Penis wiederauferstanden: Transplantat von einem Toten erstmals auf lange Sicht befriedigend

Bedarf besteht, das lässt sich nicht leugnen – gerade in Südafrika. Bei den Xhosa, einem Bantuvolk, müssen die jungen Männer ein archaisches Ritual über sich ergehen lassen. Während des mehrtägigen Initiations-Festes werden sie mit einem traditionellen Speer beschnitten. Anschließend schnürt der Medizinmann den Penis eng in Ziegenleder ein. Das bleibt oft nicht ohne Folgen: Jedes Jahr verlieren rund 250 Jugendliche bei der Prozedur den Penis, klagt Dr. André van der Merwe, Urologe an der Universitätsklinik Kapstadt. Thrombosen und Abschnürung führen zu Gangrän und Nekrosen. „Und das sind nur die Fälle, von denen wir wissen.“
Unerfüllte Nachfrage für Ersatzpenisse bei den Xhosa
Mit dem Verlust tun sich gerade die jungen Xhosa in ihrer traditionellen Gesellschaft schwer und mit herkömmlichen Verfahren, erklärt der Autor, kann man ihnen nicht wirklich helfen. Ein Implantat erweist sich oft nicht als nachhaltige Lösung und eine Rekonstruktion ist nicht immer machbar. „Es gibt eine unerfüllte Nachfrage für Penis-Transplantationen“, glaubt Dr. van der Merwe. Und die hat er nun versucht zu stillen.
Drei Jahre zuvor hatte der 21-jährige Empfänger seinen Penis durch eine Gangrän nach dem Initiationsritual verloren. Nachdem er die zahlreichen psychologischen und körperlichen Tests in Kapstadt bestanden hatte, bekam er vor etwa zwei Jahren in einer neunstündigen Operation ein neues Geschlechtsorgan von einem 36-jährigen Toten. Wie man aus Vorläuferstudien weiß, wachsen die Nerven entlang der Markscheiden wieder in den Penis ein.
„Die Studie ist die erste, die von einem funktionell erfolgreichen Allotransplantat berichten kann“, verkündet der Autor stolz. Tatsächlich kann sich die Bilanz der Chirurgen sehen lassen: Einen Monat nach der Operation wurde der Patient aus dem Krankenhaus entlassen, eine Woche danach hatte er gegen ärztlichen Rat wieder den ersten Geschlechtsverkehr. Seit dem dritten postoperativen Monat gibt er an, regelmässig Sex und auch Ejakulationen zu haben, Schwierigkeiten beim Wasserlassen bestünden nicht. Mit der Immunsuppression kommt der junge Mann angeblich gut zurecht, die bisher problematischste Nebenwirkung war eine vorübergehende Pilzinfektion.
Auch mit der Psyche ging es nach der OP bergauf
Auch psychisch ging es nach der Transplantation laut den Scores der Forscher lange Zeit bergauf. Sie betonen gleichzeitig, wie wichtig die sorgfältige Auswahl der Empfänger ist. Inzwischen ist es ihnen gelungen, einen zweiten Kandidaten zu finden. Am 21. April wurde von ihnen die inzwischen vierte Penistransplantation der Welt vorgenommen.
Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: van der Merwe A et al. Lancet 2017; 390: 1038-1047
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