Gegen Pseudogicht helfen keine Harnsäuresenker

Dr. Elke Ruchalla

Links: In die Bandscheibe verkriechen sich die Kristalle aus Kalziumpyrophosphat-Dihydrat auch gerne. Rechts: Typisch für die Calciumpyrophosphat-
Dihydrat-Arthropathie sind kalkdichte Ablagerungen in den Menisken (Pfeile). Links: In die Bandscheibe verkriechen sich die Kristalle aus Kalziumpyrophosphat-Dihydrat auch gerne. Rechts: Typisch für die Calciumpyrophosphat- Dihydrat-Arthropathie sind kalkdichte Ablagerungen in den Menisken (Pfeile). © wikimedia/Nephron (CC BY-SA 3.0) und Pixabay/Taokinesis, modifiziert: Mikael Häggström

Früher lief sie, quasi als kleine Schwester der Gicht, unter dem Namen „Pseudogicht“ relativ unbeachtet mit. Dabei ist die Calciumpyrophosphat-Dihydrat-Arthropathie, so der korrekter Name, für Betroffene ebenso belastend – und für Ärzte rätselhaft.

Im Gegensatz zur „richtigen“ Gicht ist die Calciumpyrophosphat-Dihydrat(CPPD)-Arthropathie bisher kaum erforscht. Allmählich rückt jedoch auch sie in den Blickpunkt, schreiben die Rheumatologinnen Professor Dr. Monika Reuss-Borst aus Bad Bocklet und Privatdozentin Dr. Anne-Kathrin Tausche vom Universitätsklinikum Dresden.

Ähnlich wie die Gicht beschränkt sich auch die CPPD-Arthropathie meist auf ein Gelenk. Weniger als 10 % manifestieren sich als Oligoarthritis. Von der CPPD-Arthropathie besonders häufig betroffen sind Knie, Handgelenk, Ellenbogen und Schulter. Die Großzehe bleibt dagegen in der Regel verschont.

Diagnosestellung per Synovialflüssigkeit

Bei der Untersuchung findet sich typischerweise ein gerötetes, geschwollenes und äußerst schmerzhaftes Gelenk. Das Röntgenbild zeigt kalkdichte, bandförmige Ablagerungen beispielsweise in den Menisken der Kniegelenke. Die Diagnostik der CPPD-Arthropathie basiert jedoch im Wesentlichen auf dem Kristallnachweis in der Synovialflüssigkeit, betonen die Rheumatologinnen.

Die akute CPPD-Arthropathie verläuft ähnlich wie der akute Gichtanfall üblicherweise zunächst selbstlimitierend mit langen anfallsfreien Phasen. Es kann aber auch zu chronisch destruierenden Arthritiden kommen – mit Befall der Hand- und MCP-Gelenke. In diesem Fall muss eine rheumatoide Arthritis mit spätem Beginn ausgeschlossen werden.

Gicht und „Pseudogicht“ können gleichzeitig vorliegen

Vor allem bei älteren Patienten mit ausgeprägter Allgemeinsymptomatik (Fieber etc.) kommt auch eine Polymyalgia rheumatica als Differenzialdiagnose infrage. Außerdem ist zu beachten, dass ein und derselbe Patient sowohl eine Gicht als auch eine CPPD-Arthropathie haben kann. Dann sind neben Harnsäurekristallen auch CPPD-Kristalle in der Synovialflüssigkeit nachweisbar.

Eine kausale Therapie der CPPD-Arthropathie, die Produktion und Ausfällung der Kristalle im Knorpel hemmen würde, ist bislang nicht bekannt. Eine asymptomatische CPPD-Arthropathie erfordert keine Therapie. Bei der akuten Erkrankung ähnelt die Behandlung der des Gichtanfalls.

Prophylaktisch eignet sich niedrig dosiertes Colchicin

Mitunter genügen bei der akuten CPPD-Arthritis schon Ruhe, Kühlung und ggf. intraartikuläre Injektionen mit Glukokortikoiden. Bei Bedarf erhalten die Kranken NSAR und Colchicin gegen die Schmerzen. Hilft das nicht ausreichend, ist eine kurzfristige systemische Steroidtherapie möglich.

Zur Prophylaxe weiterer Anfälle eignet sich die niedrig dosierte Einnahme von Colchicin (0,5–1,0 mg/d) bzw. eine Bedarfsmedikation mit NSAR. Patienten mit chronisch-inflammatorischer CPPD-Arthritis brauchen evtl. eine NSAR-Dauermedikation. Fallberichte zeigen auch eine Wirksamkeit von Interleukin-1-beta-Antagonisten. Aber größere Studien stehen noch aus.

Quelle. Reuss-Borst M, Tausche A. Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 1157-1166

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Links: In die Bandscheibe verkriechen sich die Kristalle aus Kalziumpyrophosphat-Dihydrat auch gerne. Rechts: Typisch für die Calciumpyrophosphat-
Dihydrat-Arthropathie sind kalkdichte Ablagerungen in den Menisken (Pfeile). Links: In die Bandscheibe verkriechen sich die Kristalle aus Kalziumpyrophosphat-Dihydrat auch gerne. Rechts: Typisch für die Calciumpyrophosphat- Dihydrat-Arthropathie sind kalkdichte Ablagerungen in den Menisken (Pfeile). © wikimedia/Nephron (CC BY-SA 3.0) und Pixabay/Taokinesis, modifiziert: Mikael Häggström