Nach erfolgreicher Adipositas-OP geht‘s in die „Haut-Weichteil-Überschuss-Sprechstunde“

Dr. Angelika Bischoff

Bei der Straffung am Oberarm gilt es,
auf der Faszie etwas Fettgewebe zu belassen, um den lymphatischen Abfluss weiterhin zu gewährleisten. Bei der Straffung am Oberarm gilt es,
auf der Faszie etwas Fettgewebe zu belassen, um den lymphatischen Abfluss weiterhin zu gewährleisten. © Dr. Fabian Medved, Tübingen

50 Kilogramm oder mehr verlieren Patienten mitunter durch einen bariatrischen Eingriff. Dabei bleibt reichlich hinderliches Gewebe in verschiedenen Körper­regionen zurück. Mittels plastischer Chirurgie kann die alte Hülle dem verkleinerten Inhalt angepasst werden – sofern die Indikation stimmt.

Überschüssige Haut und Weichteile sind nicht nur ein psychisch belastendes kosmetisches Problem, weil sie die Körpersilhouette unansehnlich machen, sondern rufen auch funktionelle und hygienische Probleme hervor. Überhängende Weichteillappen behindern z.B. beim Gehen, Sitzen, Sporttreiben oder beim Gang auf die Toilette. Die Umschlagfalten bieten einen Nährboden für Keime und es können sich nässende Wunden entwickeln.

Die körperformende plastische Chirurgie nimmt sich beider Aspekte an. Sie erleichtert dem Patienten zudem, sein Gewicht zu stabilisieren. Dr. Fabian Medved, BG-Unfallklinik Tübingen, betonte aber explizit, was diese OP nicht will: „Es handelt sich nicht um eine Therapie von Übergewicht.“ Der plastische Eingriff muss bei der Krankenkasse beantragt werden. Wenn er gut begründet ist, wird er in den meisten Fällen genehmigt, so die Erfahrung des Kollegen.

Für diese Eingriffe gelten strenge Voraussetzungen. Indiziert sind sie bei funktionellen und hygienischen Problemen und bei hohem Leidensdruck. Der Patient muss sein Gewicht vorher für mindestens sechs Monate stabil gehalten haben. Außerdem sollten zwischen der baria­trischen und der körperformenden Operation 12–18 Monate liegen. Nur psychisch stabile Patienten ohne schwere Begleiterkrankungen kommen dafür in Betracht. Der BMI gilt nur als relative Bedingung, der obere Richtwert liegt bei 35 kg/m2.

Bauch, Oberschenkel, Gesäß und Hüfte in einem Rutsch

Und so gehen die Operateure vor: Zunächst straffen sie den Bauch. Enthält die Bauchschürze noch reichlich Fettgewebe, kann sie reseziert werden. Dafür müssen die Experten weniger Gewebe mobilisieren als für die konventionelle Abdominoplastik und es entsteht eine kleinere Wundfläche. Handelt es sich vor allem um Hautüberschuss, steht hingegen eine konventionelle Plastik an. Der Querschnitt liegt im Bereich Unterhosen-Umschlagfalte. Für den Eingriff ist eine Präparation bis zum Brustbein und dem unteren Rippenbogen erforderlich, was letztlich eine größere Wundfläche zur Folge hat.

Deutlich aufwendiger gestaltet sich der Bodylift, bei dem Bauch, proximaler Oberschenkel, Gesäß und Hüfte gleichzeitig gestrafft werden. Durch zirkuläre Schnittführung auf zwei Höhen trennen die Chirurgen eine ganze Gewebsmanschette ab und fügen die verbleibenden Schnittkanten wieder zusammen. Dieses Verfahren kommt bei ausgeprägten Haut- und Weichteilüberschüssen am gesamten Rumpf in Betracht. Der BMI sollte unter 32 kg/m2 liegen.

Mit neuer Silhouette sofort mobilisieren

An dem ersten postoperativen Tag kommen die Patienten wieder auf die Beine und erhalten eine Thromboseprophylaxe bis zur vollständigen Mobilisierung. Kompressionswäsche, die während des stationären Aufenthalts von fünf bis sieben Tagen angepasst wird, sollen die Operierten sechs bis zwölf Wochen Tag und Nacht tragen. Nach sechs Wochen dürfen sie wieder sportliche Aktivitäten aufnehmen. Narbenpflege und Massage (z.B. mit einer elektrischen Zahnbürste) verbessern das Aussehen der Narben. Die wiederhergestellte Silhouette erleichtert den Patienten, dauerhaft ihr Gewicht zu stabilisieren und steigert die Lebensqualität. Die meisten nehmen die mitunter großen Narben als Preis für eine bessere Körperform bereitwillig in Kauf.

Narbenkontrakturen können Gelenkfunktion einschränken

Nach einem bariatrischen Eingriff schwindet auch das Fett aus den Brüsten, das eine Expanderfunktion ausgeübt hatte. Die Hautüberschüsse hängen dann schlaff herunter. Therapeutisch geht es also nicht um eine Gewebsresektion, sondern darum, die Brust wieder nach oben zu ziehen. An der oberen und unteren Extremität werden ebenfalls postbariatrische Straffungsoperationen vorgenommen. Wie Dr. Dominik Bender, ebenfalls BG-Unfallklinik Tübingen, hervorhob, gibt es hier Besonderheiten: Zum einen bewegt man sich im Bereich von großen Gelenken, deren Funktion durch Narbenkontrakturen beeinträchtigt werden kann. Zum anderen sind die Narben nicht so gut zu verstecken. An den Armen werden vor allem herunterhängende Hautumschlagslappen am Oberarm nach sorgfältiger Planung reseziert. Dabei versucht man, auf der Faszie etwas Fettgewebe stehen zu lassen. Denn darin befindet sich das lymphatische System, das erhalten bleiben soll. Die Oberschenkelstraffung zielt meist darauf ab, das Reiben der Innenseiten aneinander zu beseitigen, welches wiederum zu Hautirritationen, Hygieneproblemen und Schwierigkeiten beim Gehen oder Radfahren führt.

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Bei der Straffung am Oberarm gilt es,
auf der Faszie etwas Fettgewebe zu belassen, um den lymphatischen Abfluss weiterhin zu gewährleisten. Bei der Straffung am Oberarm gilt es,
auf der Faszie etwas Fettgewebe zu belassen, um den lymphatischen Abfluss weiterhin zu gewährleisten. © Dr. Fabian Medved, Tübingen
Da das Brustfett vor dem bariatrischen Eingriff eine Art Expanderfunktion hatte, hängen die Brüste danach oft schlaff herunter (links). Therapeutisch geht es also darum, das Gewebe wieder nach oben zu ziehen (rechts). Da das Brustfett vor dem bariatrischen Eingriff eine Art Expanderfunktion hatte, hängen die Brüste danach oft schlaff herunter (links). Therapeutisch geht es also darum, das Gewebe wieder nach oben zu ziehen (rechts). © Dr. Fabian Medved, Tübingen
Enthält die Bauchschürze noch reichlich Fettgewebe, kann sie einfach resiziert werden. Handelt es sich vorwiegend um Hautüberschuss, steht eine konventionelle Plastik an. Enthält die Bauchschürze noch reichlich Fettgewebe, kann sie einfach resiziert werden. Handelt es sich vorwiegend um Hautüberschuss, steht eine konventionelle Plastik an. © Dr. Fabian Medved, Tübingen