„Fieber ist kein Ibuprofen-Mangelsyndrom!“
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In der Hausarztpraxis drehen sich rund zwei Drittel aller Konsultationen, die Kinder betreffen, um Fieber. Dessen Bedeutung wird aber bei Weitem überschätzt, meinte Dr. Ulrich Enzel, niedergelassener Kinder- und Jugendarzt aus Schwaigern. Schließlich handele es sich um ein Symptom und nicht um eine eigenständige Krankheit.
Bei Säuglingen spricht man ab einer Temperatur > 38,5 °C von Fieber, bei größeren Kindern ab 38 °C. Der Wert unterliegt jedoch individuellen Schwankungen: Je blasser der Hauttyp und je blonder die Haare, desto höher das Fieber. Auch die Größe der Lymphknoten nimmt Einfluss. Mitunter bleibt ein Temperaturanstieg sogar ganz aus. „Nicht die Höhe des Fiebers sagt, wie krank ein Kind ist“, erinnerte der Referent.
Messung macht nur in der Dynamik Sinn
Als Goldstandard zur Quantifizierung gilt die rektale Messung. Die Werte anderer Methoden liegen 0,3–0,6 °C niedriger. Vor allem von der Ohrmessung riet Dr. Enzel ab. Denn diese sei sehr fehlerbehaftet, z.B. durch Cerumen oder eine per se höhere lokale Temperatur bei Otitis media. Grundsätzlich mache die Bestimmung nur in der Dynamik Sinn.
Auf den Riesling achten bei Gastroenteritis
- Je 1/3 stilles Wasser, Schwarztee und Orangensaft
- + 5 g Traubenzucker + 1 g Backpulver + 1 g Kochsalz/100 ml
Bei unklarem Fieber immer den Urin untersuchen
Als häufigste Fieberursache in den ersten 4–6 Lebensjahren nannte er akute virale Atemwegsinfekte. Dabei sollte man in jedem Fall auf das „zweite Kranksein“ achten: Steigt das Fieber zwischen dem 2. und 7. Erkrankungstag erneut, haben sich Bakterien breitgemacht und es ist eine Wiedervorstellung nötig. Leidet ein Kleinkind unter einem akuten Harnwegsinfekt, fehlen oft spezifische Symptome wie Pollakisurie oder Dysurie. Fieber liegt nur in 10 % der Fälle vor. Auch der typische Klopfschmerz einer Pyelonephritis findet sich erst bei älteren Kindern. Lässt sich die Ursache für allgemeine Beschwerden also nicht klären, besteht immer die Indikation zur Urindiagnostik. „Wenn Sie eine Laboruntersuchung brauchen, dann den Spontanurin“, sagte Dr. Enzel.Wann das Fieber senken?
- stark beeinträchtigt ist
- sehr hohes Fieber hat (> 40 °C)
- nur noch sehr wenig trinkt
- sich in speziellen Situationen befindet (Schock, Erkrankung mit erhöhtem Energieumsatz wie chronische Herz- bzw. Lungenerkrankung oder Bronchiolitis)
- Körperoberfläche unbedeckt lassen
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr (pro Grad Fieber 10 % mehr Flüssigkeit) n Gewichtskontrolle bei Erbrechen und/oder Durchfall
Epilepsierisiko nach Fieberkrampf gering
Wirkt das Kind bereits bei der Erstkonsultation schwer krank (lethargisch, dehydriert) oder finden sich z.B. Hautblutungen, heißt es, umgehend einzuweisen. Das Gleiche gilt für Säuglinge mit Fieber, bei denen keine sichere „harmlose“ Diagnose gestellt werden kann. Ein Fieberkrampf verlangt ebenfalls nach einer stationären Behandlung. Bei jedem fünften Kind steckt eine Meningitis oder Enzephalitis dahinter. Prinzipiell kann man die Eltern aber beruhigen: Ein Anfall hat meist keine Langzeitfolgen, das Risiko für die Entwicklung einer Epilepsie liegt bei 1–1,5 %.52. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg Stuttgart
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