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Gichttherapie: Jeder zweite Patient bricht die Behandlung innerhalb von zwölf Monaten ab

Rund die Hälfte der Gichtpatienten bricht die Behandlung innerhalb von zwölf Monaten ab, erklärte Professor Dr. Alexander So vom Universitätsklinikum Lausanne. Außerdem vergessen viele Hausärzte, dass das Ziel der Therapie ist, den Harnsäurespiegel unter einen bestimmten Wert zu senken. Gemäß der EULAR*-Leitlinien liegt dieser Zielwert unter 6 mg/dl, bei schwerer Gicht sogar unter 5 mg/dl.
Nur mit einer Senkung des Harnsäurespiegels unterhalb des Zielwerts lässt sich laut Prof. So das metabolische Problem langfristig in den Griff bekommen. „Um dies zu erreichen, muss man Medikamente verschreiben, aber man muss auch seine Phantasie benutzen, um den Patienten zu überzeugen, diese auch langfristig einzunehmen“. Voraussetzung hierfür sei die richtige Aufklärung.
Colchicin-Prophylaxe hält die Patienten an Bord
Zu Beginn der harnsäuresenkenden Therapie ist eine zusätzliche Colchicin-Prophylaxe (0,5–1 mg/Tag während der ersten sechs Monate) essenziell, um den Patienten an Bord zu halten, betonte Prof. So. Denn wenn sich die Uratkristalle aus dem Gewebe lösen, drohen weitere Gichtanfälle. Die Entzündungsreaktion wird durch das Pflanzenalkaloid unterbunden.
Schwestern schlagen Ärzte
Febuxostat offenbar bei Niereninsuffizienz geeignet
Seit Febuxostat verfügbar ist, kam die Frage auf, wie sicher es bei Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen ist. „Bislang gibt es keine Hinweise auf eine signifikante Erhöhung des Herz-Kreislauf-Risikos“, fasste Prof. So die aktuelle Studienlage zusammen. Wie Allopurinol kann Febuxostat Hautreaktionen hervorrufen. Diese sind aber eher leicht und vorübergehend, das Risiko ist gering. Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz wurden laut dem Rheumatologen in der Standarddosierung bislang keine wesentlichen Warnsignale beobachtet.Für Gicht gibt es jetzt auch eine Kombinationstherapie
Zu den Urikosurika zählen Probenecid, Benzbromaron, Sulfinpyrazon und Lesinurad, das seit 2016 zugelassen ist. Sie hemmen die tubuläre Rückresorption der Harnsäure und senken dadurch den Serumspiegel, jedoch bergen sie manche Risiken. Patienten mit Nierensteinen sollten keine Urikosurika einnehmen, da sich dadurch weitere Steine bilden können. Unter Benzbromaron gab es einzelne Fälle von schwerer Hepatotoxizität. Lesinurad kann zu einer vorübergehenden Steigerung der Kreatinin-Clearance führen. Viele Patienten vertragen Probenecid aufgrund seiner gastrointestinalen Nebenwirkungen nicht.Einen Anfall noch am selben Tag behandeln
- niedrig dosiertes Colchicin (am ersten Tag 1 mg + 0,5 mg eine Stunde später)
- klassisches NSAR oder Coxib, ggf. in Kombination mit einem Protonenpumpenhemmer
- Kortikosteroide (oral 30–35 mg/ Tag, intramuskulär oder intraartikulär)
- eine Kombinationstherapie, z.B. aus Colchicin + NSAR oder Kortiko
Neben der medikamentösen Therapie ist es auch wichtig, über Lebensstilmaßnahmen zu sprechen. „Über die Nahrung allein gelingt es den meisten nicht, den Harnsäurespiegel weit genug zu senken“, hob Prof. So hervor. Allerdings kann eine Ernährungsumstellung dabei helfen, typische Begleiterkrankungen der Gicht wie Hypertonie, Diabetes und Adipositas zu behandeln.
DASH-Diät senkt das Erkankungsrisiko um 32 %
Aber welche Ernährungsweise sollten Sie Ihrem Patienten empfehlen? Der Schweizer Rheumatologe rät zur DASH**-Diät, die viel Obst und Gemüse und wenig Fett, vor allem wenig ungesättigte Fettsäuren, enthält. Diese Diät kann nicht nur den Blutdruck, sondern langfristig auch das Gichtrisiko senken. In einer prospektiven Studie mit 44.444 initial gesunden Männern, die 26 Jahre lang nachbeobachtet wurden, zeigte sich, dass mit der DASH-Ernährungsweise 32 % weniger Teilnehmer an Gicht erkrankten. Bei überwiegend westlicher Kost hingegen stieg das Risiko um 42 %.Quelle: Annual European Congress of Rheumatology 2017
* European League Against Rheumatism
** Dietary Approach to Stop Hypertension
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