Immunonkologie: Neue Therapie, neue Nebenwirkungen

Birgit-Kristin Pohlmann

Patienten unter Immuntherapie müssen engmaschig kontrolliert werden. Patienten unter Immuntherapie müssen engmaschig kontrolliert werden. © Design Cells – stock.adobe.com

Die Immunonkologie bietet therapeutische und prognostische Chancen. Doch sie bringt immunologische Begleiterscheinungen mit sich. Und damit einhergehend ein spezielles Nebenwirkungsmanagement.

Patienten, die auf die Immuncheckpointinhibition ansprechen, haben die Chance auf eine Langzeitremission bei insgesamt guter Therapieverträglichkeit. Neu sind jedoch immunvermittelte Effekte, die „wir von den herkömmlichen Krebstherapien nicht kennen“, erläuterte Professor Dr. Frederik Marmé, Universitätsmedizin Mannheim. Diese können jedes Organ – auch mehrere gleichzeitig – betreffen. Wichtig ist, sie frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu intervenieren. Da der Symptomkomplex oft unspezifisch ist, müsste bei jedem neuen Symptom und jeder Laborveränderung auch an einen immunologischen Hintergrund gedacht werden. Ein regelmäßiges Monitoring und eine entsprechende Aufklärung der Patienten seien daher obligat.

Es ist wichtig, Beschwerden richtig zu interpretieren

Das potenzielle Nebenwirkungsspektrum der verschiedenen Checkpointhemmer unterscheidet sich hinsichtlich Häufigkeit und Schweregrad, aber auch in Abhängigkeit von der Tumorentität, betonte Prof. Marmé. So können etwa beim Melanom andere Nebenwirkungen im Vordergrund stehen als beim Brustkrebs. Insgesamt sind schwere immunvermittelte Nebenwirkungen aber selten und das Nebenwirkungsprofil unter Immuncheckpointblockade im Vergleich zur Chemotherapie günstig. Die Herausforderung besteht laut dem Referenten darin, Laborveränderungen und Beschwerden richtig zu interpretieren und immunvermittelte von anderen Nebenwirkungen abzugrenzen.

So könne ein Husten etwa auf einer Infektion beruhen und lasse sich dann mit einem Antibiotikum gut behandeln, betonte Prof. Marmé. Dieser könne aber auch das Symptom einer immunvermittelten Pneumonitis sein und muss dann mit Immunsuppressiva behandelt werden. Besonders schwierig sei die richtige Interpretation der Beschwerden, wenn die Patienten eine Kombination aus Chemo- und Immuntherapie erhalten.

Was tritt wann auf?

Grundsätzlich können immunvermittelte Nebenwirkungen zu jedem Zeitpunkt auftreten – auch noch nach Therapieende. Die meisten immunvermittelten Ereignisse werden jedoch in den ersten Wochen bis Monaten nach Therapiebeginn beobachtet. Am Anfang stehen laut Prof. Marmé häufig Hautausschläge und/oder gastrointestinale Beschwerden. Pulmonale Beschwerden treten meist erst etwas später auf. Die jeweilige Fachinformation gebe hier Auskünfte.

Als „Schlüsselstrategie“ für den Umgang mit potenziellen Nebenwirkungen empfiehlt der Experte:
  1. Ein regelmäßiges Monitoring, inkl. Laborkontrolle, und Aufklärung der Patienten für eine frühzeitige Diagnose,
  2. eine rechtzeitige Intervention und
  3. interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Fachkollegen.
Die Standardtherapie besteht bei immunvermittelten Nebenwirkungen aus Kortikosteroiden. Unter dieser Therapie besserten sich immunvermittelte Beschwerden i.d.R. innerhalb weniger Tage, ohne die Wirkung der Checkpointhemmer zu beeinträchtigen. Bei Hautproblemen sind hochpotente topische Steroide der Klasse II/III für die Kurzzeitanwendung zu bevorzugen. Neurologische, kardiale oder Grad 3/4 immunvermittelte Nebenwirkungen sollten dagegen mit höher dosierten Steroiden (1–2 mg Prednison pro kg/Tag) behandelt werden. Wichtig sei, Kortikosteroide langsam – über mehr als vier Wochen – auszuschleichen, um ein Reboundphänomen zu verhindern. Bessert sich die Symptomatik unter der Steroidgabe nicht innerhalb weniger Tage, muss eine Zweitlinie mit spezifischen Immunsuppressiva eingeleitet werden.

Quelle: 39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie

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Patienten unter Immuntherapie müssen engmaschig kontrolliert werden. Patienten unter Immuntherapie müssen engmaschig kontrolliert werden. © Design Cells – stock.adobe.com