Nicht alle hochverarbeiteten Lebensmittel erhöhen das kardiovaskuläre Risiko

Dr. Vera Seifert

Eine Ernährungsberatung sollte differenziert für einzelne Lebensmittelgruppen erfolgen. Eine Ernährungsberatung sollte differenziert für einzelne Lebensmittelgruppen erfolgen. © monticellllo – stock.adobe.com

Ob Tiefkühlpizza, Vanilleeis oder süßer Softdrink: Vom Konsum hochprozessierter Lebensmittel wird mit Blick auf die Gesundheit von Herz und Kreislauf im Allgemeinen abgeraten. Doch offenbar erhöht nicht alles Junkfood das kardiovaskuläre Risiko.

Der Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel kann die Gesundheit von Herz und Gefäßen negativ beeinflussen. Das hat ein internationales Forschungsteam gezeigt. Es scheint jedoch Unterschiede zu geben, was die einzelnen Nahrungsmittelgruppen angeht.

Die Datenbasis für die aktuelle Untersuchung kann sich sehen lassen: Die Arbeitsgruppe um Kenny Mendoza von der Harvard T. H. Chan School of Public Health, Boston, nahm zum einen drei große prospektive Kohortenstudien unter die Lupe. Zum anderen führte sie eine Metaanalyse aus 22 prospektiven Studien zum Thema hochverarbeitete Nahrungsmittel (UPF = ultra-processed foods) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch.

Die drei Kohortenstudien waren die Nurses’ Health Study, die Nurses’ Health Study II und die Health Professionals Follow-up Study mit insgesamt über 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Beim Vergleich der Quintile für den höchsten mit der Quintile für den niedrigsten Verzehr von UPF betrug die Hazard Ratio für Herz-Kreislauf-Erkrankungen 1,11. Für KHK lag sie bei 1,16 und für Schlaganfälle bei 1,04.

Betrachtete man die Nahrungsmittel getrennt nach verschiedenen Gruppen, zeigte sich ein anderes Bild: Getränke und verarbeitetes Fleisch, die mit Zucker oder künstlichen Süßstoffen angereichert waren, gingen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Für Brot, Zerealien, Desserts aus Milchprodukten und herzhafte Snacks offenbarte sich dagegen eine umgekehrte Assoziation.

In der Metaanalyse der 22 Studien ergab sich für die Gruppe mit dem höchsten UPF-Konsum verglichen mit der Gruppe des niedrigsten Verbrauchs ein um 17 % erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für KHK und Schlaganfall war die Wahrscheinlichkeit um 23 % bzw. 9 % erhöht.

Bei der Ernährungsberatung lohnt der differenzierte Blick

Eine Ernährungsberatung sollte differenziert für einzelne Lebensmittelgruppen erfolgen, schreiben die Autorinnen und Autoren. Von Softdrinks und verarbeitetem Fleisch sollte man eher abraten. Eine Reduktion von Natrium, gesättigten Fettsäuren, Zucker und kosmetischen Zusatzstoffen in Vollkornbrot, Zerealien und Snacks könnte deren offenbar vorhandenen kardioprotektiven Effekt möglicherweise noch verstärken.

Quelle: Mendoza K et al. Lancet Reg Health Am 2024; 37: 100859; DOI: 10.1016/j.lana.2024.100859

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