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Sommer, Sonne, Gicht – ideale Bedingungen für einen Anfall

Die Hyperurikämie wird als Gicht bezeichnet, sobald sie zu Arthritis und/oder Tophi bzw. Nierenschäden führt, schreibt Professor Dr. Gernot Keyßer von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Halle. Die häufigste Ursache ist eine genetisch bedingte, verminderte renale Ausscheidung der Harnsäure. Seltener treten sekundäre Formen infolge von erhöhtem Zellumsatz (z.B. beim Tumorlysesyndrom oder der Psoriasis), Niereninsuffizienz, Laktatazidose oder Medikamenten (s. Kasten) auf. Die akute Arthritis entsteht durch die Ausfällung von Harnsäurekristallen im Gelenk. Bei der chronischen Form bilden sich Tophi in Knochen, Gelenken und Weichteilen, die zu einem destruktiven Verlauf mit Knochenerosionen führen können.
Gicht durch Medikamente
- Diuretika: Exsikkose, Interaktion mit renalen Urat-Transportern
- niedrig dosiertes ASS, Ciclosporin, Pyrazinamid: Interaktion mit renalen Urat-Transportern
- Chemotherapeutika: Vermehrter Anfall von Harnsäure durch Zellzerfall
- Testosteron: verminderte Harnsäureausscheidung
Harnsäure oder Bakterien?
Nur jeder dritte Patient bleibt am Ball
Zu Beginn der harnsäuresenkenden Therapie können Gichtanfälle häufiger auftreten. Deshalb wird in den ersten drei bis sechs Monaten eine Prophylaxe mit Colchicin (0,5–1 mg/d) empfohlen. Alternativ kommen NSAR und niedrig dosiertes Prednisolon (max. 5 mg/d) in Betracht. Eine therapierefraktäre Gicht entsteht meist durch mangelnde Compliance. Ein Jahr nach dem Beginn der Behandlung nimmt nur noch ein Drittel der Patienten Allopurinol ein. Als Reservemedikament für Patienten mit mindestens drei Gichtanfällen im Jahr und unzureichendem Ansprechen auf Colchicin, NSAR oder Steroide (bzw. Kontraindikationen) eignet sich der Interleukin-1-Hemmer Canakinumab.* Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
Quelle: Keyßer G. „Die Gichtarthritis: Pathogenese, Diagnostik und Behandlung“, Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 991-1005; DOI: 10.1055/a-1036-8348 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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