Biologika stehen bei chronischer Rhinosinusitis auf dem Prüfstand

Dr. Elisabeth Nolde

Bis zu 4 % der Allgemeinbevölkerung leiden unter einer Sinusitis mit Polypen und in manchen Fällen hilft nur eine OP. Bis zu 4 % der Allgemeinbevölkerung leiden unter einer Sinusitis mit Polypen und in manchen Fällen hilft nur eine OP. © wikimedia/MathieuMD; wikimedia/Klaus D. Peter, Wiehl, Germany

Bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen ist das therapeutische Repertoire recht begrenzt. Im Fokus stehen intranasale Steroide und letztlich die Operation. Auf Basis einer Endotyp-Klassifizierung wird versucht, die Therapie zu optimieren. Offenbar mit Erfolg, versprechen Studiendaten zum Einsatz von Biologika.

Die chronische Rhinosinusitis (CRS) ist in Europa eine der häufigsten chronischen Erkrankungen. Die Prävalenz liegt bei rund 11 %. Auf der Basis von endoskopischen Untersuchungen der Nasenhöhle und bildgebenden Verfahren wird die CRS unterteilt in:

  • chronische Rhinosinusitis ohne nasale Polypen (CRSsNP)
  • chronische Rhinosinusitis mit nasalen Polypen (CRSwNP)

Etwa 1–4 % der Allgemeinbevölkerung haben eine CRSwNP, erinnerte Professor Dr. Ludger Klimek vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden.

Assoziation zu Asthma und Aspirin-Intoleranz

Darüber hinaus ist eine weitere Unterteilung etabliert, die eine Differenzialdiagnostik voraussetzt. Demnach kann die chronische Rhinosinusitis mit weiteren Erkrankungen vergesellschaftet sein, insbesondere mit zystischer Fibrose, Aspirin-Intoleranz-Syndrom oder Aspirin-Exacerbated Respiratory Disease (AERD), Immundefizienz, Inhalationsallergien oder Asthma bronchiale.

Grundpfeiler der Therapie von CRS-Patienten mit Nasenpolypen sind intranasale Steroide. Sie werden sowohl bei milder als auch bei moderater und schwerer Sym­ptomausprägung eingesetzt. Bei Patienten mit schwereren Verläufen kann man versuchsweise auf orale Steroide zurückgreifen, ggf. auf Antibiotika. Auch die Begleiterkrankungen müssen berücksichtigt und therapiert werden. Bleibt unter den konservativen Maßnahmen die Besserung aus, ist ein operatives Vorgehen zu erwägen. Doch auch nach erfolgreicher operativer Sanierung sind die Rezidivraten hoch, sagte Prof. Klimek.

Eine mögliche Erklärung dafür: Hinter der CRSwNP verbirgt sich eine heterogene Gruppe entzündlicher Erkrankungen mit unterschiedlichen Pathophysiologien sowie immunologischen Vorgängen. Mittlerweile konnte man verschiedene Endotypen detektieren und davon neue therapeutische Strategien ableiten.

Erfolgreich, aber nach wie vor nicht zugelassen

Dazu laufen z.B. klinische Studienprogramme zu Biologika wie Reslizumab, Mepolizumab, Omalizumab und Dupilumab auf Hochtouren. Für die Indikation Polyposis nasi zugelassen ist aktuell keines, stellte Prof. Klimek klar. Die bisher verfügbaren Studiendaten versprechen allerdings Erfolg. Beispielsweise die zu Reslizumab, ein auf Interleukin-5 (IL-5) zielender monoklonaler Antikörper.

Bei Patienten mit Polyposis nasi hatte die Behandlung mit dem Bio­logikum einen eindeutigen, dosis­abhängigen Effekt auf den nasalen Polypenscore. Subgruppenanalysen ergaben zudem, dass die Wirksamkeit bei hoher Eosinophilenzahl und hohen IL-5-Spiegeln im Nasensekret besonders ausgeprägt war. Derartige Ergebnisse sollten dazu führen, Responder-Gruppen sorgfältig zu analysieren, forderte Prof. Klimek. Das Ziel sei letztlich ein stratifiziertes therapeutisches Vorgehen.

Ohne Blockade oder Sekretion keine Diagnose

Nach dem European Position Paper on Rhinosinusitis and Nasal Polyps von 2012 ist die chronische Rhinosinusitis mit und ohne Polyposis nasi eine Entzündung der Nase und Nasennebenhöhlen über einen Zeitraum von zwölf Wochen. Sie geht mit mindestens zwei der folgenden Symptome einher, wobei von den beiden erstgenannten eines auf jeden Fall vorliegen sollte:
  • Blockade/Obstruktion
  • nasale Sekretion (einschl. postnasal drip)
  • Kopfschmerzen/Gesichtsdruck
  • Minderung oder Verlust des Geruchssinns
Unterstützt wird die klinische Diagnose durch:
  • Vorliegen endoskopischer Zeichen: Polypen, mukopurulentes Sekret im mittleren Nasengang, Ödem/Schleimhautschwellung primär im mittleren Nasengang oder
  • CT-Befund: Schleimhautveränderungen im ostiomeatalen Komplex und/oder in den Nasennebenhöhlen

Quelle: Fokkens WJ et al. Rhinol Suppl 2012; 50, Suppl. 23: 1-298

Auch der auf IL-5 gerichtete monoklonale Antikörper Mepolizumab erwies sich klinisch als effektiv. Und mit dem gegen IgE gerichteten Biologikum Omalizumab ließ sich bei Patienten mit CRSwNP und Asthma nachweislich der endoskopische Polypenscore hoch signifikant senken. Das Ergebnis konnte auch mittels CT bestätigt werden – im Sinne eines Rückgangs der Verschattung in den Nasennebenhöhlen. Die Gabe von Dupilumab, einem Anti-IL-4Ra-monoklonalen Antikörper, verbesserte den endoskopischen Polypenscore bei CRSwNP-Patienten signifikant. Positive Behandlungsergebnisse spiegelten auch der CT-Score und das Riechvermögen wider. Somit wird die Polyposis nasi zunehmend nicht nur als „zu operierendes Weichgewebe“ angesehen, sondern als immunologische Erkrankung anerkannt – und künftig möglichst auch als solche behandelt, lautete das Fazit des Experten.

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Bis zu 4 % der Allgemeinbevölkerung leiden unter einer Sinusitis mit Polypen und in manchen Fällen hilft nur eine OP. Bis zu 4 % der Allgemeinbevölkerung leiden unter einer Sinusitis mit Polypen und in manchen Fällen hilft nur eine OP. © wikimedia/MathieuMD; wikimedia/Klaus D. Peter, Wiehl, Germany