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Morbus Mondor als Mammabefund

Eine 34-jährige Patientin kam mit einer schmerzenden Verhärtung der linken Mamma in die Praxis. Sie berichtete auch über Lymphknotenschwellungen in der linken Axilla. Die Beschwerden bestanden seit 14 Tagen, an ein Trauma erinnerte sie sich nicht, schildern der Internist Dr. Florian Kellner und die Allgemeinärztin Dr. Melinda Tátrai aus dem schweizerischen Kriessern die Ausgangslage. Eine B-Symptomatik war nicht vorhanden und die Patientin nahm keinerlei Medikamente ein. Sie hatte keine Vorerkrankungen und war Nichtraucherin. In der Familienanamnese gab es weder Mammakarzinome noch venöse Thromboembolien.
Strangförmige Verhärtung war druckschmerzhaft
Die körperliche Untersuchung ergab eine gerötete, strangförmige Verhärtung, die über 10 cm von der Mitte der linken Mamma in Richtung Axilla zog. Der Bereich war leicht druckdolent und die Haut darüber eingezogen. Axillär waren mehrere 1–2 cm große verschiebbare druckschmerzhafte Knoten tastbar. Die Kollegen stellten die Verdachtsdiagnose Thrombophlebitis der Thoraxwand mit axillärer Lymphadenopathie. Das seltene Krankheitsbild ist auch unter dem Begriff Morbus Mondor bekannt.
Die sich anschließende Sonografie zeigte eine nicht-komprimierbare Vene ohne Dopplerfluss mit echoreichem Binnenreflex, was den Verdacht bestätigte. Die Venenthrombose kommunizierte nicht mit dem tiefen Venensystem, sodass leitliniengerecht eine prophylaktische Antikoagulation begonnen wurde. Die Patientin erhielt einmal täglich Fondaparinux 2,5 mg subkutan für 45 Tage. Unter dieser Medikation wurde sie symptomfrei und nach einem Monat war der Thrombus nicht mehr nachweisbar. Um keine spezifische Ursache wie ein Mammakarzinom oder eine hereditäre Thrombophilie zu übersehen, wurden entsprechende Untersuchungen (u.a. Mammografie und Thrombophilie-Screening) durchgeführt – alles war unauffällig.
Etwa ein Drittel der Morbus-Mondor-Fälle ist idiopathisch, ein Drittel traumatisch bedingt. Es folgen Mammakarzinom (6 %), entzündliche Prozesse (5 %), hereditäre Thrombophilien und andere internistische Erkrankungen als mögliche Ursachen. Beträgt der Abstand zum tiefen Venensystem weniger als 3 cm, sollte gemäß der aktuellen europäischen gefäßchirurgischen Leitlinie wie bei tiefen Venenthrombosen vorgegangen werden. Aus Sicht der Autoren ist generell eine Duplex- oder Kompressionssonografie notwendig, um eine adäquate Therapie einzuleiten.
Zudem weisen sie darauf hin, wie wichtig die Suche nach möglichen Grunderkrankungen oder Komplikationen ist. Bei unauffälliger Anamnese reichen aber körperliche Untersuchung und Basislabor neben den empfohlenen Krebsvorsorgeuntersuchungen aus.
Quelle: Kellner F, Tátrai M. Swiss Med Forum 2023; 23: 1440-1442; DOI: 10.4414/smf.2023.1293331657
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