Laufende Nase – was hilft?

Dr. Dorothea Ranft

Alle Jahre wieder geht die Nase zu und es gibt nicht was dagegen wirklich hilft. Abwarten und Tee trinken heißt da die Devise. Alle Jahre wieder geht die Nase zu und es gibt nicht was dagegen wirklich hilft. Abwarten und Tee trinken heißt da die Devise. © fotolia/drubig-photo

Die Nase läuft, der Schädel brummt – gut wenn man ein Medikament zur Hand hat, das die Erkältung in die Schranken weist, oder? Zahlreiche Präparate werden angeboten, um Kopf und Nase wieder freizubekommen. Was von ihnen zu halten ist, haben Kollegen untersucht.

Auf der Suche nach einer wirksamen und evidenzgesicherten Erkältungstherapie durchforstete ein australisch-belgisches Forscherteam die aktuelle Literatur und stieß auf nicht viel Überzeugendes. So ist die Studienlage zur Linderung nasaler Symptome eher dürftig, konstatieren Professor Dr. Mieke L. van Driel, University of Queensland, Brisbane, und ihre Kollegen.

Immerhin deuten die vorhandenen Arbeiten darauf hin, dass Dekongestiva – allein oder zusammen mit Antihistaminika und/oder Analgetika – bei erwachsenen Patienten einen geringfügigen Effekt auf die Nasenbeschwerden haben. Womöglich aber um den Preis von Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Bauchgrimmen. Außerdem droht bei längerem Einsatz der Dekonges­tiva eine chronisch verstopfte Nase. Auch sedierende Antihistaminika können nach den Ergebnissen einer Cochrane-Übersicht bei Erwachsenen Rhinorrhö und Niesen lindern, haben aber keinen Effekt auf die geschwollene Nasenschleimhaut.

Antibiotika zeigten sich ebenso wie antivirale Substanzen und nasal gegebene Steroide bei der einfachen Erkältung wirkungslos. Schmerzmittel wie Paracetamol und NSAR haben keinen Einfluss auf die nasalen Symptome. Ipratropiumbromid reduziert die Rhinorrhö um den Preis von vermehrtem Nasenbluten sowie Mund- und Nasentrockenheit. Echinaceapräparate scheinen keinen Einfluss auf die akuten Symptome zu haben, Zink verkürzt möglicherweise die Dauer der Beschwerden.

Nur begrenzter Therapieeffekt zu erwarten

Bei Kindern sind die medikamentösen Möglichkeiten zur Behandlung des „gemeinen Schnupfens“ noch weniger evidenzgesichert als bei Erwachsenen, schreiben die Autoren. Und dies, obwohl gerade die unter 12-Jährigen am stärksten darunter leiden.

Die Ergebnisse einer Cochrane-Analyse von qualitativ eingeschränkten Studien deuten darauf hin, dass salzhaltige Nasenspülungen und Tropfen auch bei Kindern sicher und wirksam sind. Widersprüchliche Daten gibt es zu Dekongestiva. Sie scheinen zu wirken, aber die Sicherheit insbesondere bei jüngeren Kindern ist ungeklärt. NSAR lösen nasale Verstopfung nicht, Paracetamol kann die nasale Kongestion möglicherweise sogar verstärken.

Welche Behandlung kann man also empfehlen? Bei Erwachsenen raten die Autoren bei störenden Nasenbeschwerden primär zu schleimhautabschwellenden Mitteln und Antihistaminika, allein oder in Kombination. Allerdings muss der Patient wissen, dass es keine Patentlösung gibt, der Effekt der Medikamente also begrenzt ist. Die Nebenwirkungen sind zwar meist leichter Natur, aber gerade die Sedierung kann im Alltag erheblich stören. Zudem sollten Dekongestiva höchstens 3–7 Tage angewendet werden. Ein längerer Einsatz kann eine schwer behandelbare Rhinitis medicamentosa auslösen.

Für die zahlreichen anderen Erkältungsmittel ist ein Effekt bisher nicht sicher belegt, so die Einschätzung der Autoren. Deshalb ist es oftmals besser, dem Patienten zu versichern, dass sein Schnupfen auch ohne Medikament von selbst abheilt.

Kindernasen mit Salzlösung spülen

Bei Kindern im Alter unter sechs Jahren raten die Autoren ausdrücklich von schleimhautabschwellenden Wirkstoffen und antihistaminika-haltigen Kombinationen ab. Zwischen sechs und zwölf Jahren sollte der Einsatz – wenn überhaupt – nur mit Vorsicht erfolgen. Schließlich gibt es bisher keinen sicheren Beleg dafür, dass diese Wirkstoffe die nasalen Symptome lindern. Aber sie können nachweislich Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Magenverstimmung auslösen. Auch ernste Komplikationen wie Krampfanfälle, Tachykardien und selbst Todesfälle wurden bei sehr jungen Kindern mit der Anwendung abschwellender Erkältungsmedikamente in Verbindung gebracht.

Man sollte die Eltern lieber mit dem Hinweis beruhigen, dass die Erkältung ihres Sprößlings zwar läs­tig ist, aber von selbst verschwinden wird. Falls sie unbedingt etwas gegen die quälenden Symptome tun wollen, können sie zur Linderung aber salzhaltige Nasenspülungen oder Tropfen anwenden.

Quelle: van Driel ML et al. BMJ 2018; 363: k3786

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