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Ist Terbinafin in der Schwangerschaft sicher?
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Terbinafin gilt als gut verträglich, sowohl als Salbe als auch in Tablettenform. Grund dafür ist v.a. die selektive Wirkung auf Prozesse der mykotischen Zellwandsynthese. Da diese beim Menschen nicht vorkommen, scheinen toxische Wirkungen aus biologischer Sicht unwahrscheinlich, erklären die Dermatologinnen Mary K. Abel und Dr. Jenny E. Murase von der University of California in San Francisco in ihrem Editorial.
Dennoch gibt es bislang kaum Daten zur Sicherheit von Terbinafin während der Gravidität, was Hautärzte gelegentlich vor ein Dilemma stellt. Da Studien bei Schwangeren aus ethischen Gründen kaum durchführbar sind, hat sich das Team um Dr. Niklas W. Andersson, Abteilung für Klinische Pharmakologie, Universität Kopenhagen, zu einer retrospektiven Analyse entschlossen.
In einer Kohortenstudie werteten sie landesweite Daten über einen 20-Jahres-Zeitraum aus. Die Wissenschaftler zogen für ihre Studie mehr als 1,6 Millionen Schwangerschaften heran und identifizierten werdende Mütter, die während ihrer Schwangerschaft Terbinafin-Creme oder -Tabletten angewendet hatten. Diesen „exponierten“ Frauen stellten die Forscher jeweils zehn Schwangere gegenüber, die das Medikament nicht eingesetzt hatten. Der Vergleich ermöglichte es, verschiedene Störvariablen zu berücksichtigen, die ebenfalls die Gravidität beeinträchtigen können, wie Alter, sozioökonomische Faktoren, Jahr der Schwangerschaft und Nikotinkonsum.
Die Auswertung zeigte, dass exponierte Frauen nicht häufiger Kinder mit schweren Fehlbildungen zur Welt brachten als solche ohne Terbinafintherapie – das galt sowohl für systemische als auch lokale Behandlungen. Auch spontane Fehlgeburten traten nach der Therapie nicht vermehrt auf.
Fetale Entwicklung ggf. mittels Sono überprüfen
Die Embryotox-Datenbank der Charité – Universitätsmedizin Berlin empfiehlt Terbinafin für Schwangere bisher nicht uneingeschränkt, bessere Lokaltherapeutika seien Clotrimazol, Miconazol und Nystatin. Ist eine systemische Behandlung notwendig, müsse man Nutzen und Risiko individuell abwägen. Schwangeren, die im ersten Trimenon Terbinafin geschluckt haben, solle man ein Sono anbieten, um die normale Entwicklung des Fetus zu überprüfen. Eine lokale Anwendung erfordere keine weiteren Maßnahmen.
1. Abel MK, Murase JE. JAMA Dermatol 2020; 156: 371-372; DOI: 10.1001/jamadermatol.2019.5036
2. Andersson NW et al. A.a.O.: 375-383; DOI: 10.1001/jamadermatol.2020.0142
3. www.embryotox.de (Stand: 09.2020)
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