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Nach drei 30-minütigen Sitzungen bröckeln die Bedenken gegenüber Antidepressiva

Etwa ein Drittel der Kosten für Antidepressiva sind für die Tonne, weil Patienten die Tabletten nicht nehmen“, konstatierte Professor Dr. Volker Arolt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vom Universitätsklinikum Münster. Für die psychiatrische Versorgung stellt mangelnde Adhärenz ein großes Problem dar. Ein Beispiel aus den USA zeigt, dass sich Medikamentenmuffel schon in dreimal 30 Minuten motivieren lassen.
Die Forscher wollten jene vielversprechenden Effekte des Treatment Initiation and Participation Program (TIP) replizieren und zeigen, dass die Maßnahme die Bereitschaft zur Pharmaeinnahme bereits zu Beginn einer Behandlung erhöht. Sie rekrutierten dazu 231 Patienten im mittleren Alter von 67 Jahren, die erstmalig von ihren Hausärzten Antidepressiva verschrieben bekamen. Rund die Hälfte der Teilnehmer durchlief TIP, das inhaltlich auf sechs Bausteinen beruht:
- Symptome und mögliche Therapiewiderstände besprechen
- persönliche Therapieziele definieren
- Psychoedukation
- Angebot, gemeinsam gegen Widerstände anzugehen
- an der persönlichen Adhärenzstrategie arbeiten
- zum direkten Kontakt mit dem Hausarzt ermutigen
„Im Kern gehen wir gegen die impliziten Widerstände an“, so Prof. Arolt.
Zwölf Wochen später ist die Adhärenz dreimal so hoch
Geschulte Sozialarbeiter führten die Intervention in drei halbstündigen Sitzungen innerhalb der ersten sechs Wochen der Depressionsbehandlung durch. Zusätzlich standen routinemäßige Visiten beim Hausarzt auf dem Plan. Die 116 Kontrollpatienten besuchten „nur“ ihren Arzt.
Durch das Programm stieg die Adhärenzwahrscheinlichkeit um das 5,54-Fache im Vergleich zur alleinigen Konsultation. Sogar zwölf Wochen nach Beginn der Pharmakotherapie war die Wahrscheinlichkeit noch mehr als dreimal so hoch. Die TIP-Patienten wiesen zudem schneller signifikant niedrigere Depressionssymptome auf, nach sechs Wochen hatten sich die HAM-D-Werte* um fast 25 % reduziert. Der Kontrollarm brachte es im selben Zeitraum lediglich auf 10,7 %.
* 24-item Hamilton Depression Rating Scale
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