
Gegen Pseudogicht helfen keine Harnsäuresenker

Im Gegensatz zur „richtigen“ Gicht ist die Calciumpyrophosphat-Dihydrat(CPPD)-Arthropathie bisher kaum erforscht. Allmählich rückt jedoch auch sie in den Blickpunkt, schreiben die Rheumatologinnen Professor Dr. Monika Reuss-Borst aus Bad Bocklet und Privatdozentin Dr. Anne-Kathrin Tausche vom Universitätsklinikum Dresden.
Ähnlich wie die Gicht beschränkt sich auch die CPPD-Arthropathie meist auf ein Gelenk. Weniger als 10 % manifestieren sich als Oligoarthritis. Von der CPPD-Arthropathie besonders häufig betroffen sind Knie, Handgelenk, Ellenbogen und Schulter. Die Großzehe bleibt dagegen in der Regel verschont.
Diagnosestellung per Synovialflüssigkeit
Bei der Untersuchung findet sich typischerweise ein gerötetes, geschwollenes und äußerst schmerzhaftes Gelenk. Das Röntgenbild zeigt kalkdichte, bandförmige Ablagerungen beispielsweise in den Menisken der Kniegelenke. Die Diagnostik der CPPD-Arthropathie basiert jedoch im Wesentlichen auf dem Kristallnachweis in der Synovialflüssigkeit, betonen die Rheumatologinnen.
Die akute CPPD-Arthropathie verläuft ähnlich wie der akute Gichtanfall üblicherweise zunächst selbstlimitierend mit langen anfallsfreien Phasen. Es kann aber auch zu chronisch destruierenden Arthritiden kommen – mit Befall der Hand- und MCP-Gelenke. In diesem Fall muss eine rheumatoide Arthritis mit spätem Beginn ausgeschlossen werden.
Gicht und „Pseudogicht“ können gleichzeitig vorliegen
Vor allem bei älteren Patienten mit ausgeprägter Allgemeinsymptomatik (Fieber etc.) kommt auch eine Polymyalgia rheumatica als Differenzialdiagnose infrage. Außerdem ist zu beachten, dass ein und derselbe Patient sowohl eine Gicht als auch eine CPPD-Arthropathie haben kann. Dann sind neben Harnsäurekristallen auch CPPD-Kristalle in der Synovialflüssigkeit nachweisbar.
Eine kausale Therapie der CPPD-Arthropathie, die Produktion und Ausfällung der Kristalle im Knorpel hemmen würde, ist bislang nicht bekannt. Eine asymptomatische CPPD-Arthropathie erfordert keine Therapie. Bei der akuten Erkrankung ähnelt die Behandlung der des Gichtanfalls.
Prophylaktisch eignet sich niedrig dosiertes Colchicin
Mitunter genügen bei der akuten CPPD-Arthritis schon Ruhe, Kühlung und ggf. intraartikuläre Injektionen mit Glukokortikoiden. Bei Bedarf erhalten die Kranken NSAR und Colchicin gegen die Schmerzen. Hilft das nicht ausreichend, ist eine kurzfristige systemische Steroidtherapie möglich.
Zur Prophylaxe weiterer Anfälle eignet sich die niedrig dosierte Einnahme von Colchicin (0,5–1,0 mg/d) bzw. eine Bedarfsmedikation mit NSAR. Patienten mit chronisch-inflammatorischer CPPD-Arthritis brauchen evtl. eine NSAR-Dauermedikation. Fallberichte zeigen auch eine Wirksamkeit von Interleukin-1-beta-Antagonisten. Aber größere Studien stehen noch aus.
Quelle. Reuss-Borst M, Tausche A. Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 1157-1166
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