Osteoporose: Absolutes Risiko für atypische Frakturen unter Bisphosphonaten gering

Dr. Barbara Kreutzkamp

Nach dem Ende der Behandlung mit Bisphosphonaten geht die Wahrscheinlichkeit für Brüche wieder zurück. (Agenturfoto) Nach dem Ende der Behandlung mit Bisphosphonaten geht die Wahrscheinlichkeit für Brüche wieder zurück. (Agenturfoto) © iStock/BrankoPhoto

Seit den 1990er-Jahren sind Bisphosphonate Medikamente der ersten Wahl in der Behandlung der Osteoporose. Sie erhöhen die Knochendichte durch Hemmung der osteoklastenvermittelten Knochenresorption und reduzieren dadurch das Risiko für Wirbel- und Hüftfrakturen um 40–70 %.

Verordnungszahlen aus Angst vor Frakturen gesunken

Fallberichte und Studien weisen allerdings auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von subtrochantären Femurfrakturen sowie Frakturen entlang der femoralen Diaphyse unter einer Bisphosphonattherapie hin. Das dürfte einer der Hauptgründe für den Rückgang des Verordnungsvolumens in dieser Substanzklasse sein, vermuten Professor Dr. Dennis­ M. Black vom Department of Epidemiology and Biostatistics der University of California und Kollegen. Dabei seien die Medikamente durchaus wirksam und wiesen ein günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis auf. Bei genauerem Hinsehen bestehen bisher allerdings noch Wissenslücken in der Einschätzung des Risikos für atypische Femurfrakturen unter Bisphosphonaten, erklären die US-amerikanischen Kollegen.

Anhand einer prospektiven Kohortenstudie, für die sie Patientendaten einer südkalifornischen Krankenversicherung analysierten, liefern sie nun ein differenzierteres Bild. Einbezogen in die Untersuchung waren 196 129 mit Bisphosphonat behandelte Frauen über 50 Jahre, die über zehn Jahre nachbeob­achtet worden waren. Als primäres Studienziel legten die Forscher das Auftreten atypischer Frakturen fest.

Das absolute Risiko für solche Brüche war in der untersuchten Kohorte insgesamt sehr gering, betonen die Autoren. Die Wahrscheinlichkeit stieg zwar mit der Dauer der Bisphosphonattherapie deutlich an, fiel aber nach Absetzen der Medikamente auch rasch wieder ab.

Nutzen-Risiko-Verhältnis unverändert hoch

Vor allem bei Frauen mit einer über fünf Jahre andauernden Bisphosphonattherapie war die Rate von atypischen Frakturen erhöht. Weitere Faktoren wie asiatische Ethnie, abnehmende Körpergröße und zunehmendes Körpergewicht sowie eine zusätzliche Glukokortikoidtherapie erhöhten das Risiko für atypische Frakturen zusätzlich.

Höheres Alter und eine geringe Knochendichte hatten dagegen praktisch keinen Einfluss auf das dahingehende Risiko. Vor diesem Hintergrund erscheint das Nutzen-Risiko-­Verhältnis von Bisphosphonaten vor allem bei weißen Osteo­porose-Patientinnen günstig, resümieren die Autoren.

So ließen sich in dieser Patientengruppe innerhalb von drei Behandlungsjahren 149 Frakturen (u.a. der Hüfte) durch den Einsatz von Bisphosphonaten verhindern, „erkauft“ durch lediglich zwei mit der Substanzklasse assoziierte atypische Frakturen. Bei Frauen asiatischer Abstammung war das Verhältnis mit 91 osteoporosebedingten bzw. Hüftfrakturen und acht mit der Medikation assoziierten atypischen Brüchen etwas ungünstiger.

Quelle: Black DM et al. N Engl J Med 2020; 383: 743-753; DOI: 10.1056/NEJMoa1916525

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Nach dem Ende der Behandlung mit Bisphosphonaten geht die Wahrscheinlichkeit für Brüche wieder zurück. (Agenturfoto) Nach dem Ende der Behandlung mit Bisphosphonaten geht die Wahrscheinlichkeit für Brüche wieder zurück. (Agenturfoto) © iStock/BrankoPhoto