Nonstop-Strategie für die Knochen

Dr. Judith Lorenz

Nach Absetzten der Medikamente besteht ein besonders hohes Risiko für Wirbelkörperfrakturen. Nach Absetzten der Medikamente besteht ein besonders hohes Risiko für Wirbelkörperfrakturen. © SciePro – stock.adobe.com

Bei Osteoporosepatienten, die knochenstärkende Medikamente bekommen, muss ein Drug Holiday sehr sorgfältig gegen das damit oftmals verbundene Frakturrisiko abgewogen werden.

Wer eine Osteoporosebehandlung abbricht oder vorübergehend aussetzt, muss mit einem erhöhten Frakturrisiko rechnen. Das geht aus einer asiatischen Bevölkerungsstudie hervor, berichtet Professor Dr. Ian Reid von der Universität Auckland in Neuseeland.

Zur pharmakologischen Therapie der Osteoporose existieren im Wesentlichen zwei medikamentöse Strategien – Bisphosphonate und der Antikörper Denosumab. Ein Forscherteam um Shau-Huai Fu aus Taiwan wertete nun die Daten von mehr als 3.000 Patienten aus, die nach einer Hüftfraktur über mindestens ein Jahr Bisphosphonate oder Denosumab erhalten hatten.

Diejenigen Denosumab-Patienten, die die Antikörpertherapie im weiteren Verlauf wieder absetzten, erlitten im Vergleich zu den Daueranwendern doppelt so häufig stationär behandlungspflichtige Wirbelkörperfrakturen. Am höchs­ten war das diesbezügliche Risiko im ersten Jahr nach dem Absetzen des Medikaments bzw. nach mindestens zweijähriger Behandlungsdauer. Die Hospitalisationsrate der Patienten mit dauerhafter bzw. unterbrochener Bisphosphonattherapie hingegen lag ähnlich hoch wie unter kontinuierlicher Anwendung von Denosumab. Patienten, die eine mindestens zweijährige Bisphosphonattherapie abbrachen, erlitten allerdings ebenfalls signifikant häufiger Wirbelkörperfrakturen.

Bisphosphonate gehen eine nachhaltige Bindung mit der Knochenoberfläche ein und hemmen die Osteoklasten über Jahre. Da ihre Schutzwirkung auch nach dem Absetzen noch über eine gewisse Zeit anhält, sind – je nach Wirkstoff – Therapieunterbrechungen von sechs bis zu 24 Monaten möglich, erläutert Prof. Reid.

Osteoporose­behandlung als Langzeitaufgabe

Der osteoprotektive Effekt von Denosumab geht dagegen bereits kurze Zeit nach dem Absetzen des Antikörpers verloren: Bereits bei einer um nur wenige Wochen verspäteten Gabe nimmt die Knochenresorption dramatisch zu und es drohen Rebound-Frakturen. Ist eine Beendigung der Denosumab-Therapie unumgänglich, sollte daher ersatzweise auf orale oder besser noch intravenöse Bisphosphonate umgestellt werden, um die Knochendichte zu stabilisieren, empfiehlt der Arzt.

„Eine erfolgreiche Osteoporose­behandlung ist eine Langzeitaufgabe“, schließt der Experte. Therapiepausen seien lediglich bei Bisphosphonaten vertretbar. Vor dem Behandlungsbeginn mit Denosumab müssten die Patienten darüber aufgeklärt werden, dass ein Therapieabbruch unter Umständen aufgrund des Rebound-Effekts katastrophale Folgen haben kann.

Quellen:
1. Reid IR. J Intern Med 2021; DOI: 10.1111/joim.13369
2. Fu SH et al. J Intern Med 2021; DOI: 10.1111/joim.13354

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