Bitte nicht schneiden!

ESMO 2024 Friederike Klein

Die totale neoadjuvante Therapie könnte ein nichtoperatives Management bei Rektumkarzinom ermöglichen. Die totale neoadjuvante Therapie könnte ein nichtoperatives Management bei Rektumkarzinom ermöglichen. © ryanking999 – stock.adobe.com

Wird mit der totalen neoadjuvanten Therapie (TNT) die klinische Komplettremission eines lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinoms erreicht, kann ein nichtoperatives Management erwogen werden. Doch die langfristige Sicherheit dieser potenziell organerhaltenden Strategie steht immer noch zur Diskussion. 

Neue Argumente zugunsten des nichtoperativen Managements (NOM) von Rektumkarzinomen liefert die NO-CUT-Studie, deren erste Ergebnisse Dr. Alessio Amatu vom Grande Ospedale Metropolitano Niguarda in Mailand vorstellte. Wissenschaftler:innen prüfen in der multizentrischen, einarmigen Studie unter anderem das Risiko für ein Rezidiv außerhalb der Region des Primärtumors und suchen Biomarker für den erfolgreichen Organerhalt. Eingeschlossen wurden 180 Betroffene mit einem lokal fortgeschrittenen Adenokarzinom des unteren oder mittleren Rektums (cT3-4 und/oder cN1-2; cM0). Die Tumoren mussten zudem mismatchrepair-profizient (pMMR) und/oder mikrosatellitenstabil (MSS) sein. 

Die neoadjuvante Therapie begann mit vier Zyklen einer Induktionschemotherapie mit Capecitabin und Oxaliplatin (CAPOX). Auf ein erstes Restaging folgte eine kombinierte Chemoradiotherapie mit Capecitabin und Intensitätsmodulierter Strahlentherapie (IMRT). Nach einem elf- bis zwölfwöchigen behandlungsfreien Intervall führten Ärzt:innen ein zweites Restaging durch. War dann eine klinische Komplettremission (cCR) erreicht, wurden die Patient:innen nicht operiert, sondern nur intensiv nachbeobachtet (NOM-Arm, n = 46, 26 %). Alle Übrigen sollten eine Resektion erhalten.

45 der 46 Teilnehmenden mit NOM (97 %) blieben über 30 Monate hinweg frei von Fernrezidiven der Erkrankung. In der Gesamtkohorte lag die Rate bei 77 %. Zum 30-Monatszeitpunkt war bei 39 der 46 Personen der NOM-Gruppe das Rektum erhalten. Bei den übrigen sieben (15 %) war wegen eines Lokalrezidivs eine OP nötig geworden, die bei drei Patient:innen sphinktersparend erfolgte. Alle Lokalrezidive in der NOM-Kohorte traten im Zeitraum zwischen vier und 18 Monaten nach dem Restaging auf, betonte der Experte. In der OP-Kohorte musste dem gegenüber bei 9 % im Verlauf ein Lokalrezidiv behandelt werden.

Prädiktoren für Organerhalt

Im translationalen Teil der Studie suchen die Verantwortlichen mit Hilfe von Multiomics-Korrelationsanalysen nach Prädiktoren für den Organerhalt. Wie Dr. Amatu berichtete, schien der ctDNA-Status nach der totalen neoadjuvanten Therapie (TNT) prädiktiv für die Wahrscheinlichkeit einer klinischen Komplettremission und eines fernrezidivfreien Überlebens (DRFS). 92 % der Behandelten mit cCR wiesen nach TNT einen negativen ctDNA-Befund auf, nur drei waren positiv. Wurde zu diesem Zeitpunkt ctDNA nachgewiesen, war das Risiko für ein Fernrezidiv unabhängig vom Resektionsstatus auf etwa das Dreifache erhöht. Ein postoperativer ctDNA-Nachweis ging sogar mit einem etwa siebenfach höheren Risiko für Progress oder Tod einher. 

Es wurden auch Transkriptomprofile identifiziert, die mit der Wahrscheinlichkeit für eine cCR und ein DRFS assoziiert waren. Sie sollen in weiteren Studien helfen, besser diejenigen zu identifizieren, die von der totalen neoadjuvanten Therapie maximal profitieren und organerhaltend versorgt und geheilt werden können. 

Quelle:
Amatu A et al. ESMO Congress 2024; Abstract 509O

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