
„Magic Mushrooms“: Halluzinogen befreit von Symptomen der Major Depression

Gängige Pharmaka zur Behandlung der Major Depression können nicht jedem helfen. 30–50 % der Patienten sprechen nur teilweise und etwa 10–30 % überhaupt nicht darauf an. Dazu gesellen sich nicht selten Nebenwirkungen. Ein klassisches Halluzinogen könnte in diesen Fällen einen Ausweg bieten.
Fast alle Antidepressiva greifen in den Serotonin- und Noradrenalin-Stoffwechsel ein, schreiben Dr. Alan Davis vom Center for Psychedelic and Consciousness Research der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore und Kollegen. Neuere ketaminartige Substanzen, welche die glutamaterge Transmission verbessern, haben einen anderen erfolgversprechenden Weg für die antidepressive Therapie aufgezeigt. Ketamin selbst allerdings besitzt ein hohes Missbrauchspotenzial.
Psilocybin verbindet einen serotonergen mit einem glutamatergen Wirkmechanismus. Es hat ein geringeres Abhängigkeitspotenzial und ist weniger toxisch als Ketamin. Unter anderem bei Krebspatienten oder Menschen mit therapieresistenter Depression hat Psilocybin bereits eine gute Wirkung auf depressive Symptome gezeigt. Warum sollte dies nicht auch in der Primärbehandlung (plus Psychotherapie) der Major Depression funktionieren?
Die Wissenschaftler untersuchten daher den Effekt bei Patienten mit Major Depression mit einem Score von ≥ 17 auf der GRID-HAMD (im Mittel waren es 23 Punkte), die zu diesem Zeitpunkt keine Antidepressiva einnahmen. Anamnestisch durften weder psychotische Symptome noch Suizidversuche oder Hospitalisierungen aufgetreten sein.
Ansprechrate bei Kombi mit Psychotherapie betrug 71 %
Die 24 Patienten erhielten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Psychotherapie plus Psilocybin – bei der ersten ganztägigen Sitzung 20 mg/70 kgKG und bei der zweiten 30 mg/70 kgKG. Randomisiert erfolgte entweder eine sofortige oder eine um acht Wochen verzögerte Therapie.
In der sofort behandelten Gruppe zeigte sich ein ausgeprägter Effekt auf die depressive Symptomatik mit einer Abnahme des GRID-HAMD-Score auf 8 nach einer Woche und 8,5 nach vier Wochen. Der Effekt stellte sich schon am ersten Tag ein und blieb über den gesamten Zeitraum signifikant. Zu den entsprechenden Zeitpunkten hatte sich in der Wartegruppe noch gar nichts getan. Der Wert war etwa bei 24 geblieben. Insgesamt zeigten 71 % der Patienten vier Wochen nach der jeweiligen Intervention ein klinisch signifikantes Ansprechen (≥ 50%ige Reduktion im Score).
Quelle: Davis AK et al. JAMA Psychiatry 2020; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2020.3285
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