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Lymphknoten-positives Melanom nicht routinemäßig ausräumen!

Ob bei Melanompatienten mit einem Tumorbefall des Wächterlymphknotens zeitnah eine regionale Lymphonodektomie erfolgen sollte, wird kontrovers diskutiert. Dem therapeutischen Nutzen einer komplettierenden Lymphknotendissektion stehen die Risiken des operativen Eingriffs gegenüber.
Die Ergebnisse einer internationalen Phase III-Studie belegen: Die vollständige Lymphknotendissektion verbessert das melanomspezifische Überleben nicht. Die Patienten profitierten zwar hinsichtlich des Staging sowie der regionalen Tumorkontrolle von einem operativen Vorgehen, dieser Benefit wird jedoch um den Preis einer höheren Komplikationsrate erkauft.
Lymphknotendissektion versus Watchful Waiting
Im Rahmen der multizentrischen, randomisierten MSLT-II-Studie (Multicenter Selective Lymphadenectomy Trial) wurden die Daten von 1934 SN-positiven Melanompatienten ausgewertet. 971 Patienten wurden in die Gruppe „Lymphknotendissektion“ randomisiert. In den übrigen 968 Fällen wurde eine Strategie des Watchful Waiting mit regelmäßigen klinischen und sonographischen Kontrollen der Lymphabflusswege verfolgt.
Die Outcome-Parameter umfassten das melanomspezifische und das krankheitsfreie Überleben, das Überleben ohne regionales Lymphknotenrezidiv sowie das Ausmaß des regionalen Lymphknotenbefalls.
Kein längeres tumorspezifisches Überleben
Nach einem medianen Follow-up von 43 Monaten ließ sich weder im Intention-to-Treat- noch im Per-Protocol-Kollektiv ein signifikanter Vorteil der Lymphknotendissektion hinsichtlich des tumorspezifischen Überlebens nachweisen. Die operativ behandelten Patienten wiesen allerdings ein besseres krankheitsfreies Überleben auf (68 ± 1,7 % vs. 63 ± 1,7 %; p = 0,05), was auf eine Abnahme nodaler Rezidive zurückzuführen war: Nach Entfernung der Lymphabflusswege konnte häufiger eine regionale Tumorkontrolle erreicht werden als bei beobachtendem Vorgehen (92 ± 1,0 % vs. 77 ± 1,5 %; p < 0,001).
Angesichts der fehlenden Signifikanz bezüglich des primären Studienendpunkts, so die Autoren der Studie, sei dieses Ergebnis jedoch mit Vorsicht zu interpretieren. Weitere Ergebnisse waren:
- Bei 11,5 % der lymphonodektomierten Patienten wurden histopathologisch ein Tumorbefall der regionalen Lymphknoten diagnostiziert.
- Nach drei bzw. fünf Jahren wurden bei 17,9 % bzw. 19,9 % der Patienten dieser Gruppe Metastasen in Nicht-SN-Lymphknoten detektiert.
- Im konservativen Behandlungsarm wiesen im selben Zeitraum signifikant mehr Patienten klinische bzw. sonographische Anhaltspunkte für eine Beteiligung der regionalen Lymphknoten auf (22,9 %; p = 0,02 bzw. 26,1 %; p = 0,005).
- Der Nodalstatus (Befall von Nicht-SN-Lymphknoten) – nicht jedoch die Anzahl Tumor-positiver Wächterlymphknoten – erwies sich in der operativen Behandlungsgruppe als signifikanter unabhängiger Prognosefaktor (Hazard Ratio für Tod 1,78; p = 0,005).
- Ein Lymphödem trat in der Gruppe der operativ behandelten Patienten erwartungsgemäß häufiger auf als bei abwartendem Vorgehen (24,1 % vs. 6,3 %; p < 0,001).
Lymphonodektomie versus Watchful Waiting
2. Coit D a.a.O.: 2280-2281
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