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Lenvatinib plus Pembrolizumab floppt, Camrelizumab plus Rivoceranib toppt

Auf der Suche nach neuen systemischen Therapien für das fortgeschrittene Leberzellkarzinom (HCC) prüfen Forschende zurzeit verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. In diesem Zusammenhang bedeutsam ist die Phase-3-Studie LEAP, in der die Autor:innen das Duo Lenvatinib und Pembrolizumab mit Lenvatinib plus Placebo als Erstlinienbehandlung bei fortgeschrittenem HCC verglichen. Allerdings schnitt die Kontrollgruppe deutlich über den Erwartungen ab, während der Effekt von Lenvatinib plus Pembrolizumab dem von früheren klinischen Studien entsprach, berichtete Prof. Dr. Richard S. Finn von der Universität von Kalifornien in Los Angeles.1
An der Studie hatten 794 nicht systemisch vorbehandelte Patient:innen mit fortgeschrittenem HCC teilgenommen. Der Referent bezifferte das mediane Gesamtüberleben in Prüfarm vs. Kontrolle mit 21,2 Monaten vs. 19,0 Monate. Die Hazard Ratio betrug zwar 0,84 (95%-KI 0,708–0,997), der p-Wert von 0,0227 überschritt aber die vorab festgelegte Schwelle von 0,0185 für eine Überlegenheit der Zweifach-Therapie. Nach 24 Monaten waren unter der Kombination 43,7 % der Teilnehmenden am Leben, in der Kontrolle betrug die 2-Jahres-OS-Rate 40,0 %. Auch das PFS war mit dem Duo nicht signifikant besser als alleiniges Lenvatinib, allerdings blieb laut Prof. Finn ein größerer Anteil von Patient:innen des Prüfarms mit 16,7 % vs. 9,3 % nach 24 Monaten progressionsfrei.
Im Gegensatz zu LEAP erreichte eine überwiegend in Asien durchgeführte Phase-3-Studie ihren primären Endpunkt: Die Therapie mit dem Anti-PD1-Antikörper Camrelizumab zusammen mit dem VEGFR-TKI Rivoceranib (früher Apatinib) verlängerte das PFS von Erkrankten mit nicht-resezierbarem/metastasiertem HCC signifikant gegenüber einer Sorafenib-Behandlung.2 Wie Prof. Dr. Shukui Qin, Nanjing University of Chinese Medicine, berichtete, betrug das mediane PFS nach median 7,8 Monaten Follow-up in Prüfarm vs. Kontrolle 5,6 Monate vs. 3,7 Monate (HR 0,52; 95%-KI 0,41–0,65; p < 0,0001). Ohne Progress lebten nach sechs Monaten noch 44,6 % vs. 22,7 % der Betroffenen. Auch das mediane OS belegte mit 22,1 Monaten vs. 15,2 Monaten eine signifikante Überlegenheit der Kombination gegenüber Sorafenib (HR 0,62; 95%-KI 0,49–0,80; p < 0,0001). Das spricht laut Prof. Qin dafür, Camrelizumab plus Rivoceranib als neue Erstlinienoption bei nicht-resektablem HCC zu berücksichtigen.
An der Studie hatten zu 82,7 % Asiaten teilgenommen, die virale Ätiologie war bei 84 % der Teilnehmenden belegt – nur zwei Beispiele, die demonstrieren, wie unterschiedlich die Populationen waren, erklärte Kommentatorin Prof. Dr. Robin Katie Kelley vom Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center der Universität von Kalifornien in San Francisco: Der Anteil an Asiaten betrug in LEAP nur 31 % und etwa 60 % der Patient:innen hatten eine virale Ätiologie. Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen könnten.3
Möglicher Benefit für Subgruppen
In Subgruppenanalysen der LEAP-Studie ergab sich für Personen mit Hochrisiko-Charakteristika ein Hinweis auf einen möglichen Vorteil von Lenvatinib plus Pembrolizumab, beispielsweise im Fall einer makrovaskulären und/oder extrahepatischen Ausbreitung oder bei erhöhtem alpha-Fetoprotein.
Lenvatinib als Erstlinientherapie
Vergleiche man die beiden Kombinationstherapien, seien die OS-Daten mit im Median 21,2 Monaten unter Lenvatininib plus Pembrolizumab und 22,1 Monaten unter Camrelizumab plus Rivoceranib erstaunlich konsistent. Zudem entsprächen sie der Größenordnung des medianen OS von 19,2 Monaten mit der Kombination von Atezolizumab plus Bevacizumab in der IMbrave-150-Studie, so die Diskutantin. Der entscheidende Unterschied betraf eher die jeweilige Kontrollgruppe: Lenvatinib war mit einem medianen OS von 19,0 Monaten ein stärkerer Komparator als Sorafenib in den beiden anderen Studien. Prof. Kelley konstatierte, dass Lenvatinib die bevorzugte Erstlinientherapie für fitte Patient:innen mit fortgeschrittenem HCC und Kontraindikationen für Checkpoint-Inhibitoren sein sollte.
Quellen:
1. Finn RS et al. ESMO 2022; Abstract LBA34
2. Qin S et al. ESMO 2022; Abstract LBA35
3. Kelley RK. ESMO 2022; Proferred Paper session 1: GI, upper digestive
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