Keine Leistenzerrung: Chondrosarkom verursachte Schmerzen in der Adduktorenregion

Dr. Angelika Bischoff

Röntgenologisch zeigt sich im Sitzbein eine tumoröse Auftreibung mit angedeuteter Periostreaktion (Abb. 1). Im Kontrastmittel-MRT stellt sich im Os ischii eine hypodense Läsion dar (Abb. 2). Das postoperative MRT ergibt keine Hinweise auf ein Rezidiv (Abb. 3). Röntgenologisch zeigt sich im Sitzbein eine tumoröse Auftreibung mit angedeuteter Periostreaktion (Abb. 1). Im Kontrastmittel-MRT stellt sich im Os ischii eine hypodense Läsion dar (Abb. 2). Das postoperative MRT ergibt keine Hinweise auf ein Rezidiv (Abb. 3). © Gulbins H, Johann M. Wehrmedizinische Monatsschrift 2020; 64: 218-220 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn

Adduktorenverletzungen sind bei Fußballspielern keine Seltenheit. Dass ein Truppenarzt dennoch genauer hinschaute, rettete einem 23-Jährigen wohl das Leben.

Ein junger Soldat klagte beim Truppenarzt über anhaltende Schmerzen in der linken Leiste. Er habe sich wahrscheinlich beim Fußballspielen vor vier Wochen die Leiste gezerrt. Aber es würde nicht besser, sondern eher schlimmer.

Bei der klinischen Untersuchung war die passive Beweglichkeit der linken Hüfte nicht eingeschränkt. Musste der Mann aber das Bein aktiv gegen Widerstand an den Körper heranführen, verspürte er einen ziehenden Schmerz. Der Arzt vermutete eine Insertionstendinose und verordnete Physiotherapie.

So ganz geheuer war dem Kollegen die Sache aber nicht, da die Schmerzen ungewöhnlich lange bestanden hatten und zuletzt sogar in Ruhe aufgetreten waren. Deshalb schickte er seinen Patienten zum Röntgen. Die Beckenübersichtsaufnahme zeigte eine tumoröse Auftreibung von 2 x 2 cm im linken unteren Sitzbeinast sowie als Hinweis auf Malignität eine leichte periostale Reaktion. Das MRT ergab eine hypodense Läsion ohne Hinweise auf Weichteilinfiltration.

Bioptisch wurde ein chondrogener Tumor mit krebsverdächtigen Anteilen diagnostiziert. Außerdem stellen die Ärzte eine Neuralgie des N. genitofemoralis fest. Das Staging-CT ergab eine malignitätsverdächtige Weichteilreaktion ohne Fernmetastasierung. Der linke untere Sitzbeinast und die umgebenden Weichteile wurden reseziert. His­tologisch handelte es sich um ein Chondrosarkom (T2M0N0, R0).

Chondrosarkome betreffen zwar häufig das Becken, aber überwiegend das Os ilium und insbesondere die periazetabuläre Region. Ein Befall des Os ischii kommt mit 6 % sehr selten vor, schreiben Dr. Helmut Gulbins und Dr. Matthias­ Johann vom Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg. In der Regel betrage das mittlere Alter der Patienten 51 Jahre.

Der bei dem jungen Mann ursprünglich geäußerte Verdacht „Insertionstendinose“ sei bei seinem Beschwerdebild nachvollziehbar, weshalb die Indikation zum Röntgen auf den ersten Blick relativ großzügig gewählt erscheine. Doch Dauer und Progredienz der Beschwerden (in Ruhe) rechtfertigten die radiologische Diagnostik zum Malignomausschluss unbedingt, betonen die Kollegen.

Weniger als 40 % überleben länger als fünf Jahre

Für den Patienten war die frühe Bildgebung Glück, da der Tumor rechtzeitig entdeckt wurde und so die R0-Resektion möglich wurde. Bisher blieb er über 24 Monate rezidivfrei und erreichte durch intensive Physiotherapie eine gute Belastbarkeit und ein normales Gangbild. Auch längeres Sitzen verursacht keine Beschwerden mehr.

Die Prognose eines Chondrosarkoms hängt entscheidend davon ab, ob die vollständige Entfernung möglich ist. Die Tumoren sprechen weder auf Strahlen- noch auf Chemotherapie an, sodass adjuvante Optionen fehlen. Die meisten Becken-Chondrosarkome werden allerdings zu spät erkannt, sodass eine ausreichende R0-Resektion oft nicht möglich ist. Weniger als 40 % der Patienten überleben länger als fünf Jahre.

Quelle Text und Abb.: Gulbins H, Johann M. Wehrmedizinische Monatsschrift 2020; 64: 218-220 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Röntgenologisch zeigt sich im Sitzbein eine tumoröse Auftreibung mit angedeuteter Periostreaktion (Abb. 1). Im Kontrastmittel-MRT stellt sich im Os ischii eine hypodense Läsion dar (Abb. 2). Das postoperative MRT ergibt keine Hinweise auf ein Rezidiv (Abb. 3). Röntgenologisch zeigt sich im Sitzbein eine tumoröse Auftreibung mit angedeuteter Periostreaktion (Abb. 1). Im Kontrastmittel-MRT stellt sich im Os ischii eine hypodense Läsion dar (Abb. 2). Das postoperative MRT ergibt keine Hinweise auf ein Rezidiv (Abb. 3). © Gulbins H, Johann M. Wehrmedizinische Monatsschrift 2020; 64: 218-220 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn