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Neben dem Überleben auch Langzeittoxizitäten berücksichtigen

Problematisch bei therapierefraktären Hodentumoren sei, dass man in eine palliative Situation kommt und dem Patienten keine adäquate Systemtherapie mehr anbieten kann, erklärte Professor Dr. David Pfister, Uro-Onkologisches Zentrum, Uniklinik Köln. Als Beispiel für die mangelnden Möglichkeiten präsentierte er die Ergebnisse einer kleinen Studie mit 13 Teilnehmern, die Kollegen aus Hamburg durchgeführt hatten.
Darin erreichten die Männer, die initial eine schlechte Prognose und schon bis zu fünf Vortherapien hinter sich hatten, mit Cabazitaxel als weitere Behandlung gerade mal ein medianes progressionsfreies Überleben von sieben Wochen und ein Gesamtüberleben von 23 Wochen.
Zwar gebe es einige Studien zu Systemtherapien in der Mehrfachlinie, sagte der Kölner Urologe, schränkte aber ein: „Ich glaube, das ist nicht der richtige Ansatz.“ Man müsse vielmehr wie beim Prostatakarzinom eine Mutationsanalyse vornehmen. In Köln haben sie das bei drei Erkrankten bereits gemacht. Dabei stießen sie auf verschiedene Veränderungen, die schließlich zu einer Therapie mit Sunitinib oder Pembrolizumab führten.
„Individuelle Entscheidung wird die Zukunft sein“
Mit dem Ansprechen waren die Ärzte zufrieden. Alle erreichten eine partielle Remission, die für mindestens 15 Monate anhielt. Bei einem Mann bestehe der Zustand weiterhin. Auch wenn dies natürlich nur wenige Beispiele seien, gab Prof. Pfister sich überzeugt: „Die individuelle Therapieentscheidung wird die Zukunft sein.“
Besser sieht es für Patienten aus, die auf eine primäre Chemotherapie eine Komplettremission entwickeln. Wie vergangene Studien belegen, hätten diese Patienten unter Active Surveillance ein hervorragendes onkologisches Outcome. So erreichten Männer mit guter Prognose ein sehr langes rezidivfreies und Gesamtüberleben. Patienten mit intermediärer oder schlechter Prognose kämen dagegen in Rezidive und erführen eine tumorspezifische Mortalität, so Prof. Pfister weiter.
Konkret kam es über den Zeitraum von median 15,5 Jahren bei 9 % der Teilnehmer zu Rezidiven, 3 % starben am Tumor. Der Referent empfiehlt daher wie die S3-Leitlinie, Patienten mit Komplettremission darüber aufzuklären, dass das Auftreten eines Rezidivs unter Active Surveillance zu einem schlechteren Outcome führen könne.
In einer weiteren Studie habe sich dagegen keine tumorspezifische Mortalität ergeben, Rezidive seien jedoch aufgetreten. „Interessanterweise alles Patienten mit guter Prognose, die dann aber über eine OP oder Chemotherapie behandelt werden konnten“, wie Prof. Pfister beschrieb.
In einem auf dem ASCO vorgestellten Update der sogenannten Indiana-Gruppe liefen alle Kohorten mit Bezug auf das PFS gleich. Nach zwei Jahren war die Erkrankung bei jeweils etwa einem Zehntel der Teilnehmer vorangeschritten. Hinsichtlich des krebsspezifischen Überlebens sehe man später aber doch einen Abfall in der intermediären Gruppe, so Prof. Pfister. Bei der Progression werde deutlich, dass die Rezidive im Peritoneum, die bei 4 % vorkamen, im weiteren Verlauf schwieriger zu behandeln sein könnten.
Auch die maligne somatische Transformation (MST) zu primitiven neuroektodermalen Tumoren (PNET) ist hervorzuheben, meinte der Experte. „Diese Patienten hätten retrospektiv sicherlich von einer operativen Primärtherapie profitiert.“ Laut Leitlinie sollten Männer mit MST bereits im Stadium I eine retroperitoneale Lymphadenektomie erhalten, weil die frühe OP mit einem besseren Outcome einhergeht.
Nebenwirkungen beweisen Ausdauer
Indiana-Gruppe behandelte PNET direkt aggressiv
Ist der Tumor schon metastasiert und hat MST-Anteile, wird erst keimzelltumorspezifisch chemotherapiert, bevor man die RLA durchführt. Tritt die MST im Rezidiv auf, richtet sich die Chemo nach der Histologie der somatischen Mutation, wie der Experte erklärte. In der Indiana-Gruppe behandelte man Patienten mit PNET direkt aggressiv – mit einer kompletten Resektion des Tumors plus adjuvanter Chemotherapie nach CAV/IE-Schema, also Cyclophosphamid, Doxorubicin und Vincristin abwechselnd mit Ifosfamid und Etoposid. Dadurch sei es zu einer relativ guten Ansprechrate gekommen, fand Prof. Pfister. Drei der 13 Patienten entwickelten im Mittel nach 9,3 Monaten ein Rezidiv, einer davon starb.Quelle:
Pfister D. 73. Kongress der DGU; Session C2.3
73. Kongress der DGU
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