Ohne Chemo und Transplantation

EHA 2022 Friederike Klein

In der Erstlinien-Kohorte zeigte sich früh ein Ansprechen. In der Erstlinien-Kohorte zeigte sich früh ein Ansprechen. © iStock/ koto_feja

Die Kombination aus Ponatinib und Blinatumomab könnte eine Alternative zur bisherigen Standardtherapie bei Patient:innen mit Ph+ ALL darstellen – mit guten Ergebnissen vor allem in der ersten Linie.

Standard für Erkrankte mit neu diagnostizierter Philadelphia-Chromosom-positiver akuter lymphatischer Leukämie (Ph+ ALL) ist die Kombination aus einer Chemotherapie und einem TKI. In einer neuen Phase-2-Studie prüften Forschende eine Alternative: Mit Ponatinib plus Blinatumomab in der Erstlinie erreichten 85 % der Patient:innen ein komplettes molekulares Ansprechen (CMR), berichtete Prof. Dr. Nicholas J. Short vom MD Anderson Cancer Center in Houston. Bei Erkrankten mit rezidivierter oder refraktärer (r/r) Ph+ ALL war die Rate mit 79 % ebenfalls hoch, während Betroffene mit chronisch myeloischer Leukämie in lymphoid akzellerierter Phase oder Blastenkrise (CML-LBC) nur zu 33 % komplett ansprachen.

An der Studie hatten erwachsene Personen mit neu diagnostizierter (n = 35) bzw. r/r Ph+ ALL (n = 14) oder CML-LBC (n = 6) mit einem ECOG-Performance-Status von 0–2 teilgenommen, die noch eine ad­äquate Leberfunktion aufwiesen. In der Induktion erhielten sie 30 mg Ponatinib täglich, in der Konsolidierung konnte die Dosis auf 15 mg reduziert werden, wenn ein CMR erreicht worden war. Parallel dazu erfolgte eine Blinatumomab-Gabe mit bis zu fünf Zyklen und jeweils zwei Wochen Pause dazwischen. Die Autor:innen sahen die Einnahme von 15 mg/d Ponatinib anschließend als Erhaltungstherapie für bis zu fünf Jahre vor.

In der Erstlinien-Kohorte zeigte sich früh ein Ansprechen. Schon nach zwei Wochen war die Hälfte der Patient:innen MRD-negativ, berichtete Prof. Short. Es kam zu zwei frühen Todesfällen. Von den übrigen Teilnehmenden erhielt nur einer in CR eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSCT), alle übrigen behielten auch ohne HSCT ihr CR im Median über zehn Monate.

Auch bei 13 von 14 Erkrankten mit r/r Ph+ ALL führte die Behandlung zu einem CR oder CR mit inkompletter Erholung (CRi). Sechs Personen bekamen eine HSCT, von denen einer ein Rezidiv entwickelte und starb. Zwei Patient:innen zeigten ohne HSCT ein anhaltendes Ansprechen, vier erlitten einen Rückfall und ein Betroffener starb aus unbekannten Gründen. Von den sechs Teilnehmenden mit CML-LBC erreichten fünf ein CR/CRi, von denen drei wieder rezidivierten. Zwei sprachen ohne HSCT weiter an.
Nach median elf Monaten waren medianes ereignisfreies Überleben und Gesamtüberleben in der Erstlinien-Kohorte noch nicht erreicht. Die 2-Jahres-EFS- und -OS-Raten betrugen jeweils 93 %. Prof. Short bezifferte die 2-Jahres-EFS-Rate bei r/r Ph+ ALL-Erkrankten mit 42 % und die 2-Jahres-OS-Rate mit 61 %.

Die CML-LBC-Kohorte schnitt am schlechtesten ab: Sie wies eine 2-Jahres-EFS-Rate von 33 % und eine 2-Jahres-OS-Rate von 60 % auf. „Für diese Patient:innen ist der chemotherapiefreie Ansatz nicht ausreichend“, betonte der Referent. Insbesondere für die Erstlinienbehandlung der Ph+ ALL hält er die Kombination von Ponatinib mit Blinatumomab aber durchaus für erfolgversprechend, um in vielen Fällen eine HSCT zu vermeiden. Die Toxizität war gut beherrschbar mit wenigen Grad-3-Nebenwirkungen, die dem entsprachen, was von den Therapeutika bereits bekannt ist.

Kongressbericht: EHA2022 Congress

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In der Erstlinien-Kohorte zeigte sich früh ein Ansprechen. In der Erstlinien-Kohorte zeigte sich früh ein Ansprechen. © iStock/ koto_feja