Östrogenpflaster und Progesteronpille halten die Psyche perimenopausaler Frauen stabil

Dr. Anja Braunwarth

Viele Frauen leiden während ihrer Menopause unter Depressionen. Viele Frauen leiden während ihrer Menopause unter Depressionen. © fotolia/STUDIO GRAND OUEST

Mit den Wechseljahren kommt oft die Depression. Eine Kombi aus transdermalem Östrogen und oralem Progesteron könnte das verhindern – allerdings nur, wenn man die Therapie frühzeitig startet.

Rund um die Menopause steigt das Risiko für depressive Störungen auf das Zwei- bis Dreifache. Bisher gab es aber keine Daten darüber, ob eine Hormontherapie das verhindern kann. Dr. Jennifer L. Gordon, Psychologin von der Universität im kanadischen Regina und ihre Kollegen haben den Einfluss nun untersucht.1 Sie schlossen 172 psychisch gesunde perimenopausale Frauen im Durchschnittsalter von 51 Jahren in ihre Studie ein.

Randomisiert erhielt die Hälfte transdermal ein Jahr lang 0,1 mg Östradiol pro Tag oder ein Placebopflaster. Dazu bekamen die Probandinnen mit dem Verum alle drei Monate für zwölf Tage mikronisiertes Progesteron oral (200 mg/d), die anderen Scheinpillen. Innerhalb von zwölf Monaten entwickelten ungefähr halb so viele Frauen unter Hormonen die definierte depressive Störung wie unter Placebo (17,3 % vs. 32,3 %). Der positive Effekt ließ sich allerdings nur in den frühen Wechseljahren feststellen. Diese Periode umfasst einen Menstruationszyklus, der mindestens eine Woche länger dauert als gewöhnlich.

Belastende Ereignisse gemäß des sogenannten „Life Events Survey“ in den der Studie vorausgegangenen sechs Monaten hatten ebenfalls Einfluss: Je mehr es davon gab, um so effektiver war die Therapie. Initiale Östrogenspiegel oder Depression in der Anamnese spielten dagegen keine Rolle. An unerwünschten Ereignissen dominierten vaginale Blutungen durch Progesteron. Die Autoren schlagen vor, anhand des aktuellen Zyklus und der Frage nach belastenden Ereignissen Patientinnen herauszufiltern, die von einer Hormonprophylaxe profitieren könnten.

Das finden Dr. Hadine Joffe vom Brigham and Women‘s Hospital in Boston und ihre Kollegen ziemlich gewagt.2 Aufgrund der bekannten Risiken nutzt man eine Hormonersatztherapie schon lange nicht mehr zur Prävention von chronischen Krankheiten, sondern empfiehlt sie vorwiegend bei Hitzewallungen. Frauen und ihre Ärzte sollten in jedem Fall das Nutzen-Risiko-Profil individuell gründlich abwägen, ein paar kurze Fragen reichen dafür nicht aus. 

Quellen:
1. Gordon JL et al. JAMA Psychiatriy 2018; online first
2. Joffe H et al. A.a.O.

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Viele Frauen leiden während ihrer Menopause unter Depressionen. Viele Frauen leiden während ihrer Menopause unter Depressionen. © fotolia/STUDIO GRAND OUEST