Krummer Penis: Therapie bei Induratio penis plastica

Dr. Dorothea Ranft

Penis-Selfies unter Erektion dienen der Verlaufsdiagnostik. Penis-Selfies unter Erektion dienen der Verlaufsdiagnostik. © wikipedia/SugarMaple

Schmerzhafte Plaques und verkrümmte Manneszier – eine Induratio penis plastica kann das Sexleben gründlich vergällen. Konservative Maßnahmen kommen eher für die primäre entzündliche Phase infrage, das Glied bringen sie aber nicht wieder ins Lot.

Die Induratio penis plastica (IPP) beginnt meist zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Als eine der wichtigsten ätio­pathogenetischen Faktoren gelten wiederholte Mikrotraumen beim Geschlechtsverkehr. Konservative Therapiemöglichkeiten werden vor allem in der primären entzündlichen Phase der IPP eingesetzt, schreiben Dr. Arne Hauptmann und Kollegen von der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Gießen.

Off label kommt ein PDE-5-Hemmer zum Einsatz

Von den oral applizierten Medikamenten gegen die Induratio ist Kalium-Paraaminobenzoat vom BfArM als einziges zur Hemmung der Deviationsprogression zugelassen. Nicht formal empfohlen, aber häufig off label eingesetzt wird der PDE-5-Inhibitor Tadalafil (2,5 mg/Tag für sechs Monate). Er verringerte in einer retrospektiven Studie zwar die Plaques, nicht aber die Penis­deformation. Colchizin gilt aufgrund der Nebenwirkungen heute als obsolet, auch Tamoxifen zeigte in einer kontrollierten Studie keinen Effekt, ebenso wenig wie die Monotherapie mit dem Nahrungsergänzungsmittel Carnitin.

Könnte die direkte Injektion in den Plaque helfen? Tatsächlich verbessert die bereits bei M. Dupuytren erfolgreich eingesetzte Kollagenase auch die Penisdeviation. Ein entprechendes Präparat besitzt in Europa die Zulassung, wird aber in Deutschland nicht mehr vermarktet und lässt sich nur über die internationale Apotheke beziehen. Von einer Injektionstherapie mit Glukokortikoiden raten die Experten ab, sie kann zu Gewebeatrophie, Hautverdickungen und Immunsuppression führen.

Die Iontophorese steigert die lokale Wirkung von Medikamenten, am häufigsten nutzt man sie für Verapamil, Dexamethason und Lidocain. Verapamil wirkt auf diese Weise gegen den Penisschmerz vergleichbar gut wie bei intraläsionaler Anwendung. Auch die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) kommt im Kampf gegen die IPP zum Einsatz – trotz unklarer Wirkweise. Möglicherweise eignet sie sich zur Schmerzbehandlung, ein Einfluss auf die Deviation ist nicht zu erwarten. Von einer Röntgenbestrahlung des Penis raten die Gießener Urologen ausdrücklich ab, der Wert der Penisstreckung bleibt umstritten.

Geradlinige Diagnostik

Anamnestisch sollte man gezielt nach einem penilen Kohabitationstrauma und schmerzhaften Erektionen fragen. Der Tastbefund ist charakteristisch, Differenzialdiagnosen (Tumoren, Metastasen, Thrombosen) stellen eher Raritäten dar. Kalzifizierungen lassen sich sonographisch erkennen, der Nutzen der MRT wird widersprüchlich diskutiert. In der Verlaufsdiagnostik kann eine Autophotographie unter Erektion wiederholte Schwellkörperinjektionen ersparen. Die Ausdehnung der Plaque gilt nicht als Kriterium für einen Operationsbedarf.

OP-Indikation erst nach einjähriger Symptomatik

Ganz allgemein haben die konservativen Therapieoptionen ein entscheidendes Manko: Sie bieten zwar eine Option für die primäre entzündliche Phase, zeigen aber nur begrenzte Effekte. Sie können weder die penile Deviation komplett beseitigen noch eine Restitutio ad integrum erreichen. Die chirurgische Therapie hat deshalb nach wie vor einen hohen Stellenwert. Operiert werden sollten aber nur Patienten mit klinisch relevanter Penisdeviation, die sich bereits in der stabilen Phase befinden. Die IPP muss also schon mindestens ein Jahr bestehen und ihre Symptomatik darf sich seit einem halben Jahr nicht verändert haben. Die Indikation für eine Penisschaftbegradigung besteht, wenn die Deviation die Penetration deutlich erschwert, dem Patienten oder der Partnerin Schmerzen bereitet oder der Geschlechtsverkehr nicht mehr möglich ist. Zu den Voraussetzungen für den Eingriff gehört eine gute erektile Funktion bzw. behandelbare leichte erektile Dysfunktion (ED). Eine erfolgreiche Korrektur gelingt bei jedem Deviationswinkel. Die Wahl der Methode hängt von der Richtung der Deviation ab, auch die Länge des Penis spielt eine wichtige Rolle. Die kontralateral verkürzenden Verfahren (Plikatur, Exzision) gibt es inzwischen in den verschiedensten Varianten. Bei allen besteht nur ein geringes Risiko für eine erektile Dysfunktion, sie führen aber obligat zu einer Verkürzung des Penisschafts. Bei einer Ruptur des Nahtmaterials kann es zu einer erneuten Deviation kommen, einige Männer klagen über störende Sensationen im Bereich der Nahtknoten. Eine Alternative bieten Eingriffe mit plastischer Deckung. Dabei begradigt man den Penisschaft durch eine Inzision oder partielle Exzision der Tunica albuginea der Schwellkörper. Diese Eingriffe sollten aber Patienten mit komplexer Deformation oder ausgeprägter Deviation vorbehalten bleiben.

Wichtig ist die regelmäßige postoperative Streckung

Eine vollständige Plaque-Entfernung wird wegen der hohen postoperativen ED-Rate nicht mehr empfohlen. Entscheidend für das Ergebnis ist eine regelmäßige postoperative Streckung des Interponats. Sinnvoll erscheint ein zusätzliches „Schwellkörpertraining“ mit einem PDE-5-Inhibitor. Bei begleitender, schwerer ED raten die Autoren dazu, simultan zur Begradigung eine Penisprothese zu implantieren.

Quelle: Hauptmann A et al. Urologe 2018; 57: 1139-1152

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Penis-Selfies unter Erektion dienen der Verlaufsdiagnostik. Penis-Selfies unter Erektion dienen der Verlaufsdiagnostik. © wikipedia/SugarMaple
Penisdeviation Penisdeviation © wikipedia/SugarMaple