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Induktion bleibt unverändert, aber für das Rezidiv gibt es moderne Strategien

Die Induktion mit einer Chemoimmuntherapie gefolgt von einer Erhaltung ist weiterhin Standard für Patient:innen mit behandlungsbedürftigem Follikulärem Lymphom. Das Management von Rezidiven stellt Onkolog:innen weiterhin vor Herausforderungen, auch wenn sich die Optionen deutlich verbessert haben.
Wenn es um die Behandlung von Patient:innen mit Follikulärem Lymphom (FL) geht, stehe das Erreichen einer Heilung – anders als etwa beim Mantelzell-Lymphom – nicht so sehr im Fokus der therapeutischen Bestrebungen, sagte Prof. Dr. Christiane Pott, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel. Die Expertin erinnerte daran, dass ältere FL-Erkrankte nach erfolgreicher Induktion median 10–12 Jahre leben und die Prognose damit oft sogar das erwartete Überleben der Gesamtbevölkerung in der gleichen Zeitperiode übersteige.
In der Erstlinie des behandlungsbedürftigen FL bleibt die Induktion mit einem Chemotherapie-Backbone und einem CD20-Antikörper, meist gefolgt von einer Erhaltungstherapie, laut Prof. Pott der Standard. Auf der Suche nach der besten Induktion habe sich Obinutuzumab gegenüber Rituximab als der effektivere Antikörper erwiesen – mit einem langfristigen PFS-Benefit von rund 8 %, aber ohne Vorteil hinsichtlich des Gesamtüberlebens.
Für die Chemotherapie-Backbones kommen Bendamustin, CHOP* und CVP** gleichermaßen zum Einsatz, die in Kombination mit Obinutuzumab gleichwertig sind; bei Gabe von Rituximab hingegen seien Bendamustin und CVP gegenüber CHOP im Vorteil. Im Zuge der Therapie mit Bendamustin müsse trotz dessen Verträglichkeit bedacht werden, dass noch deutlich nach der Induktion Todesfälle auftreten könnten: Es gelte, die T-Zell-Fitness der Erkrankten im Blick zu haben.
Eine chemotherapiefreie Induktion, etwa mit Obinutuzumab-Ibrutinib, Obinutuzumab-Venetoclax oder Rituximab-Lenalidomid (R2), könne eine Option sein, erreiche trotz hoher Ansprechraten aber nicht die Outcomes der Induktion mit einem Chemotherapie-Backbone.
Eine Herausforderung bleibe das rezidivierte/refraktäre FL, so Prof. Pott. Für die problematische Subgruppe von Betroffenen, die binnen 24 Monaten ein frühes Rezidiv erleiden (ca. 20–25 %) und bisher durch molekulare Verfahren im Vorfeld nicht befriedigend selektiert werden können, sei die autologe Stammzelltransplantation weiterhin eine sinnvolle Strategie.
Für die Rezidivtherapie ab der dritten Linie stünden zudem effektive moderne Optionen zur Verfügung. Mit R2 sei in diesem Setting noch eine Ansprechrate von 66 % (34 % komplette Remissionen) und ein Ein-Jahres-PFS von 70 % erreichbar. Hoffnungen ruhten auch auf der noch nicht zugelassenen Kombination aus Obinutuzumab und Zanubrutinib, die in einer Phase-2-Studie eine Ansprechrate von 68 % mit 37 % CR erzielte. Nicht zuletzt seien bereits CAR-T-Zell-Therapien für das R/R FL zugelassen, mit denen auch in der mehrfach vorbehandelten Situation exzellente Ansprechraten erreichbar seien. Der bispezifische CD20-/CD3-Antikörper Mosunetuzumab ergänze das therapeutische Spektrum ab der dritten Linie.
* Cyclophosphamid/Hydroxydaunorubicin/Vincristin/Prednison
** Cyclophosphamid/Vincristin/Prednison
Quelle: Pott C. Jahresstagung 2023 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie; Vortrag „Neue Therapiekonzepte beim follikulären Lymphom“
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