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Methylphenidat sorgte über Monate für juckenden Hautausschlag

In der Notfallambulanz klagte eine 31-jährige Frau über Unruhe, Herzrasen, Schweißausbrüche und erhöhten Blutdruck. Außerdem hatte sie seit vier Monaten einen juckenden Hautausschlag an den Beinen, der sowohl auf die Lichttherapie als auch auf topische Steroide nicht ansprach.
Allergien und Drogenkonsum verneinte die Patientin, räumte aber die unregelmäßige Einnahme von Methylphenidat ein. Sie litt schon seit Jahren an einer ADHS und hatte in der Vergangenheit das Medikament gut vertragen. Aufgrund einer erzielten Besserung hatten ihre Ärzte die Therapie zwischenzeitlich abgesetzt, sie aber nach etwa vier Monate wieder gestartet, da die ADHS-Symptome zurückgekehrt waren.
Bis zu 100 mg am Tag geschluckt
Bei der körperlichen Untersuchung der Frau fielen weite Pupillen auf, die Lichtreaktion war verlangsamt. An ihren Beinen imponierten juckende, hellrote Papeln teils mit hyperpigmentierter Narbe im Zentrum, hinzu kamen Reste von Bläschen an Finger- und Zehenkuppen sowie Aphthen im Mund. Die toxikologische Untersuchung ergab einen erhöhten Methylphenidat-Spiegel. Auf genaueres Nachfragen hin räumte die Patientin schließlich ein, seit Monaten deutlich erhöhte Dosen (bis zu 100 mg/d) Methylphenidat und zur Beruhigung zusätzlich Lorazepam einzunehmen.
Um Entzugserscheinungen wie Hyperaktivität und depressive Verstimmung zu vermeiden, verordneten ihr die Ärzte eine schrittweise Reduktion der Methylphenidat-Dosis bis zum vollständigen Sistieren. Nach der Umstellung auf Venlafaxin plus Trazodon als Bedarfsmedikation verschwanden sämtliche Nebenwirkungen.
Bei den meisten Symptomen der Frau handelte es sich um typische Erscheinungen einer Überdosierung von Methylphenidat, schreiben Markus Hillert und Dr. Abraham Licht von der Allgemeinen Inneren Medizin der Klinik Hirslanden in Zürich. Der Wirkstoff hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin, unterdrückt dadurch die Müdigkeit, steigert die Leistungsfähigkeit und bremst den Appetit.
Als klassische Nebenwirkungen bei zu hoher Dosis gelten Herzrasen, Schwitzen und Zittern sowie psychische und motorische Unruhe. Juckende Hauteffloreszenzen unter Methylphenidat sind aus einzelnen Fallberichten zwar bekannt, werden aber nur äußerst selten beobachtet.
Desensibilisierung als zweite Option
Die Autoren vermuten, dass im beschriebenen Fall die hohe Dosis zu den Erscheinungen geführt hatte. Ist ein Absetzen des Medikaments nicht möglich, kann bei solchen Hauterscheinungen eine Desensibilisierung versucht werden, lautet ihre Empfehlung.
Quelle: Hillert M, Licht A. Swiss Med Forum 2020; 20: 30-32; DOI: 10.4414/smf.2020.08417
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