Licht ins Dunkel mit dem Q-Score: Risikostratifizierung aus CGM-Profilen

diatec journal: Lexikon Dr. Andreas Thomas

Aus fünf CGM-Messgrößen lässt sich mit dem Q-Score das Risiko für diabetische Folgeerkrankungen ermitteln. Aus fünf CGM-Messgrößen lässt sich mit dem Q-Score das Risiko für diabetische Folgeerkrankungen ermitteln. © Visual Generation – stock.adobe.com

Dank CGM könnte man potenziell auf HbA1c-Werte verzichten. Um aus den Daten das Risiko von Folgeerkrankungen abzuschätzen, braucht es aber einen neuen Parameter.

Nach wie vor stellt der HbA1c-Wert einen Surrogatparameter dar, der das Risiko für die Entwicklung von diabetischen Folgeerkrankungen (DFE) mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit beschreibt. Bedingt durch die Fortschritte beim kontinuierlichen Glukosemonitoring (CGM) liegen nun bei vielen Patienten Glukoseprofile vor, deren Daten den Glukoseverlauf der Patienten umfassend charakterisieren. Für die Analyse und Bedeutung dieser Daten, wie der Anteile der Zeiten in den einzelnen Glukosebereichen oder dem Glukosemanagement-Indikator, wurden in internationalen Konsensus-Statements Festlegungen getroffen.1 Besonders der Anteil der Zeit im Glukosezielbereich (TiR: Time in Range) dient zunehmend als wichtigster Parameter für die Beurteilung der Glukoseregulation, unter anderem auch deshalb, weil damit das Diabetesmanagement der Patienten transparent wird und diesen gut zu vermitteln ist. So gelten TiR-Werte ≥ 70 % als anstrebenswert.

Messung des HbA1c-Wertes unter CGM überflüssig?

Verschiedene Diabetesexperten halten bei Nutzung von CGM die Messung des HbA1c-Wertes für obsolet.2 Allerdings ist es dann auch notwendig, aus den CGM-Daten das Risiko für die Entwicklung von DFE abzuschätzen, will man die jahrzehntelange Praxis fortsetzen, dieses Risiko im Zusammenhang mit dem Erfolg der Diabeteseinstellung zu beurteilen. Eine solche Möglichkeit bietet der am Institut für Diabetes Karlsburg (IDK) entwickelte und patentierte Q-Score.3 Dieser setzt sich aus fünf Parametern zusammen:

  • dem Mittelwert der Glukose (MG),
  • der Glukosevariabilität an einem Tag (Range),
  • der Zeit im hyperglyk­ämischen Bereich (thyper),
  • der Zeit im hypoglykämischen Bereich (thypo)
  • und der Variabilität zwischen den gemessenen Tagen (MODD: Mean of Daily Differences).

Deren Summe ergibt einen dimensionslosen Bewertungsfaktor, der zu einer Konstante hinzugezählt wird:

Q-Score = 8 + (MG – 7,8)/1,7 + (Range – 7,5)/2,9 + (t < 3,9 – 0,6)/1,2 + (t > 8,9 – 6,2)/5,7 + (MODD* – 1,8)/0,9

Beispiel MODD über drei Tage: MODD = (MODDTag 3 zu 2 + MODDTag 2 zu 1)/2

Die genannten Beziehungen beziehen sich auf Glukosewerte in der Maßeinheit mmol/l. Liegen mg/dl vor, so müssen diese zuerst umgerechnet werden. Der dimensionslose Wert für den ­Q-Score ist Ausdruck für die Güte des Stoffwechsels und gibt das Risiko für die Entwicklung von DFE an:

  • < 4,0 kein Risiko;
  • 4,0–5,9 geringes Risiko;
  • 6,0–8,4 moderates Risiko;
  • 8,5–12,0 hohes Risiko;
  • > 12 sehr hohes Risiko.

Auf dieser Grundlage ergibt sich aus CGM-Profilen eine Risiko­stratifizierung in Bezug auf die Entwicklung von DFE.

Quellen:
1. Battelino T et al. Diabetes Care 2019; 42: 1593-1603; DOI: 10.2337/dci19-0028
2. Fabris C et al. Diabetes Technol Ther 2020; 22: 501-508; DOI: 10.1089/dia.2020.0236
3. Augstein P et al. BMC Endocr Disord 2015; 15: 22; DOI: 10.1089/dia.2020.0236
4. Salzsieder E et al. Diabetes, Stoffw Herz 2020; 22: 277-293

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Aus fünf CGM-Messgrößen lässt sich mit dem Q-Score das Risiko für diabetische Folgeerkrankungen ermitteln. Aus fünf CGM-Messgrößen lässt sich mit dem Q-Score das Risiko für diabetische Folgeerkrankungen ermitteln. © Visual Generation – stock.adobe.com