Insbesondere Gebrauch über einen längeren Zeitraum birgt Probleme

Birgit Maronde

Der Markt für Ibuprofen steigt immer weiter, trotz der Vielzahl an bekannten Nebenwirkungen. Der Markt für Ibuprofen steigt immer weiter, trotz der Vielzahl an bekannten Nebenwirkungen. © luchschenF – stock.adobe.com

Wissen Sie, welche Ihrer Patientinnen und Patienten häufig zu Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac greifen? Fragen Sie nach und identifizieren Sie diejenigen, die mit ihrem Konsum ihre Nierengesundheit gefährden!
 

Der Markt für Ibuprofen boomt. von Von 2007 bis zum Jahr 2026 wird sich der Umsatz dieses frei verkäuflichen Cyclooxygenasehemmers voraussichtlich um 50 % steigern. Die Verkaufszahlen von Diclofenac scheinen zu stagnieren, die von Paracetamol und Acetylsalicylsäure sind dagegen rückläufig, schreibt der Anästhesist Mehmet Demir vom DGS Schmerzzentrum Ahlen/Drensteinfurt.

Dem Kollegen erscheint der hohe COX-Hemmer-Verbrauch vor allem im Hinblick auf die Nebenwirkungen der Substanzen problematisch. Sie betreffen nicht nur den Gastrointestinaltrakt, sondern auch die Nieren. Dort regulieren die Cyclooxygenasen 1 und 2 über Prostaglandine u. a. den Natrium-, Chlorid- und Wassertransport, den renal-medullären Blutfluss, den Gefäßtonus, die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) und die Reninausschüttung. Bei normaler renaler Hämodynamik hat eine COX-Hemmung kaum negative Folgen.

COX-Hemmer lassen auch den Blutdruck steigen

Reduziert aber ein Gesunder darunter seine Salzzufuhr, werden Natrium und Kalium retiniert. Liegt wie bei vielen älteren Menschen eine reduzierte Nierenfunktion vor, sinkt unter COX-Inhibitoren die GFR und die Natriumausscheidung vermindert sich. Besteht eine arterielle Hypertonie, drohen progrediente Ödembildung und Blutdruckanstieg. Auch mit einer verminderten Wirkung eingesetzter Antihypertensiva ist zu rechnen. Renale Nebenwirkungen und Negativeffekte auf den Blutdruck haben sowohl die o. g. unselektiven COX-Inhibitoren als auch die in Deutschland erhältlichen COX-2-Hemmer Celecoxib, Etoricoxib und Parecoxib.

Werden die Substanzen über lange Zeit eingenommen, können sich eine chronische interstitielle Nephritis und in der Folge eine interstitielle Fibrose entwickeln. Nach jahrelangem Konsum ist eine Analgetikanephropathie möglich. Jede akute Nierenaffektion gilt als Risikofaktor (s. Kasten) für deren Entwicklung, warnt Demir. Die Gefahr einer terminalen chronischen Nierenerkrankung bestehe vor allem für Menschen mit einer GFR von 60 – 89 ml/min, die langfristig hoch dosiert COX-Hemmer einnehmen.

Wann der COX-Hemmer-Verzicht ratsam ist

Bei folgenden Erkrankungen sollte man mit COX-Hemmern besonders vorsichtig sein oder ganz auf sie verzichten:

  • Leberzirrhose mit Aszites 
  • dekompensierte Herzinsuffizienz
  • reduzierte Nierenfunktion
  • nephrotisches Syndrom und andere hochgradige Proteinurien
  • Hypovolämie/Salzdepletion

Ebenfalls wichtig zu wissen: Chronisch Nierenkranke sowie Patientinnen und Patienten mit Diabetes, die mit ACE-Hemmern oder AT-2-Inhibitoren behandelt werden, sollten 48 Stunden vor einer Kontrastmitteluntersuchung keine COX-Hemmer mehr einnehmen. Diese erhöhen nämlich die Gefahr eines kontrastmittelinduzierten Nierenversagens, da sie genauso wie Kontrastmittel die Vasa afferentia im Sinne einer Konstruktion beeinflussen. Blutfluss, GFR und intraglomerulärer Druck werden dadurch vermindert.

Quelle: Demir M. Schmerzmed 2024; 40: 20–23; doi: 10.1007/s00940-024-4741-4

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