Neue Daten zum Risiko unter Biologika, Methotrexat und Thiopurin

Kathrin Strobel

Eine Therapie mit Biologika sollte zur Krankheitskontrolle einer CED auch in der Schwangerschaft weitergeführt werden.
Eine Therapie mit Biologika sollte zur Krankheitskontrolle einer CED auch in der Schwangerschaft weitergeführt werden. © iStock/ Halfpoint

 Von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind meist junge Menschen betroffen. Früher oder später stellt sich bei vielen von ihnen die Frage, inwieweit sich die Erkrankung und die damit einhergehende Therapie mit der Familien­planung vereinbaren lassen.

Zum Thema chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) und Kinderwunsch gab es im vergangenen Jahr einige Studien, die Prof. Dr. Andreas­ Stallmach­, Universitätsklinikum Jena, vorstellte. Man weiß, dass eine aktive CED der Mutter einen Risikofaktor für das Ungeborene darstellt. Insbesondere bei Krankheitsaktivität während der Schwangerschaft ist das Risiko für niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit, Abort und Malformationen erhöht.

Behandlung des Vaters wohl ohne Einfluss auf das Kind

Ob und inwieweit eine immunologisch vermittelte inflammatorische Erkrankung des Vaters negative Folgen für das Kind haben kann, hat man in einer Studie mit knapp 7.500 Männern untersucht. 1.082 von ihnen erhielten TNF-Antikörper, 132 andere Biologika, 461 Thiopurine und 171 Methotrexat. 5.607 wurden nicht-medikamentös behandelt. Bei den Kindern ergab sich keine Häufung schwerer Malformationen. Auch für Untergewicht oder Frühgeburtlichkeit bestand kein erhöhtes Risiko durch Erkrankung und/oder Therapie.

Auch bei Frauen mit CED stellt sich die Frage, welchen Einfluss eine Behandlung mit Biologika bzw. Thio­purinen auf die Schwangerschaft, den Fötus und das Neugeborene hat. In einer prospektiven Studie untersuchte man den Verlauf der Schwangerschaft und die kindliche Entwicklung bei Frauen unter Biologika- und/oder Thiopurintherapie im Vergleich zu Nicht-Exponierten. Insgesamt flossen die Informationen von 1.490 Schwangerschaften in die Analyse ein. Verlaufsdaten über ein Jahr waren bei 1.010 Kindern verfügbar.

Es ergab sich durch die Behandlung keine Risikoerhöhung im Hinblick auf kongenitale Malformationen, Spontanaborte, Frühgeburtlichkeit oder geringes Geburtsgewicht. Infektionen waren lediglich bei zu früh geborenen Kindern häufiger. Die Autoren schlussfolgern, dass die Anwendung von Biologika und Thio-purinen während einer Schwangerschaft nicht mit einer gesteigerten Rate an Komplikationen verbunden ist. Die Therapie sollte deshalb zur Krankheitskontrolle kontinuierlich durchgeführt werden.

Mehr Tot- und Frühgeburten unter Thiopurin?

Zu einem gänzlich anderen Ergebnis kamen Forscher, die die Daten des Nationalen Gesundheitsregis­ters Frankreichs auswerteten: Laut ihrer Analyse führte eine Therapie mit Thiopurinen häufiger zu Totgeburten, Frühgeburten oder zu groß geborenen Kindern. Diese Publika­tion sollte aufhorchen lassen, so der Referent. Denn: „Ihre Ergebnisse stellen unsere bisherigen Empfehlungen infrage.“

Im sogenannten PIANO-Regis­ter, in dem prospektiv Schwangerschaftsverläufe bei CED-Patientinnen erfasst werden, hat man den Einfluss einer Steroidexposition auf den Nachwuchs untersucht. Die Steroidmedikation war mit einem gesteigerten Risiko für Frühgeburten (Odds Ratio, OR, 1,79), ein zu niedriges Geburtsgewicht (OR 1,76) und die Aufnahme auf eine Neugeborenen-Intensivstation verknüpft (OR 1,54). Der Einsatz von Steroiden im zweiten oder dritten Trimester erhöhte die Infektionsraten bei Neugeborenen nach neun und zwölf Monaten (4 % vs. 2 % und 5 % vs. 2 %).

Steroidstoßtherapie doch nicht so harmlos

Eine Mund-Kiefer-Gaumen-Spalte trat bei fünf Kindern nach Steroidexposition auf – in der Gruppe der Nicht-Exponierten war nur ein Kind betroffen. Die Ergebnisse dieser Studie stellen die „Harmlosigkeit“ einer Steroidstoßtherapie in der Schwangerschaft infrage, so Prof. Stallmach. Ob alternative Therapieoptionen im Schub, z.B. die Behandlung mit TNF-Antikörpern, besser sind, beantworte die Publikation nicht.

Eine wichtige Info für Mütter, die während der Schwangerschaft mit Infliximab behandelt wurden: Die Substanz ist plazentagängig und lässt sich bis zu ein Jahr nach der Geburt im Serum exponierter Säuglinge nachweisen. Daher könnte für Neugeborene ein erhöhtes Infektionsrisiko bestehen. Die Gabe von Lebendimpfstoffen sollte in den ersten zwölf Monaten nach der Geburt unterbleiben.

Seminarbericht: 30. Gastroenterologie-Update-Seminar

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Eine Therapie mit Biologika sollte zur Krankheitskontrolle einer CED auch in der Schwangerschaft weitergeführt werden.
Eine Therapie mit Biologika sollte zur Krankheitskontrolle einer CED auch in der Schwangerschaft weitergeführt werden. © iStock/ Halfpoint