Mindestmengen für kardiologische Eingriffe benötigt?

Dr. Angelika Bischoff

Sollten Mindestmengen für kardiologische Eingriffe vorgeschrieben werden? Sollten Mindestmengen für kardiologische Eingriffe vorgeschrieben werden? © iStock/Steve Debenport

Immer mehr Zentren bieten kardiologische Interventionen an, darunter viele, die diese Prozeduren nur relativ selten durchführen. Wird es Zeit für Mindestmengen?

Von 2013–2016 hat z.B. die Zahl der Zentren, die das MitraClip®-Verfahren anbieten, um 44 % zugenommen, berichtete Professor Dr. Hugo Katus, Universitätsklinikum Heidelberg. Zwar ist auch die absolute Zahl dieser Eingriffe gestiegen, aber etwa jedes dritte Zentrum führt pro Jahr weniger als 20 davon durch. Ein ähnliches Bild bei den Katheterablationen: Im Jahr 2015 fanden in etwa 20 % der Zentren, die die Intervention anbieten, jeweils maximal 50 solcher Ablationen statt.

Eine aktuelle Befragung richtete sich an 327 elektrophysiologisch tätige Zentren. Von diesen gaben 97 (27,5 %) an, weniger als 30 solcher Untersuchungen pro Jahr durchzuführen. „Eine Antwort schuldig blieben 30 % – wahrscheinlich nicht deshalb, weil sie überdurchschnittlich häufig elektrophysiologisch tes­ten“, sagte Prof. Katus. Nur 70 % der Zentren, die antworteten, waren übrigens durch die DGK zertifiziert.

Dass zwischen dem Volumen von Eingriffen und dem Outcome ein linearer Zusammenhang besteht, wurde vor allem im chirurgischen Fachgebiet mehrfach nachgewiesen. Mittlerweile gelten deshalb in vielen Bereichen Mindestmengen pro Jahr, um bestimmte Operationen/Interventionen in den Leistungskatalog aufnehmen zu können: z.B. 20 Lebertransplantationen, 25 Nierentransplantationen, 24 Stammzelltransplantationen, 50 endoprothetische Eingriffe am Knie.

Diese Zahlen erscheinen relativ niedrig, reflektieren aber wahrscheinlich einen Kompromiss zwischen den Erfordernissen von Versorgung und Qualität, kommentierte Prof. Katus.

Natürlich gibt es auch in der Kardiologie einen klaren Zusammenhang zwischen der Erfahrung der Klinik bzw. des Arztes und dem Ergebnis. Beispiel Mitralklappen-Rekonstruktion: Bei Herzchirurgen, die weniger als 25 solcher Eingriffe durchführen, lag die Revisionsrate innerhalb eines Jahres einer amerikanischen Untersuchung zufolge mehr als doppelt so hoch wie bei Kollegen, die sich oberhalb dieses Cut-off bewegten.

In Deutschland gibt es eine klare Beziehung zwischen dem Leis­tungsvolumen eines Zentrums und der Mortalität sowie vaskulären und Blutungskomplikationen der TAVI. Auch in der Therapie des akuten Herzinfarkts und in der Thoraxchir­urgie hängt die Krankenhausmortalität eindeutig vom Leistungsvolumen des Hauses ab.

Eine schwächere Beziehung zwischen Leistungsvolumen und Outcome zeigt sich für sehr häufig durchgeführte Eingriffe, z.B. die PCI. Es wird daher diskutiert, dass die Qualität auch von anderen Faktoren als dem Leistungsvolumen bestimmt wird. Die Indikation muss stimmen, Risiko und Nutzen müssen ausgewogen, das technische Verfahren adäquat und die Zusatztherapie evidenzbasiert sein, erinnerte Prof. Katus.

Es sei durchaus plausibel, dass das Leistungsvolumen bei verschiedenen Interventionen unterschiedlich starken Einfluss auf die Qualität hat. Doch komplexe Prozeduren und die dafür erforderliche komplexe Infrastruktur könnten nur bei hohem Volumen kostendeckend erbracht werden, erklärte der Heidelberger Kardiologe.

Quelle: 84. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie

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