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Licht ins Dunkel bringen

Die dunkle Farbe der Darmwand entsteht bei der Pseudomelanose durch die Einlagerung von Lipofuszin in die Lamina propria der Darmmukosa. Dieser körpereigene Farbstoff bildet sich beim Abbau apoptotischer Kolonepithelzellen. Wie dunkel sich die Mukosa verfärbt, ist individuell verschieden. Abzugrenzen ist die Pseudomelanose von der echten Melanose. Diese, ausgelöst durch das namensgebende Pigment, kann sich z.B. im Rahmen eines Peutz-Jeghers-Syndroms entwickeln und bedeutet für den Patienten ein erhöhtes Krebsrisiko. Die Pseudomelanose ist dagegen harmlos und verursacht keine Beschwerden. Sie tritt vor allem bei älteren Menschen auf, die anthranoidhaltige Laxanzien einnehmen.
Eine Assoziation zu osmotisch wirksamen Laxanzien wurde bisher nicht gezeigt, schreiben Tomislav Stjepic und Kollegen vom Kantonsspital Sankt Gallen. Bei der Pseudomelanosis coli handelt es sich i.d.R. um einen sporadischen Koloskopiebefund (oft im proximalen Teil). Die Diagnose wird histologisch gesichert.
Wie schwierig die Ursachenklärung im Einzelfall sein kann, zeigt das Beispiel einer 49-jährigen Patientin mit Morbus Crohn. Bei dieser Frau fiel im Rahmen einer Verlaufskoloskopie eine neu aufgetretene Dunkelfärbung des gesamten Kolons auf, die sich feingeweblich als Pseudomelanose erwies. Anthrachinonhaltige Laxanzien hatte die Patientin nicht eingenommen, ebenso wenig potenziell kolorierende Eisenpräparate.
An sonstigen Erkrankungen litt die Patientin nicht
Auch CED können Pigmentablagerungen auslösen. Aber nach einem Jahr endoskopisch nachgewiesener Remission schien dieser Zusammenhang unwahrscheinlich, so die Kollegen. Zudem ergab die Gewebeuntersuchung keinerlei Hinweis auf eine Reaktivierung des M. Crohn. An Diabetes, Hypertonie und Niereninsuffizienz, die als weitere mögliche Ursachen für eine Pseudomelanose beschrieben wurden, litt die Patientin nicht.
Die Bedarfsmedikation mit Ibuprofen gegen Kopfschmerzen kam ebenfalls nicht als wahrscheinlicher Auslöser in Betracht, da sie auf diese in der Vergangenheit bereits öfter zurückgegriffen hatte. Am ehesten vermuten die Autoren einen Zusammenhang mit den Tropfen, die ein Heilpraktiker zur Behandlung der Cephalgie empfohlen und nach deren Anwendung die Patientin auch eine passagere Schwarzfärbung ihres Stuhls beobachtet hatte. Bereits eine zweitägige Anwendung mit je 50 Tropfen hätte für die ausgedehnte Pseudomelanose gesorgt.
Auch nach einem Jahr wies der Darm der Patientin noch erhebliche Verfärbungen auf. Diese waren erst bei einer Kontrollkoloskopie nach zwei Jahren verschwunden. Eine anthrachinonbedingte Pseudomelanose bildet sich dagegen meist innerhalb von zwölf Monaten zurück.
Die genaue Ursache der Verfärbung blieb ungeklärt
Als Nebenwirkung des in diesem Fall eingesetzten Medizinprodukts wurde die Verdunklung der Darmmukosa noch nicht beschrieben. Entsprechend unklar bleibt bislang der Mechanismus, der für die Verfärbung sorgen könnte. Laut Gebrauchsanweisung enthalten 100 g Tropfen 30 g eines Kalium-Eisen(III)-Phosphat-Citrat-Komplexes, der Ammoniak im Darm bindet.
Quelle: Stjepic T et al. Swiss Med Forum 2021; 21: 724-726; DOI: 10.4414/smf.2021.08703
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