Neue Ziele für den Statineinsatz

Dr. Elke Ruchalla

Das Management des Lipidprofils sollte sich künftig nach dem Non-HDL-C richten und nicht länger auf eine Senkung des LDL-C abzielen. Das Management des Lipidprofils sollte sich künftig nach dem Non-HDL-C richten und nicht länger auf eine Senkung des LDL-C abzielen. © iStock/VioletaStoimenova

Das Maß der Dinge in der Statintherapie waren bislang möglichst niedrige LDL-Cholesterin-Werte - nicht zuletzt im Rahmen der diabetologischen Primär und Sekundärprävention. Dies könnte sich bald ändern. Einige europäische und US-amerikanische Fachgesellschaften haben bereits ein anderes Ziel im Visier.

Patienten mit Diabetes weisen per se ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Deshalb erhalten die meisten von ihnen, v.a. wenn sie übergewichtig sind, präventiv ein Statin zur Regulation der Blutfette. Uneinigkeit herrscht allerdings darüber, welche der mittlerweile sieben verfügbaren Substanzen am besten geeignet sind.

Dr. Alexander Hodkinson vom National Institute for Health Research an der Universität Manchester und Kollegen gingen der Sache auf den Grund. Für ihre Metaanalyse zogen sie 36 randomisierte Studien mit knapp 11.700 Patienten heran. Ihr Augenmerk richteten sie primär auf das Non-HDL-C (d.h. Gesamt- abzüglich HDL-C). Dieses ist möglicherweise stärker mit dem kardiovaskulären Risiko verbunden als LDL-C, da es auch andere, für die Entstehung einer Atherosklerose wesentliche Bestandteile enthält, etwa Lipoprotein (a) oder Lipoproteine intermediärer Dichte.

Die stärkste Senkung des Non-HDL-C gegenüber Placebo nach durchschnittlich zwölf Wochen gelang mit hoch oder moderat dosiertem Rosuvastatin. Fast ebenso gut schnitten Simvastatin und Atorvastatin ab – jeweils in hoher Dosierung.

Betrachtete man speziell die mehr als 4.600 Patienten mit besonders hohem Herz-Kreislauf-Risiko, zeigte sich: Diejenigen, bei denen bereits eine manifeste kardiovaskuläre Erkrankung vorlag, erreichten mit hoch dosiertem Atorvastatin die beste Absenkung des Non-HDL-C. Der traditionelle Zielparameter LDL-C wurde hingegen durch hoch dosiertes Simvastatin und Rosuvastatin am wirkungsvollsten gesenkt.

Signifikant weniger nicht-tödliche Herzinfarkte ereigneten sich unter Patienten, die mit Atorvastatin in moderater Dosierung versorgt wurden. Gegenüber Placebo konnte diese Substanz das Risiko in etwa halbieren. Hinsichtlich nicht-tödlichen Schlaganfällen und kardiovaskulär bedingter Mortalität gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den geprüften Substanzen.

Diese Ergebnisse unterstreichen Empfehlungen, die beispielsweise in den Leitlinien des National Institute for Health and Care Excellenz (NICE) seit April 2021 bereits verankert sind. Demzufolge sollte sich bei Patienten mit Diabetes das Management des Lipidprofils künftig nach dem Non-HDL-C richten und nicht länger auf eine Senkung des LDL-C abzielen.

Quelle: Hodkinson A et al. BMJ 2022; 376: e067731; DOI: 10.1136/bmj-2021-067731

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Das Management des Lipidprofils sollte sich künftig nach dem Non-HDL-C richten und nicht länger auf eine Senkung des LDL-C abzielen. Das Management des Lipidprofils sollte sich künftig nach dem Non-HDL-C richten und nicht länger auf eine Senkung des LDL-C abzielen. © iStock/VioletaStoimenova