. Das geschieht am besten nicht mit NSAR, sondern mit Colchicin», ­betonte der Experte. Im zweiten Jahr sei man dann über den Berg.

Die Ablagerungen in den Sehnen und Gelenken – in NOR-Gout mittels Ultraschall und Dual-Energy-CT ermittelt – gingen über die zwei Studienjahre deutlich zurück. Mithilfe der Befunde aus der Bildgebung, die man mit den Patienten bespricht, lässt sich im Übrigen die Adhärenz deutlich steigern, so die Erfahrung des Referenten.

* European Alliance of Associations for ­Rheumatology

Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2023

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Gichttophi an den Füssen eines 60-jährigen Patienten. Gichttophi an den Füssen eines 60-jährigen Patienten. © Zephyr - science-photo.de